Zum zweiten Hacker-Treffen für soziale Zwecke im Berliner Betahaus trafen sich Anfang Juni Teilnehmer aus aller Welt. 75 Teilnehmer, darunter 15 Frauen, versuchten Wünsche der Partnerorganisationen zu programmieren. Vertreten waren Computerexperten aus Russland, Portugal, USA, Pakistan, Australien, Spanien, Belgien, Österreich, Iran, Großbritannien, Polen und Deutschland. Je ein Drittel waren Freiberufler, Studenten und Angestellte.
Das Random Hacks of Kindness will die Öffentliche Verwaltung, Krisenmanagement-Institutionen, Privatwirtschaft und die Programmierer-Community zusammenbringen. Gemeinsam will man Software für Krisensituationen entwickeln, um Hilfeleistung oder Selbsthilfe zu erleichtern. Die Programme sollen dabei helfen, Notfallsituationen durch Naturkatastrophen, Terrorismus, Pandemien besser zu überstehen, Schäden begrenzen und dafür sorgen, dass Hilfe effektiver geleistete werden kann. CIO.de berichtete auch schon über das erste Treffen.
1144 Programmierer auf der ganzen Welt beteiligen sich zeitgleich an 31 Standorten auf fünf Kontinenten an diesem "Hackathon", der 2009 aufgrund einer Initiative von Microsoft, Google, der Nasa und der Weltbank entstand und seitdem regelmäßig jedes Jahr stattfindet - nun auch zum zweiten Mal in Deutschland. Dabei ging es in diesem Jahr um 119 Probleme, von denen 64 zu Lösungen geführt hatten, an denen weiter gearbeitet werden soll.
"Random Hacks of Kindness ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Community-Public Partnership, also für eine innovative Art, Zusammenarbeit von Verwaltung, NGOs und Expert-Communities zu gestalten", sagte Mitveranstalterin Anke Domscheit-Berg. "Das geht nicht immer reibungsfrei, da diese Communities zum Beispiel ein anderes Tempo haben. Wenn sich jedoch alle Seiten auf einander einlassen, wird ein enormes Potenzial an Kreativität freigesetzt und wird an einem einzigen Wochenende viel erreicht - zum Nutzen für alle."
Den ersten Preis gewann in diesem Jahr die "Notfallkette": In der Kommunikation von Krisenteams bei THW, freiwilliger Feuerwehr und Polizei wird heute noch über Telefon Alarm ausgelöst. Jeder Informierte ruft seinerseits fünf weitere an. Die Einsatzplaner der Berliner Senatsinnenverwaltung wünschten sich eine Android-App, mit der die Information der Mitarbeiter schnell mit einem Knopfdruck geht. Dabei gibt es eine Rückmeldung der Mitarbeiter, dass sie den Ruf erhalten haben und wann sie voraussichtlich in der Zentrale eintreffen.
Notruf-App findet den Unglücks-Standort
Den zweiten Preis bekamen die Macher der App "Help me". Mit dieser App kann der per Knopfdruck spezifisch Hilfe gerufen und vorab über die Art des Notfalls informiert werden. Die Anwendung erleichtert Anrufe im Notfall: Mit ihr lassen sich nicht nur weniger bekannte Notrufnummern aufrufen, etwa die des Giftnotrufs oder des Notrufs für häusliche Gewalt. Sie bestimmt durch georeferenzierte Informationen auch den genauen Standort des Hilferufenden. Mit einer kleinen Checkliste hilft sie ihm dabei, die wichtigsten Informationen ohne Zeitverlust durchzugeben.
Der dritte Preis ging an "Killing Spree", eine Überflutungsvisualisierung für Berlin, die sich einfach auf alle möglichen anderen Gebiete übertragen lässt.
Das "Wetter-Mashup" erhielt den vierten Preis, es ist ein Webservice, der Informationen verschiedener Anbieter von Wetterinformationen kombiniert und auf Unwetter hinweist. Die meisten bestehenden Wetter-Apps sind auf bestimmte Informationen spezialisiert. Unwetter sind aber erst in Kombination der Daten erkennbar: Außerdem weichen einzelne Wetterdienste im Detail oft voneinander ab. Mashup visualisiert Bandbreiten der Angaben unterschiedlicher Anbieter auf einen Blick. Die App ermöglicht das gleichzeitige Hinein- und Herauszoomen sowie eine Anzeige sowohl gleichartiger Ansichten als auch verschiedener Ansichten – also beispielsweise eine Satellitenansicht neben einer Straßenkartenansicht.
Außer Konkurrenz war das Projekt Wheelmap dabei, eine Landkarte zum Finden rollstuhlgerechter Orte. Die Wheelmap-Organisatoren hatten im Vorfeld eine Wunschliste von neuen Features veröffentlicht. Dabei ging es darum, Bugs beseitigen und die Anwendung neu in Schwedisch und Türkisch online zu stellen. Die Macher, das Büro der Sozialhelden, bekamen einen Sonderpreis.
Nach Naturkatastrophen Basisdaten sammeln und verbreiten
Weiter entwickelt wurde auch das Projekt Caritas Germany Mapping System der Caritas International, das im Vorjahr gewonnen hatte. Hier geht es um eine Livekarte, die über Smartphones mit Informationen gefüllt wird. Einsatzkräftekönnen vor Ort jederzeit die gemeinsam genutzte Karte aktualisieren und eintragen, ob etwa Brunnen noch sauberes Wasser bereitstellen, wie viele Verletzte sich an bestimmten Punkten befinden, oder wo ein Medikamentenlager eingerichtet wurde.
Gernot Ritthaler, Katastrophenhilfe-Koordinator in der Caritas-Zentrale in Freiburg sagte beim letzten Random Hacks of Kindness zur Herausforderung des Projekts: "Nach Naturkatastrophen muss sich Caritas in kürzester Zeit den bestmöglichen Überblick verschaffen, damit schnell dort geholfen werden kann, wo der Bedarf am größten ist. Deshalb ist es notwendig, Basiskarten für eigene Zwecke anzupassen und um eigene Daten zu erweitern wie etwa Standorte der Projekte, Zahl der Hilfsbedürftigen und verfügbare Mitarbeiter."
Ebenfalls dabei war das Projekt „Geigercrowd“, eine Radioaktivitätskarte, die offizielle mit Strahlungsdaten aus der Crowd verbindet. Alle eingereichten Lösungen des Wettbewerbs finden sich hier.
Sponsoren aus der Wirtschaft ermöglichten den Ablauf im Coworking Space des Betahauses in Berlin Kreuzberg. Microsoft, Xing, CSC, Bearingpoint, die Init AG, Dataport, SpacialDB, Bertelsmann-Stiftung und Fritz Kola beteiligten sich als Sponsoren an der Veranstaltung.
Sponsoren wie Xing und Caritas
Der Verein Government 2.0 Netzwerk Deutschland e.V., das Open Data Network, die Open Knowledge Foundation sowie Caritas International zählten zu den Unterstützern, aus Berlin waren die Verkehrsbetriebe Berlin-Brandenburg, die Senatsverwaltungen für Inneres sowie für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz dabei.
Quelle: CIO.de