Update: Wir haben nun auch die Geschwindigkeit des Internet Explorer 9 Platform Preview gemessen - Firefox muss sich vorerst geschlagen geben.
Der Internet Explorer 9 wird deutlich schneller als die Vorgängerversionen und auch HTML 5 unterstützen. Das hat Microsoft auf der von Microsoft selbst veranstalteten Messe Mix 10 in Las Vegas bekannt gegeben. Für Entwickler hat Microsoft außerdem eine frühe Vorabversion zum Testen freigegeben, die die Bezeichnung IE9 Platform Preview trägt.
Dass sich diese Platform Preview vom Internet Explorer 9 vor allem an Entwickler richtet, erkennt man daran, dass die Vorabversion noch nicht die neue Oberfläche besitzt. Es fehlen auch viele andere Bedienelemente, die man von Browsern gewohnt ist. Damit ist klar, dass IE9 Platform Preview nur dazu dienen soll, einen Ausblick auf die neue Browser-Engine zu geben.
Bereits auf der PDC 2009 hatte Microsoft übrigens ebenfalls eine Vorabversion des Internet Explorer 9 gezeigt, bei der ebenfalls noch nicht die neue Oberfläche zu sehen war. Das gibt natürlich Anlass für Spekulationen: In der Vergangenheit hatte Microsoft bei Vorabversionen auch die Oberfläche gezeigt und die Konkurrenz nutzte oft die Zeit bis zur Veröffentlichung der finalen Version, um Elemente der UI zu kopieren. Eventuell will dies Microsoft beim Internet Explorer 9 vermeiden und macht daher derzeit noch so ein großes Geheimnis um die Oberfläche.
HTML5 und Hardware-Beschleunigung
Beim Internet Explorer 9 dürfen sich alle Browser-Kritiker und Web-Entwickler freuen: IE General Manager Dean Hachamovitch betonte bei der Vorstellung der Vorabversion des IE9 auf der Mix 10, dass der Internet Explorer 9 deutlich bei der Geschwindigkeit zulegen wird. Außerdem sprach sich Hachamovitch für HTML5 aus.
"Wir lieben HTML5 so sehr, dass wir es im Internet Explorer 9 haben wollen. Wir wollen, dass dieselben Skripte und Befehle über alle Browser hinweg funktionieren. Und zugleich wollen wir auch verantwortungsvoll sein, was Standards betrifft", sagte Hachamovitch bei seiner Rede auf der Mix 10. Und er fügte hinzu: "Wir wollen jeden Standard, den wir in der realen Welt sehen, mit dem IE9 unterstützen."
Durch die Unterstützung von HTML5 kann Microsoft auch beim IE9 die Rendering-Geschwindigkeit optimieren und Entwicklern dabei helfen, dynamische Web-Applikationen zu erstellen.
Dabei kommt vor allem eine Hardware-Unterstützung bei Rendern von Websites zum Einsatz. Dabei wird die GPU der Grafikkarte zum Beschleunigen des Website-Rendering genutzt. Der Vorteil: Die fertige Website kann schneller an den Anwender ausgeliefert werden.
Chakra: Neue Javascript-Engine sorgt für deutlich mehr Tempo
Hardware-Beschleunigung ist nur eine Methode, um für mehr Surf-Tempo zu sorgen. In der Vergangenheit konnte der Internet Explorer bei Javascript-Benchmarks überhaupt nicht überzeugen und landete grundsätzlich auf den letzten Platz. Dementsprechend eilte dem Internet Explorer auch der Ruf voraus, eine lahme Browser-Schnecke zu sein.
Beim Internet Explorer 9 soll alles anders werden. Microsoft hat von Grund auf eine neue Javascript-Engine entwickelt, die die Entwickler "Chakra" nennen. Die neue Engine ist in der Lage, Javascript-Befehle im Hintergrund auf mehreren CPU-Kernen gleichzeitig zu verarbeiten. Dadurch profitiert also die Javascript-Engine von der Hardware und ist in der Lage, im Hintergrund mit deutlich mehr Leistung zu arbeiten.
Die Rendering-Engine hat Microsoft ebenfalls von Grund auf neu entwickelt; sie unterstützt auch SVG.
IE9 Platform Preview: Der Download & coole Demos
Die Vorabversion vom Internet Explorer 9 trägt die Bezeichnung IE9 Platform Preview und steht nur in englischer Sprache zum Testen bereit. Dadurch, dass der Preview-Version die komplette Oberfläche fehlt, hat der Download eine Größe von lediglich 14,6 MB. Positiv: Eine bereits installierte Version des Internet Explorer wird durch die Installation des IE9 Platform Preview nicht überschrieben.
Download: Internet Explorer 9 Platform Preview
Microsoft bietet für Internet Explorer 9 Platform Preview diverse Demos an, mit denen die Geschwindigkeit und die HTML5-Unterstützung des Browsers demonstriert werden sollen. Bei den "Speed Demos" kommt die neue Javascript-Engine Chakra zum Einsatz. Beeindruckend ist die Demo "Map Zooming".
Bei "HTML5 Demos" wird die HTML5-Unterstützung des Browsers vorgeführt und es gibt auch gleich mit dem HTML5 T-Shirt-Designer eine dynamische Web-Applikation zum Ausprobieren.
Und bei "Graphics Demos" kommt schließlich auch die GPU-unterstützte Berechnung von HTML5-Grafiken zum Einsatz. Deren Fähigkeiten werden beispielsweise mit dem "Atlas zur Europawahl 2004 in Deutschland" vorgeführt.
Internet Explorer 9 Platform Preview besteht übrigens noch nicht den Acid3-Test, was Microsoft auch einräumt. Derzeit erreicht die neue Version nur 55 von 100 Punkten, was immerhin mehr ist, als bisher der Internet Explorer 8 geschafft hat (20/100 Punkten). Microsoft weist aber ausdrücklich darauf hin, dass im Acid3-Test Standards und Technologien getestet werden, die sich noch in der Entwicklung befinden und damit noch nicht finalisiert sind. Einige der Dinge, die der Test überprüfe, widersprächen gar Teilen des HTML5-Standards. Microsoft will sich für die Entwicklung eine standardisierte und industrieweit geltende Test-Suite einsetzen.
Derweil hat Microsoft übrigens diverse weitere Tests über HTML5, CSS3, SVG & Co. bei der W3C eingereicht, die allesamt vom Internet Explorer 9 Platform Preview bestanden werden, bei denen aber teilweise die Konkurrenz Probleme hat, wie dieser Übersicht entnommen werden kann.
Fazit: Internet Explorer 9 - der richtige Schritt in die richtige Richtung
Eine schnellere Rendering-Engine, eine neu entwickelte Javascript-Engine, Grafik-Darstellung mit Hardware-Beschleunigung und HTML5-Unterstützung: Microsoft geht mit dem Internet Explorer 9 nicht nur in die richtige Richtung, sondern bekennt sich ausdrücklich zu offenen Standards und will diese auch tatkräftig und sehr aggressiv voranbringen.
Bisher war Microsoft immer zurückhaltend, wenn es um die Unterstützung von Standards ging, die noch gar nicht finalisiert sind. Das ist beispielsweise auch bei HTML5 der Fall und somit ließ sich bisher auch die Zurückhaltung von Microsoft bei der Unterstützung von HTML5 erklären. Dass HTML5 noch kein echter Standard ist, geriet in den Hintergrund dadurch, dass andere Browser-Anbieter lautstark die Unterstützung einzelner HTML5-Funktionen, wie dem HTML5 Video-Tag, propagierten und damit den Internet Explorer alt aussehen ließen.
Das alles scheint nun Schnee von gestern zu sein, schließlich versetzt HTML5 Microsoft in die Lage, den ersten Browser auszuliefern, der eine GPU-unterstützte Berechnung von HTML5-Grafiken beherrscht. Und Microsoft kann den Internet Explorer 9 als fortschrittlichen Browser anpreisen, der Technologien unterstützt, auf die die Web-Entwickler schon seit langem warten. Statt - wie bisher zu bremsen - ist das Signal von Microsoft nun an die Entwickler ganz klar: "Gehet hin und entwickelt HTML5-Web-Applikationen!"
Die Preview-Version des Internet Explorer zeigt, dass der Microsoft-Browser künftig wieder eine größere Rolle spielen wird. Spannend bleibt die Frage, wieso Microsoft die Oberfläche noch nicht zeigen möchte. Was für Überraschungen hat Microsoft hier in petto? Bislang steht noch nicht fest, wann die finale Version des Internet Explorer 9 erscheinen wird. Wir gehen von diesem Jahr aus. Bis dahin kann also mit Spannung auf die finale Version gewartet werden…
Quelle: PC-Welt