Einst gestartet mit Büchern, verkauft Amazon schon heute fast alles. Um seine Position gegen Wal-mart und andere Reseller zu verteidigen, will Amazon jetzt Diapers (= Englisch für Windeln) übernehmen, einen Online-Anbieter von Baby-Artikeln.
Die Übernahme im Wert von 540 Millionen Dollar zeigt, wie weit sich Amazon inzwischen in die Enge getrieben sieht. Denn Quidsi, die Muttergesellschaft von Diapers, deren Kauf Amazon jetzt angekündigt hat, steht nicht nur für Windeln und andere Sachen für Kleinkinder.
Quidsi betreibt auch die Webseiten Soap.com für Drogerieartikel und BeautyBar.com für Makeup und ähnliches.
Schon mit dem Aufkommen der ersten Internet-Blüte von 2001 hatten viele Unternehmen versucht, mit vermeintlich populären Waren im E-Commerce Fuß zu fassen. Doch Anbieter wie Webvan und Pets.com mussten mit dem Platzen der Blase schon bald wieder schließen. Quidsi steht für einen neuen Anlauf und bietet zum Beispiel schnelle und kostenlose Auslieferung innerhalb der USA an.
Mit diesen Maßnahmen und robotergesteuerten Lagern, die auf zügigen Warendurchlauf optimiert sind, war es Quidsi laut New York Times bald gelungen, den großen Online-Anbietern wie Amazon, Walmart.com und Drugstore.com Marktanteile wegzunehmen
Amazon reagierte zunächst mit einem speziellen Programm Amazon Mom für Windeln und weitere Baby-Artikel. Doch das reichte offenbar nicht aus. Jetzt soll es der Diapers-Kauf richten.
Zukäufe statt organisches Wachstum
Es wäre nicht die erste Übernahme durch Amazon, die in diese Richtung zielt. Letztes Jahr kaufte man Zappos.com, eine Website, die sich auf Schuhe und Kleidung spezialisiert hatte. Das war Amazon 1,2 Milliarden Dollar wert. Weitere Einkäufe folgten.
Bis dahin war Amazon hauptsächlich durch organisches Wachstum zur Nummer eins im Internet-Handel geworden. Zukäufe waren eher die Ausnahmen. Doch die Stoßrichtung der meisten Unterseiten, die Amazon in den letzten Jahren aufgemacht hat, zeigte schon deutlich die gegenüber den Gründungsjahren geänderte Strategie: weg von Büchern, hin zu der gesamten Palette eines klassischen Warenhauses.
Für Mütter mit Kleinkindern bedeutete der bisherige scharfe Konkurrenzkampf zwischen Diapers und Amazon Mom äußerst günstige Preise. Damit dürfte es nach der Übernahme vorbei sein.