”Vom Einkaufsparadies zum Datenverwerter” lautet der Untertitel des FAZ-Buchs über Amazon. Und gerade letzteres Thema beschäftigt die Gemüter heftig, besonders seit der Abhöraffäre rund um die NSA. Autor Carsten Knop beschreibt zunächst das einzigartige, radikal kundenorientierte Konzept von Amazon-Gründer Jeff Bezos, das im Dienste von Wachstum und einem möglichst umfangreichen Angebot auf seinen Internet-Seiten längerfristige Verluste in Kauf nimmt. Damit hat das Unternehmen offenbar Erfolg. Die Menge an persönlichen Daten und Vorlieben, die Amazon weltweit über seine Kunden beim Einkaufen sammelt, erweisen sich zunehmend als Goldgrube für den Online-Versand, der seinen Anfängen als Internet-Buchhandlung längst entwachsen ist.
So hat Amazon Cloud-Angebote, namentlich seine Amazon Web Services und den darauf basierenden Amazon S3 (Simple Storage Service), als neues lukratives Geschäftsmodell entdeckt. Diese können vor allem kleinere Unternehmen nutzen, um beispielsweise ihre E-Mail-Korrespondenz oder Software-Angebote über die Server von Amazon laufen zu lassen und so bei der Nutzung einer eigenen Infrastruktur zu sparen. Auch größere Unternehmen würden diese Option inzwischen nutzen. Manche spekulieren darüber, dass sogar Apple bislang die Amazon-Dienste für die eigene iCloud in Anspruch nehme. Es ist klar, dass hieraus auch neue Sicherheitsbedenken beim Datenschutz entstehen.
Knop berichtet von den teils umstrittenen Arbeitsbedingungen für die Amazon-Festangestellten und Saisonarbeiter, die Amazon insbesondere für das Weihnachtsgeschäft einstellt. Wie übel die Konditionen und die Unterbringung speziell für diese sein sollen, hat jüngst ein ARD-Report über die Situation bei Amazon im nordhessischen Bad Hersfeld belegen wollen.
Seine Exkurse zu anderen Firmen und Wirtschaftsbereichen, die hier und da eingestreut sind, wirken ein bisschen wie Fremdkörper und zeigen, dass einiges aus dem Buch aus ehemaligen Zeitungsartikeln der FAZ zusammengestellt wurde. Dennoch lassen sich auch diese Seiten mit Interesse und Gewinn lesen. Weniger erfreulich sind die immer wieder einmal auftauchenden Fehler im Buch, die einem aufmerksamen Lektorat eigentlich nicht hätten entgehen dürfen – schon gar nicht bei einem Verlag mit dem Anspruch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Empfehlung: Nicht alles, was Knop auf etwa 170 Seiten schreibt und berichtet, ist neu. Es darf einen auch nicht überraschen, dass ein FAZ-Buch eine eher wirtschaftsfreundliche Haltung einnimmt. Dennoch vermittelt der Autor, der Jeff Bezos von einem Interview her persönlich kennt, viele Details und Hintergrundwissen zu Amazon und seinem Gründer – bis zu dessen hochfliegenden, aber durchaus realistisch erscheinenden Plänen für den Start in den Weltraum. Wer Näheres über den Online-Versandhändler und dessen Gründer wissen will, kommt an diesem Buch kaum vorbei.
Info: Carsten Knop, Amazon kennt dich schon.Vom Einkaufsparadies zum Datenverwerter, Frankfurter Allgemeine Buch (Frankfurt 2013), Hardcover ca. 170 Seiten, ISBN: 978-3-89981-301-2. Preis: 20 Euro.