So ungefähr muss es gewesen sein: Thomas Endres, Konzern-CIO der Lufthansa, sitzt mit den sechs Bereichs-CIOs, Vertretern des Einkaufs und der IT-Tochter Lufthansa Systems im Board für IM (Informationsmanagement). Es kommt zur wichtigsten Einkaufs-Entscheidung, die die Lufthansa-IT im letzten Jahr getroffen hat. Endres schickt die Vertreter der Anbieterseite vor die Tür. "Es gibt Themen, die auch ohne LH Systems besprochen werden", erklärt der Konzern-CIO.
Dann fällt die Entscheidung für Amadeus und draußen vor der Tür verstehen die Vertreter der Systems die Welt nicht mehr. Jahrelang hat die hundertprozentige Tochtergesellschaft in die Entwicklung einer eigenen Buchungs-Lösung investiert und dann entscheidet sich die Mutter dagegen.
Die Entscheidung ist nur vor dem Hintergrund zu verstehen, dass sich die Lufthansa innerhalb der Star Alliance mit den anderen Airlines absprechen muss. Dann allerdings ergibt die Entscheidung Sinn: Amadeus ist Grundlage eines gemeinsamen Buchungssystems mit Star Alliance Partnern wie der United und Air Canada. Mit diesen beiden stemmt die Lufthansa gerade ihr größtes Projekt, die "Common IT Platform" (CITP). An allen Schaltern soll es dann möglich sein, Tickets der Partner-Airlines zu buchen und Anschlussflüge zu reservieren.
Vor Anfang 2009 wird das allerdings nichts. Christoph Ganswindt, CIO des größten Lufthansa-Bereichs "Passage" (Passagier-Transport), rechnet damit, dass zu diesem Zeitpunkt die Systeme der Lufthansa und der United miteinander korrespondieren. Im Zeitraum von 2012 bis 2015 werden dann auch die anderen Airlines so weit sein, dass sie auf den gemeinsamen Standard springen. "Im Augenblick bietet die Star Alliance noch alles an Systemen, was Sie sich vorstellen können", erklärte Ganswindt auf der Euroforum-Tagung "Strategisches IT-Management" im Februar in Bonn.
Große Konkurrenten wie British Airways nutzen Amadeus bereits, Air France wird dieses Jahr migrieren. Für kleine Airlines ist Amadeus jedoch ähnlich überdimensioniert wie SAP für einen Handwerksbetrieb. Hier soll dann die Lufthansa Systems wieder ins Spiel kommen. "Da entsteht gerade eine vielversprechende Situation", lobt Endres. "Amadeus unterstützt die LH Passage und LH Systems etabliert ihre Lösung Face als modulare Unterstützung für externe Airlines." Der Konzernvorstand erwartet ohnehin von der IT-Tochter, dass sie ihr Drittmarkt-Geschäft erhöht - idealerweise, ohne Auftragsvolumen bei der Mutter zu verlieren. Etwa 60 Prozent des Outsourcing-Budgets der Lufthansa fließt an die Systems, schätzt Endres.