Reisen sind verderbliche Güter. Jeder Platz im Flugzeug, der nicht besetzt ist, jedes fest eingekaufte Hotelbett, das leer bleibt, kostet den Reiseveranstalter viel Geld. Deshalb sind aktuell aufbereitete Informationen in dieser Branche ein Muss: Wie ist der aktuelle Stand von Buchungen und Reservierungen? Welche freien Kapazitäten gibt es noch bei Fluggesellschaften und in den Hotels? Über solche Daten muss ein Unternehmen wie die Rewe-Pauschaltouristik ständig im Bilde sein. Schließlich verhindert das Optimieren der Flugplanung oder die frühzeitige Stornierung nicht belegter Hotelbetten Verluste.Und wenn sich ein Ziel in der neuen Saison als unerwartet beliebt erweist, dann wollen die Einkäufer kurzfristig zusätzliche Plätze in Hotels und Flugzeugen buchen können.
Um das zu ermöglichen, müssen vorhandene Daten so aufbereitet werden, dass sie sich kurzfristig zu Analysen verdichten lassen. Deshalb führte man bei der Rewe-Pauschaltouristik bereits 1994 das dispositive Informationssystem "IS"ein: In einem SAS Data-Warehouse sind die konsolidierten operativen Daten aus den Reservierungs- und Buchungssystemen gespeichert. Mit deren Hilfe sichert das IS "die schnelle und konsistente Versorgung der Anwender mit Informationen - passend zu den ganz persönlichen Wünschen des einzelnen Nutzers", erklärt Andreas Wiesemann, Leiter Informationstechnologie bei der Rewe-Pauschaltouristik.
Neben IS verfügt das Reiseunternehmen - wie sämtliche Wettbewerber - auch noch über ein so genanntes Reiseproduktionssystem namens "Blank", mit dem sämtliche Buchungen von Hotels und Flügen abgewickelt sowie Rechnungen erstellt werden.
"Mit den Auswertungen und Analysen, die das SAS System uns heute bietet, wäre Blank überfordert gewesen", so Wiesemann, "schließlich geht es auch darum, dass die Abfragen sehr schnell zur Verfügung stehen". Die Übernahme der Daten aus dem Reiseproduktionssystem in das Data Warehouse bereitete keinerlei Schwierigkeiten. Mit der Java-basierten Anwendung IS können alle Anwender jede Abfrage selbst vornehmen. "Einschränkungen wären natürlich machbar gewesen, wir nutzen das aber nicht. Es ist sogar jedem möglich, selbst definierte Abfragen abzuspeichern", erläutert Wiesemann. Diese Offenheit und Bedienerfreundlichkeit habe zu einer großen Akzeptanz des Systems geführt.
Die Mitarbeiter können sich mit einem Klick einen Überblick darüber verschaffen, wie der Deckungsbeitrag in einem Zielgebiet aussieht oder welcher Anteil der Buchungen für diese Destination über Reisebüros abgewickelt wird. Dabei müssen für die Auswertungen einige Daten vereinfacht werden: Provisionsabrechnungen zum Beispiel erfolgen in der Regel einmal im Jahr. Um dennoch kurzfristig Zahlen über ein Zielgebiet zur Verfügung zu haben, arbeitet man mit Durchschnittsprovisionen. "Es hat sich gezeigt, dass wir mit diesem Verfahren immer sehr nahe an der Wirklichkeit dran sind", zeigt sich der IT-Leiter zufrieden.
Wie leistungsfähig das System ist, bewies es besonders vor drei Jahren: Als Rewe die LTU Touristik übernahm, verdoppelten sich auf einen Schlag Datenvolumen und Anzahl der Nutzer. "Wir mussten schnell entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen, um die Bereitstellung der zusätzlichen Datenmenge, die damit verbundenen längeren Batch-Laufzeiten der Datenübernahme und die notwendige Performance für die neuen Anwender gewährleisten zu können", zählt Wiesemann die Anforderungen auf. Innerhalb von nur drei Monaten gelang es, das System zu verjüngen, die operativen Daten zu integrieren und die neuen Nutzer an das IS anzubinden. "SAS hat uns dabei permanent zuverlässig unterstützt", betont Wiesemann.
Vier "Data Marts"
Heute arbeiten mehr als 250 Anwender mit dem IS. Neben dem Top-Management von Rewe-Pauschaltouristik nutzen die Entscheider und Experten aus Vertrieb, Produktmanagement und Beförderung das Informationssystem, das sich aufgabenspezifisch in vier "Data Marts" untergliedert:
-
IS-Vertriebsmanagement
-
IS-Flugleistungsmanagement
-
IS-Hotelleistungsmanagement
-
IS-Produktmanagement
Als fünftes hat man mittlerweile ein konzernübergreifendes Vertriebssystem integriert.
Für die Betreuung der knapp 11 000 deutschen Lizenzreisebüros bietet das IS-Vertriebsmanagement umfangreiche Abfragemöglichkeiten zu Umsätzen nach Verkaufsdatum, Reisezeit, Zielen oder Vertriebsregionen. Beim IS-Flugleistungsmanagement und beim IS-Hotelleistungsmanagement lässt sich anhand der Vorwochenhistorien der Verkauf gebuchter Flugzeugplätze und Hotelzimmer exakt beobachten und steuern. Produktkennzahlen wie Kundenakzeptanz und Deckungsbeitrag liefert das IS-Produktmanagement.
Und das Leistungsportfolio wird laufend erweitert. Ein aktuelles Projekt erläutert Andreas Wiesemann: "Wenn ein Kunde über ein Reisebüro in München gebucht hat, dann wissen wir dadurch noch lange nicht, wo er wohnt. Er kann zum Beispiel in Hamburg leben und von dort die Website des Reisebüros genutzt haben. Deshalb arbeiten wir gerade an einem System, das uns sagt, woher der Kunde kommt."
Um den Hoteleinkäufern und den Distriktleitern, die für die Betreuung der Reisebüros zuständig sind, auch unterwegs Zugriff auf die für ihre Arbeit essenziellen Informationen zu bieten, ist der Client mittlerweile auch aus dem Internet aufrufbar. Bei einem ersten Test zeigten sich wichtige Anwender aus den Fachbereichen von den Abfragevarianten und der leichten Bedienbarkeit begeistert. Und das ist für Andreas Wiesemann der entscheidende Punkt: "Wie gut ein Informationssystem wirklich ist, das bestimmt letztlich der Anwender."
REWE -Touristik
Die Touristik ist neben dem Lebensmittelhandel das zweitgrößte Geschäftsfeld der Kölner Handelsgruppe. Im Jahr 2003 verreisten 4,39 Millionen Urlauber mit den sechs Rewe-Veranstaltern ITS Reisen, Jahn Reisen und Tjaereborg sowie DER TOUR, Meier´s Weltreisen und ADAC Reisen. Dabei wurden rund 2,4 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Marktanteil von 17 Prozent. Seit Januar 2001 hält Rewe auch 40 Prozent an der Fluglinie LTU International Airways.