In den USA bietet Amazon schon seit 2008 den Dienst "Amazon Payments" an. Damit können registrierte Amazon-Kunden auch bei anderen Online-Händlern, die mit Amazon auf diesem Sektor zusammenarbeiten, einkaufen und problemlos zahlen. Problemlos heißt, dass sie sich nicht noch einmal bei diesem neuen Anbieter mit ihren persönlichen Daten registrieren müssen. Der Verweis auf Amazon reicht aus – genauso wie es bei PayPal, Click&Buy, Google Checkout oder anderen Bezahldiensten funktioniert.
Es dürfte nicht übertrieben sein, mit diesem Schritt von Amazon dem Internet-Payment einen großen Sprung nach vorn zu prognostizieren. Dies ergibt sich schon allein aus der Marktkraft, über die der ehemalige Buchhändler inzwischen international verfügt.
Hinzu kommt die wohl nicht unbeträchtliche Kundenzufriedenheit, die man in die Online-Bezahlschale werfen kann. Amazon verfügt über ein sehr großes Sortiment, Amazon ist meistens günstiger als der klassische Ladenhandel, Amazon liefert viele Artikel ohne Extra-Berechnung für Verpackung und Porto, Amazon schickt seine Pakete in der Regel sehr schnell an die Kunden und Amazon hat viele Partner eingebunden, die ebenfalls den strengen Kriterien des Versandhändlers unterworfen sind.
Laut Bodo Kipper, bei Amazon Deutschland verantwortlich für das Geschäft mit externen Anbietern, will man eine Garantie für pünktliche Lieferung und die Qualität der verschickten Waren durch die Payment-Partner bieten. Es bleibt abzuwarten, ob Amazon dies mit seiner Marktmacht gelingt, da teilweise recht abenteuerliche, sprich unzuverlässige Praktiken im Online-Handel anzutreffen sind. Dennoch könnte von dem Auftritt als Bezahl- oder Geldzwischenhändler gerade jetzt eine befreiende Wirkung ausgehen.
Denn gerade in diesen Tagen hat ein aggressiver Wettbewerb zwischen Handelsriesen, Telekom-Gesellschaften, Kreditkartenausgebern wie Visa oder American Express und Diensten wie PayPal begonnen: Es geht schlicht darum, wer sich gewinnbringend im aufblühenden Online- und Mobile-Handel als Zahlungsvermittler und Bankinstitut positionieren kann.
Aggressiver Konkurrenzkampf um das Bezahlen im Internet
Amazon muss jetzt genügend Partner finden, um sich als eine solche Bank, die Zahlungsmittel im Verkaufsprozess einzieht und zwischenlagert, zu positionieren. Immerhin geht es auch darum, was man mit den Einnahmen anfängt: Alle Geldinstitutionen nehmen täglich Millionen oder Milliarden ein, die man auch ein paar Tage als "Tagesgeld" oder gegen ähnlich gute Zinsen weiterverleihen und erst danach an die wirklichen Empfänger auszahlen kann. Bekannt geworden sind bislang folgende Partner in Deutschland: Thomann Cyberstore, HOH Home und Qickshopping.
Das Unternehmen nennt seinen neuen Dienst sinnigerweise "Bezahlen über Amazon". Ebenso wie die Kartenanbieter oder PayPal verlangt Amazon eine Provision pro abgeschlossenem Verkauf. Da die Zahl der Anbieter für solche Bezahldienste im Internet gestiegen ist, dürfte hier ein Preisdruck auf die Provisionen der Bezahldienste entstehen.
Um die Reaktionen am Markt in Deutschland zu erkunden, hat der E-Commerce-Leitfaden eine Händlerumfrage gestartet. Interessierte Unternehmen können sich hier beteiligen: Umfrage E-Commerce-Leitfaden.