Das ambitionierte Projekt für eine europäische Daten-Infrastruktur als Alternative zu Diensten amerikanischer Internet-Riesen wurde am Dienstag offiziell vorgestellt. Das Cloud-Netzwerk Gaia-X soll unter anderem europäischen Firmen den Weg zu digitalen Geschäftsmodellen ebnen und auch helfen, mit Hilfe von Datenanalyse Krankheiten wie Krebs zu bekämpfen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) präsentiert das Vorhaben auf dem Digital-Gipfel in Dortmund.
In einem Papier, das der dpa vorliegt, werden zwar ausführlich die Grundsätze und mögliche Anwendungsbereiche von Gaia-X beschrieben. Auf diverse praktische Fragen wie Kosten, Finanzierung oder Bedarf an Software-Entwicklern geht es jedoch nicht ein.
Zugleich soll es schnell gehen: Für das zweite Quartal des kommenden Jahres sind erste Tests des technischen Konzepts geplant. Ende 2020 solle der Livebetrieb mit ersten Anbietern und Anwendern starten. Frankreich gilt als weitere treibende Kraft hinter dem Riesen-Projekt.
Gaia-X als europäische Cloud-Alternative
"Die existierenden Cloud-Angebote werden von außereuropäischen Anbietern mit hoher Marktmacht und schnell skalierenden Cloud-Infrastrukturen dominiert", räumen die Autoren des Papiers ein. Europäische Alternativen seien allenfalls in fachspezifischen Nischen aktiv. Dagegen werde Gaia-X "die Grundlage eines offenen, digitalen Ökosystems, mit dessen Hilfe Unternehmen und Geschäftsmodelle aus Europa heraus weltweit wettbewerbsfähig skalieren können". Das solle Jobs und Wertschöpfung sichern.
Zu Umsetzung der Daten-Infrastruktur sei "eine zentrale, europäisch getragene Organisation" notwendig, heißt es in dem Papier. Eine Möglichkeit sei die Gründung einer Europäischen Genossenschaft, an der sich interessierte Partner beteiligen könnten. Das Netzwerk soll Unternehmen jeder Größe vernetzen - "vom Industriekonzern über Mittelständler bis hin zu Start-ups".
Das Projekt würde gegen etablierte Cloud-Dienste von Konzernen wie Amazon, Microsoft und Google antreten. Diese haben bereits eine effiziente Größe erreicht und keinen Mangel an Geld oder Entwicklern. Zugleich wird in Europa die Sorge vor einem möglichen Zugriff von US-Behörden auf die Daten betont, auch wenn man sie mit Verschlüsselung weitgehend davor schützen kann.
SPD will Datenmonopol der US-Konzerne brechen
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bezeichnete Altmaiers Pläne zwar als grundsätzlich guten Ansatz. "Dringlicher wäre es aber, das Datenmonopol der großen US-Konzerne endlich zu brechen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir müssen aufhören, uns auf Gipfel-Veranstaltungen gegenseitig zu beklatschen und stattdessen dafür sorgen, dass die Digitalisierung endlich Fahrt aufnimmt." Deutschland hinke hinterher, und die Kanzlerin unternehme zu wenig, um das zu ändern. (dpa/rs)