In der freien Marktwirtschaft ist alles möglich. Selbst die Bildung von immer größeren Mono- oder Oligopolen, auch wenn sie manchmal von staatlichen Behörden in ihrem Entfaltungsdrang begrenzt werden oder sich mit Gerichtsklagen konkurrierender Anbieter abplagen müssen. Schwergewichte wie Google oder Samsung können ein Lied davon singen. Amazon scheint sich bisher wacker gegen solche Anfeindungen geschlagen zu haben.
Nun greift der weltweit größte Online-Shop wieder mit einem zunächst in den USA erprobten Konzept auf den europäischen Kontinent über: In Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien können Interessierte seit Ende August auf das App-Angebot von Amazon zugreifen, insofern die Hersteller solcher Programme diese freigegeben haben. Für Interessenten in Deutschland steht auf der Website von Amazon ein Android-Zugang zum Shop für den Download bereit.
Unmittelbare Konkurrenz bei Android-Apps ist der Play Store von Google, auch wenn beide Unternehmen gemeinsam natürlich an der weiteren Ausdehnung des Android-Lagers gegen Apples iOS mit seinen Hardware-Schlachtrössern iPad und iPhone interessiert sind.
Apple klagt gegen Amazon
Apple hatte in den USA versucht, mit einer Klage vor Gericht gegen den "Appstore“ (zusammen geschrieben) vorzugehen. Begründung: Amazon hätte damit schamlos Apples "App Store“ (auseinander geschrieben) abgekupfert. Die amerikanische Gesetzeslage ist offenbar nicht eindeutig: Bisher kam es zu keiner Entscheidung. In Deutschland hat Amazon den Namen "App-Shop" gewählt, in den anderen europäischen Ländern bleibt es beim "Appstore".
Als besonderes Schmankerl für Android-Fans kann man sich bei Amazon jeden Tag eine andere, eigentlich kostenpflichtige App herunterladen ("Free Apps of the Day“). Das sorgt schon einmal für ein kontinuierliches Grundrauschen. Amazon sagt dazu: "Alle Free Apps of the Day werden speziell für das Free App of the Day-Programm ausgewählt. Im Amazon App-Shop erworbene Apps und Spiele können auf jedem Android-Endgerät verwendet werden. Kunden zahlen nur einmal und haben Zugriff auf ihre Apps über jedes geeignete Smartphone und Tablet.“
Jim Adkins, Vice President Amazon Appstore, gibt sich zuversichtlich: "In den USA haben Kunden innerhalb eines Jahres Millionen Apps, Spiele, Abos und In-App-Käufe heruntergeladen. Wir haben viel positives Feedback zu Angeboten wie der Free App of the Day erhalten, denn Nutzer können damit Apps entdecken.“
App-Shop mit Amazon-Funktionen
Der Amazon App-Shop biete zudem beliebte Funktionen wie personalisierte Empfehlungen, Kundenrezensionen und Amazon 1-Click. Um die Qualität sicherzustellen, würden die Apps von Amazon getestet. Und für Fragen zum Angebot steht Kunden der Amazon-Kundenservice zur Verfügung.
Ähnlich wie bei Apple verfolgt Amazon bei den eigenen elektronischen Geräten den Ansatz, sie als Verkaufsinstrument für Apps, Spiele, Musik, Videos und weitere Artikel zu nutzen. Doch während Apple auch bei seinen iPads, iPhones etc. auf Exklusivität zu entsprechenden Highend-Preisen setzt, hat Amazon sein bisher nur in den USA erhältliches Tablet "Kindle Fire“ mit einem Kampfpreis von 199 Dollar angeboten.
Alle wollen alles
Und neue, ähnlich günstige Geräte, inklusive eines Smartphones, sollen folgen. "Vor uns liegt ein aufregender Fahrplan“, äußerte sich Amazon-Boss Jeff Bezos zu der offiziellen Mitteilung, das Kindle Fire sei jetzt "ausverkauft“.
Die Tendenz im Markt für mobile Geräte und Apps ist klar: Alle bieten alles an. Und schielen auf die anderen und kopieren fleißig weiter. Die Kunden können gelassen zusehen, solange die Auswahl für sie größer wird – bei fallenden Preisen.