Online-Händler Amazon will sich unabhängiger von Paktdiensten wie DHL oder Hermes machen und einen eigenen Zustelldienst aufbauen.
"Zunächst werden wir andere Metropolen angehen und in Stadtnähe Verteilzentren aufbauen", sagte Amazon-Manager Bernd Schwenger der "DVZ - Deutsche Verkehrs-Zeitung". Derzeit diene ein Verteilzentrum in Olching bei München als Modellprojekt, die Suche nach geeigneten weiteren Standorten laufe.
Über den Start des eigenen Zustelldienstes in München im Oktober 2015 hatte bereits die "Verkehrsrundschau" berichtet, über die Pläne die "Wirtschaftswoche" im Frühjahr 2015 - damals hatte Amazon allerdings noch zu dem Vorhaben geschwiegen.
Die größten Paketdienste in Deutschland im Vergleich – Hintergrund, Umsatz, Kennzahlen, Zusteller
DHL <b>Hintergrund:</b> DHL gehört seit 202 zur Deutschen Post AG. Die Buchstaben stehen für die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Dalsey, Hillblom und Lynn. DHL betreibt in Deutschland 33 Paketzentren, 200 Zustellbasen und 3.000 Zustellstützpunkte. Kunden können in rund 12.000 Filialen und über 2.650 Packstationen Pakete in Empfang nehmen und an mehr als 29.000 Stellen abgeben. Firmensitz: Bonn <br><br> <b>Umsatz:</b> 3,75 Milliarden Euro (2013; Deutschland) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 1,02 Milliarden Pakete in Deutschland (2013) <br><br> <b>Zusteller:</b> DHL beschäftigt bundesweit rund 62.000 Zusteller. Mit der Gewerkschaft Verdi wurde vereinbart, maximal 990 der 39.800 Bezirke an Subunternehmer zu vergeben
DPD <b>Hintergrund:</b> DPD gehört seit 2001 zur französischen GeoPost. Als Dynamic Parcel Distribution wurde DPD 1976 von 18 deutschen Speditionsfirmen gegründet. DPD betreibt in Deutschland 75 Depots, in mehr als 5.000 Paketshops können Kunden Pakete abholen und versenden. Firmensitz (D): Aschaffenburg <br><br> <b>Umsatz:</b> 4,39 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 320 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> DPD lässt seine Pakete ausschließlich von Subunternehmen ausliefern. Die etwa 1.000 Systempartner beschäftigen mehr als 8.000 Zusteller.
GLS <b>Hintergrund:</b> Gehört zur britischen Royal Mail. Wurde 1989 als German Parcel gegründet und 1999 von der Royal Mail übernommen und fortan unter dem Dach von General Logistics Systems weitergeführt. GLS-Kunden stehen deutschlandweit rund 5.000 Paketshops zur Verfügung. Das Standortnetz besteht aus 60 Depots, 18 davon dienen zusätzlich als regionale Verteilzentren. Firmensitz (D): Neuenstein. <br><br> <b>Umsatz:</b> 1,96 Milliarden Euro (2013/14; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 404 Millionen Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> GLS wickelt die gesamte Paketzustellung in Deutschland über Subunternehmen ab. Rund 4.500 Lieferfahrzeuge sind dafür im Einsatz.
Hermes <b>Hintergrund:</b> Hermes gehört zur Otto Group Hamburg. Unter dieser Marke agieren elf Gesellschaften, die weltweit handelsnahe und logistische Dienstleistungen erbringen. Für die Zustellung von Paketen bis 31,5 kg ist die Hermes Logistik-Gruppe Deutschland GmbH (HLGD) verantwortlich. Sie betreibt sechs Hauptumschlagbasen, 59 Niederlassungen und mehr als 500 Sat-Depots. Firmensitz: Hamburg. <br><br> <b>Umsatz:</b> 2,08 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> ca. 300 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Sendungen werden an ca. 400 selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die rund rund 10.000 Fahrer beschäftigen und 87 Prozent des Auftragsvolumens für Hermes zustellen. Bei Hermes selbst arbeiten ca. 570 Fahrer in Festanstellung.
UPS <b>Hintergrund:</b> Gehört zu United Parcel Service of America. UPS betreibt in Deutschland 72 Paketzentren, und verfügt über rund 2.500 Access-Point-Standorte, an denen Kunden Pakete abholen können. Firmensitz (D): Neuss <br><br> <b>Umsatz:</b> 44,5 Milliarden Euro (2013; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 4,3 Milliarden Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus, dass etwa 40 Prozent der Aufträge an Subunternehmer gehen, den Rest bewältigen Vollzeit-Angestellte von UPS.
Mit dem eigenen Dienst solle auf mögliche Engpässe angesichts des anhaltenden Booms des Onlinehandels reagiert werden. Der Aufbau eines eigenen Zustellnetzes sei aber kein Ausdruck mangelnden Vertrauens in die Fähigkeiten der derzeitigen Dienstleiter Deutsche Post DHL, Hermes oder DPD, sagt Schwenger der "DVZ". "Amazon will Flexibilität gewinnen, neue Services wie Same-Day-Zustellung anzubieten." Dabei geht es um die Lieferung der Waren noch am Bestelltag. (dpa/rw)