Qualifizierte Mitarbeiter sind in der IT begehrt. Im Kampf um die besten Bewerber stehen die Anwenderunternehmen und Beratungsunternehmen im direkten Wettbewerb. Kandidaten, denen die Bekanntheit der Marke weniger wichtig ist, finden auch bei mittelgroßen und kleineren IT-Beratungshäusern hohe Standards in Sachen Arbeitgeberattraktivität.
Im Schnitt nur 3,4 Hierarchie-Ebenen
Bewerber, deren Ziel es ist, schnell Karriere zu machen, finden in wachsenden IT-Beratungsunternehmen optimale Voraussetzungen. Anders als in Konzernen, wo Karriereschritte länger dauern und die Karriereleiter mehr Stufen hat, weisen die IT-Beratungsunternehmen durchschnittlich 3,4 Hierarchieebenen auf. Der Umstand, dass die Mitarbeiter bei den Beratungsanbietern durchschnittlich alle drei Jahre einen Karriereschritt machen können, unterstreicht das hohe Potenzial.
Bei Unternehmen mit flachen Hierarchieebenen sind die Entscheidungswege typischerweise kürzer. Auch die Nähe der Mitarbeiter zum Management ist größer, wodurch sie über unternehmenspolitische Entscheidungen in den meisten Fällen besser informiert sind und tendenziell höhere Mitgestaltungsmöglichkeiten haben.
Zwischen November und Dezember 2012 hat Lünendonk insgesamt 56 IT-Beratungsunternehmen zu verschiedenen Aspekten der Rekrutierung und der Arbeitgeberattraktivität befragt. Teilgenommen an der Befragung haben Anbieter verschiedener Größe, die mehrheitlich ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Die analysierten Unternehmen haben Fragen zu Gehaltsformen, Firmenwagenregelungen, Arbeitszeit- und Urlaubsvorgaben, Teamgrößen, Freizeitangeboten und vielen weiteren Themen beantwortet. Im Ergebnis zeigen sich hohe Standards und attraktive Rahmenbedingungen, auf die die Kandidaten treffen.
Welche Qualifikationen Beratungsunternehmen erwarten
Je nach Position, auf die sich die Kandidaten bewerben, erwarten die IT-Beratungsunternehmen ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung.
An der Spitze der gesuchten Studiengänge liegt die (Wirtschafts-)Informatik. 33 von 42 IT-Unternehmen, die im Rahmen der Lünendonk-Befragung zu konkrete Angaben gemacht haben, suchen Bewerber mit diesem Studienabschluss. Deutlich dahinter folgt das BWL-Studium, welches bei 14 der befragten Unternehmen als Bewerbungsvoraussetzung gilt.
Die Unternehmen konnten bei der Frage mehrere Studiengänge nennen, die als Einstiegsqualifikation in Frage kommen. So haben Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftswissenschaftler ebenso Chancen auf zu besetzende Stellen wie Mathematiker oder Naturwissenschaftler. Die bevorzugten Studienabschlüsse sind Master, gefolgt von Bachelor und Diplom.
Bei den abgeschlossenen Berufsausbildungen liegt der Abschluss als Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung, Systemintegration) vorn, gefolgt von einer technischen Ausbildung. Eine "Hochschulreife" ist immerhin noch bei etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen (58,9 Prozent) Voraussetzung für gewisse offene Stellen, wogegen nur 28,6 Prozent der Teilnehmer Bewerber mit "Mittlerer Reife" einstellen.
Jedes vierte Unternehmen erwartet, dass die Bewerber bereits Erfahrung im Ausland vorweisen können, um in internationalen Projektteams bei Kundenunternehmen erfolgreich arbeiten zu können.
Gehaltsformen und Vergütungsbestandteile
Eine attraktive Vergütung ist ein Schlüsselfaktor für eine hohe Arbeitgeberattraktivität. Die von der Lünendonk GmbH untersuchten Unternehmen setzen daher mehrheitlich auf eine Mischung aus fixen (89,3 Prozent) und variablen Gehaltsbestandteilen (94,6 Prozent). Auch bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich. Darüber hinaus werden in mehr als drei Viertel der Unternehmen auch Direktversicherungen als Gehaltsbestandteil angeboten (76,8 Prozent).
Bei mehr als 60 Prozent der IT-Beratungsunternehmen können die Mitarbeiter aufgrund von Zielvereinbarungen durch ihre persönliche Leistung einen zusätzlichen Bonus erreichen. Gerade für Berufseinsteiger ist auch die Zahlung von vermögenswirksamen Leistungen interessant (53,6 Prozent).
Jeweils mehr als ein Drittel der IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen (35,7 Prozent) bietet Pensionsfonds beziehungsweise eine Beteiligung am Unternehmenserfolg, die typischerweise unabhängig von den individuellen Zielvereinbarungen besteht. Weniger verbreitet sind Aktienoptionen (19,6 Prozent) oder Lebensarbeitszeitkonten (8,9 Prozent).
Kleine Beraterfirmen bieten besonders gute Entwicklungschancen
Ein Aspekt, der bei der Beurteilung der Arbeitgeberattraktivität oft unterschätzt wird, ist die Frage, wie dynamisch die Organisation wächst. Denn in einem wachsenden Unternehmen entstehen automatisch neue Führungspositionen. Berücksichtigt man die Tatsache, dass die Teams in den IT-Beratungsunternehmen meist zwischen 4 und 8 Mitarbeiter umfasst, und dass die führenden IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich stärker gewachsen sind als ihre Kundenunternehmen, werden die Karrierepotenziale sehr deutlich.
Die Gleichung "mehr Dynamik + frühere Führungsaufgaben + mehr Erfahrungsvielfalt = größere Karrierechancen" geht bereits seit Jahren für viele Berater auf, die nach sechs bis acht Jahren aus der Beratung in die Industrie wechseln oder innerhalb eines dynamischen Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens in fachliche oder kundenspezifische Leitungs- und Personalführungspositionen aufsteigen.
Hartmut Lüerßen ist Partner bei der Lünendonk GmbH.