Der österreichisch-deutsche Halbleiterhersteller AMS Osram schreibt über eine Milliarde Euro ab und schrumpft. Der Konzern will sich von wenig profitablen Geschäftsbereichen mit einem Umsatz von etwa 300 bis 400 Millionen Euro trennen, wie Vorstandschef Aldo Kamper am Freitag erläuterte. Konzentrieren will sich AMS Osram stattdessen künftig auf Halbleiter für den Industriebedarf, Autohersteller und Medizintechnik. Behalten will der Konzern auch das Geschäft mit Auto- und Spezialbeleuchtung. Das Unternehmen hatte am Donnerstag in einer Börsenpflichtmeldung über die anstehende Restrukturierung informiert.
Einzelheiten nannte das Unternehmen nicht. Somit ist bislang unbekannt, welche Standorte und wieviele Mitarbeiter das Sparprogramm treffen wird. Eingestellt werden jedoch ausschließlich AMS-Produktlinien, wie Kamper weiter sagte. Klar ist zudem, dass auch der Vorstand schrumpfen wird: Statt bisher von vier Vorständen soll der Konzern künftig nur noch von zwei Managern an der Spitze gelenkt werden. Hauptsitz ist Premstätten in der Steiermark.
1,5 Milliarden Euro Verlust im ersten Halbjahr
Für das erste Halbjahr meldete AMS Osram einen Nettoverlust von knapp 1,5 Milliarden Euro, maßgeblich bedingt durch Abschreibungen in Höhe von 1,3 Milliarden. Die Restrukturierung des in der Schweiz börsennotierten Konzerns soll bis Ende 2025 jährliche Einsparungen von 150 Millionen Euro bringen.
Die Umsätze in den verbleibenden Geschäftsbereichen sollen bis 2026 um sechs bis zehn Prozent zulegen. "Unsere langfristigen Wachstumschancen sind gut und unverändert intakt", sagte Kamper in einer Telefonkonferenz zu Journalisten. Die operative Rendite soll bis 2026 bei 15 Prozent des Umsatzes liegen.
Der österreichische Sensorhersteller AMS hatte das sehr viel größere Münchner Traditionsunternehmen Osram 2019 für über vier Milliarden Euro übernommen, großenteils kreditfinanziert. Osram wehrte sich lange gegen die Übernahme. Doch da die Mehrheit der Osram-Aktionäre schließlich die Übernahme-Offerte annahm, gelang AMS schließlich der Coup. Die Nettoverschuldung liegt derzeit noch bei gut zwei Milliarden Euro.
Abgesehen von der großen finanziellen Belastung durch die Übernahme wurde der fusionierte Konzern anschließend durch die Corona-Pandemie und die anschließende Konjunkturflaute getroffen. Im Frühjahr räumte Vorstandschef Alexander Everke - der Architekt der Übernahme - schließlich vorzeitig seinen Stuhl. Auf die Frage, ob die Fusion ein Fehler gewesen sei, antwortete Kamper: "Ich glaube, daraus lässt sich eine ganze Menge machen." Es ergäben sich sehr gute Chancen aus der Kombination. (dpa/rs)