Demnach sind die IT-Landschaften im Finanzsektor größtenteils durch Altsysteme bestimmt. Sie sind organisch gewachsen und haben sich Laufe der Jahre bewährt. Obwohl sie nach heutigen Architekturprinzipien veraltet erscheinen, können sie aufgrund ihrer großen Komplexität kaum ausgewechselt werden.
Ihre Integration wurde bisher kaum unterstützt. Falls das doch geschah, beschränkte sich die Integration auf einen speziellen Bereich, wie beispielsweise den Zahlungsverkehr.
Andererseits hat ein Großteil der Banken derzeit mit rückläufigen Margen, sowie steigenden Risiko- und Verwaltungskosten zu kämpfen. Kostensenkung ist daher das Gebot der Stunde.
Zwar sagten 45 Prozent der befragten Experten: "An SOA führt kein Weg vorbei." Doch der Erwartung, mit der Implementierung von serviceorientierten Architekturen unmittelbar die Kosten reduzieren zu können, setzt die Studie einen Dämpfer auf.
SOA-Projekte sind mit hohen Investitionskosten verbunden. Kostensenkungen können daher nur ein langfristiges Ziel mit einem Horizont von mindestens drei Jahren sein.
IT- und Fachabteilungen müssen zusammenarbeiten
Eine weitere wichtige Voraussetzung, um SOA erfolgreich einzuführen, ist die Zusammenarbeit von IT und Fachabteilungen. Zwei Drittel der Befragten sahen derzeit einen wechselseitigen Einfluss.
Demzufolge lassen sich aus der Geschäftsstrategie Vorgaben für die IT ableiten, an denen sie sich ausrichtet. Andererseits erkennen CIOs als Erste die in neuen Technologien vorhandenen Potenziale. Sie fließen in die Geschäftsstrategie ein.
Diese fast ideale Kooperation sieht ein Drittel der Befragten keineswegs. In ihren Unternehmen beeinflusst in erster Linie die Fachabteilung die IT und gibt ihre Anweisungen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad.
Denn zwei Drittel der Befragten sagten, die IT setze der Fachabteilung "häufig bis sehr häufig" Grenzen bezüglich der Abwicklung von Geschäftsprozessen.
Zentrales Anforderungs-Management
SOA bildet der Studie zufolge die Grundlage für eine erfolgreiche und effiziente Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein durchgängiges Verständnis und ein größeres Bewusstsein für serviceorientierte Architekturen in den Fachabteilungen. Bisher gibt es jedoch nur in 40 Prozent der befragten Unternehmen dazu eine ausformulierte Definition.
Die Befragten gehen davon aus, dass beim Einsatz von SOA langfristig fachliche Herausforderungen gegenüber den technischen Problemstellungen an Bedeutung gewinnen werden. Zudem müssen Banken künftig über grundlegende organisatorische Anpassungen nachdenken. Nur so lässt sich ein möglichst großer Nutzen mit SOA erzielen.
Grundlagen dafür sind Architektur-Management und an Services und Geschäftsprozessen ausgerichtete Regelungen der Verantwortlichkeiten. Deshalb erfordert SOA zwingend eine ganzheitliche Betrachtung. Daran hapert es derzeit jedoch noch.
Ein zentrales Anforderungs-Management gibt es bereits bei 20 Prozent der Befragten. Weitere 40 Prozent planen es. Es soll alle fachlichen Anforderungen bündeln.
Die Bedeutung einer solchen Stelle erschließt sich, wenn man berücksichtigt, dass bei den Erfolgsfaktoren für SOA-Projekte fachliche Aspekte im Vordergrund stehen. Denn "Fachbereichsintegration" sahen fast alle Studienteilnehmer als wichtigsten Erfolgsfaktor an.
Die Studie "Serviceorientierte Architekturen bei Finanzdienstleistern" hat IBI Research erstellt. Die Firma ist ein Ableger der Universität Regensburg. Es wurden 30 ausführliche Interviews mit Experten geführt. Die Ergebnisse wurden zudem in Workshops mit Partnern der Studie aus dem Banken- und IT-Bereich diskutiert.