Erst war es nur der Kindle, das elektronische Buchlesegerät (e-Reader), mit dem Amazon ein selbst entwickeltes und in Asien zusammengebautes eigenes Elektronikprodukt auf den Markt brachte. Außerdem gab es da noch – zumindest in den USA – diverse eigene Amazon-Waren auf den Gebieten Möbel (mit der Marke Patio) oder Küchen- und Badezimmerartikeln. Damit hat sich das Unternehmen schon länger von seinen ursprünglichen Wurzeln als Buchhändler entfernt und zum allgemeinen Warenhaus verwandelt. Mit Amazon Basics geht man jetzt noch einen Schritt weiter und wird zum direkten Konkurrenten auf dem lukrativen Markt für Elektronikartikel.
Den Anfang des neuen Brands Amazon Basics bilden erst in den USA und dann auch in Europa Artikel wie Verbindungskabel und CD- und DVD-Rohlinge. Diese Dinge gibt es auch schon jetzt bei Amazon zu kaufen, allerdings von Fremdherstellern, zu denen der Versandgigant nun in direkte Konkurrenz tritt.
Zwar wird Amazon allgemein noch immer mit Medien (Bücher, Filme, Musik) assoziiert, doch dieser Geschäftsbereich ist nicht wie erwartet gewachsen, da die klassischen Vertriebswege wie Buchhandel usw. für viele Käufer weiterhin attraktiv waren oder selbst den Internetverkauf als zusätzlichen Vertriebsweg entdeckt haben. Der schon vor Jahren vollzogene Wechsel zum Bauchladen für (fast) Alles und Jedes scheint sich auf jeden Fall auszuzahlen.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal legt Amazon nicht offen, wie hoch der US-Anteil an selbst entwickelten Produkten an den jährlichen Umsätzen von 19 Milliarden Dollar ist, doch werden bereits über 1.000 Waren unter sogenannten Private Labels angeboten, die auf Initiative von Amazon zurückgehen. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres war in den USA der Verkauf von allgemeinen Produkten (general merchandise) von Möbeln bis zu TV-Geräten bereits größer als das Mediengeschäft mit Büchern, Filmen oder Videospielen.
Mit eigenen Marken herauszukommen, ist schon im traditionellen Handel ein beliebtes Verfahren gewesen, da man sich den Zwischenverkäufer erspart und so die Margen erhöhen kann. Im Online-Handel ist dies bisher eher zurückhaltend praktiziert worden, da man über keine eigenen Erfahrungen bei der Produktentwicklung inklusive dem Design verfügt.
Den Nachteil, keine eigenen Verkaufsräume zu besitzen, in denen der Interessent oder Kunde die Waren ansehen oder ausprobieren kann, kompensiert Amazon durch Kundenrezensionen auf der Website, die dann wiederum zu Produktveränderungen und -verbesserungen führen. So hat man nach solchen Rückmeldungen in den USA eine selbst entwickelte Couch verlängert, weil Kunden bemängelten, sie sei nicht für große Menschen geeignet.
Amazon wird immer stärker
Mit Amazon Basics setzt der Versandhändler seine Strategie fort. Sie ist langfristig angelegt und könnte so manchem traditionellen Händler oder Versender Angst und Bange machen, da man bei Amazon über jede Menge Erfahrung und erprobte Techniken im Online-Handel verfügt. Schon jetzt ist es Amazon mit seinen diversifizierten Produktangeboten gelungen, eBay Marktanteile abzujagen.