Die Amann Group zählt zu den Hidden Champions des Mittelstands und mischt ganz vorne bei den weltweit führenden Herstellern von Nähfäden und Stickgarnen mit. Das 1854 in Bönnigheim bei Stuttgart gegründete Unternehmen beliefert vor allem Kunden aus der Textil- und Automobilbranche. Produziert wird ausschließlich in den eigenen Werken in Europa und Asien. In Deutschland arbeiten rund 700, weltweit etwa 2.500 Beschäftigte für das Unternehmen.
Der Bekleidungssektor (Apparel) zählt zum größten Kundensegment. Jährlich produziert das Unternehmen nach Kundenwünschen rund 100.000 individuelle Einfärbungen. Da die Digitalisierung erst langsam in der Textilbranche ankommt, bestellen mehr als 70 Prozent dieser Kunden noch mit PDF oder per E-Mail. Rund 250.000 Aufträge werden jährlich in Deutschland manuell bearbeitet.
SAP S/4 HANA als Greenfield-Ansatz
CIO Andreas Hitzig will die IT mit dem Projekt "AMANN IT Roadmap 2025" fit für die Zukunft machen, Prozesse vereinfachen und Lieferketten transparenter gestalten. Zentraler Aspekt für die Planung, Auftragsabwicklung und Produktion ist die SAP-Landschaft. In den vergangenen 20 Jahren entstanden viele individuelle Optimierungen. Mit der Einführung von SAP S/4 HANA als Greenfield-Ansatz setzt er stärker auf Standardprozesse und -lösungen, damit sich künftig Prozesse einfacher digital und transparent abbilden lassen. Dafür wurde vor zwei Jahren zusammen mit dem Partner Consolut mit dem Template-Projekt begonnen.
Bereits im Jahr 2019 implementierten Hitzig und sein Team die von ColorDigital entwickelte DMIx Cloud, um den Kunden ein digitales Colour-Matching zu ermöglichen. In der Cloud befinden sich alle Amann-Farben, so können Kunden schnell und einfach passende Farben und Materialien finden. Auch die automatisierte Belegerfassung soll den Mitarbeitern Routine-Arbeiten erleichtern.
KI-Lösung für den Vertrieb
Gemeinsam mit dem Startup TIKI entwickelte die IT zusammen mit dem Vertrieb eine Applikation, die Bestellungen mit KI auslesen kann. Keine leichte Aufgabe, wie CIO Hitzig berichtet: "Wir sind etwas blauäugig an die Sache herangegangen, eine KI für eine so komplexe Aufgabe ist nicht trivial. Mit dem Dienstleister TIKI kam die Wende. Inzwischen wird die Lösung flächendeckend im Vertriebsinnendienst eingesetzt."
Lessons Learned
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Hitzig kam im März 2018 zu dem mittelständischen Unternehmen. Von Anfang an unterstützten alle Geschäftsführer die Projekte. "Das hat geholfen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Angst vor Veränderungen zu nehmen", sagt der 50-Jährige. Hitzig schätzt zwar agiles Arbeiten, doch eine rein agile Organisation passe nicht zu einem traditionellen Mittelständler. Kritisch sieht der Informatiker auch die allgemeine Cloud-Begeisterung. "Viele sehen darin ein Allheilmittel. Wir setzen bei diesem Thema auf eine gute Mischung, behalten aber auch immer die Kosten im Blick." (kf/rs)
Die Jury lobt ...
... das "solide Vorgehen und die zielführenden Prozessbeispiele." |