Die einzige noch unterstützte R/3-Version 4.6C läuft 2006 aus. Für alle früheren Versionen hat SAP die Unterstützung Ende des letzten Jahres eingestellt. Das letzte Produkt, das weiterhin die Bezeichnung R/3 in seinem Namen trägt, ist R/3 Enterprise. Die Walldorfer wollen es bis Ende 2009 pflegen. Danach gibt es nur noch mySAP ERP und den ERP-Kern-SAP ERP Central Component (ECC).
SAP ECC startet mit 5.0 als erster Version. Es ist Teil von mySAP ERP 2004, das derzeit hochgefahren wird. SAP will es ab 2005 hauptsächlich unterstützen. In vielerlei Hinsicht, so die Forrester-Experten, sei SAP ECC 5.0 strukturiert wie R/3 Enterprise. Dies zeige sich beispielsweise im Kern und beim Extension-Set. Es gibt aber auch viele Verbesserungen.
So ist SAP ECC stärker mit dem SAP Net-Weaver verflochten. Viele der neuen Features basieren auf dieser Technik. Das Produkt nutzt zudem die Eigenschaften von Enterprise Portal und integriert eine Version von SAP BI. Das soll Analysen erleichtern und das Berichtswesen verbessern.
SAP ECC bietet erhöhte Funktionalität. Das Produkt schließt strategisches Unternehmensmanagement (SEM) und Selbst-Services ein. Zudem unterstützt es den Web Application Server (SAP Web AS) 6.40. Höchstwahrscheinlich muss das Applikationssystem aber weiter angepasst werden. Andernfalls sei die Dimensionierung der Common-Component-Strategie in Frage zu stellen, meint Forrester. Neue Versionen von ECC werden zunächst jährlich, später im 18-Monats-Rhythmus ausgeliefert.
Kunden scheuen vor neuen Lizenzen zurück
Während das Ende von R/3 abzusehen ist, machen SAP-Kunden kaum Anstalten, auf das neue Produkt zu migrieren. Die meisten Firmen arbeiten mit nicht-Web-tauglichen Serverapplikationen. Gerade mal vier Prozent der Nutzer setzen mySAP ERP ein. Was hält die Kunden also zurück?
Einerseits, so die Einschätzung Forresters, ist es die Angst vor der neuen Technologie. SAP Web AS ist stark in SAP Basis verwurzelt, dem technologischen Kern von SAP R/3 4.6C und älteren Versionen. Positiv ist zu vermerken, dass es Funktionen für den Datentransfer und Web-Kommunikationen bietet. Anwender älterer R/3-Versionen sehen darin aber etwas vollkommen Neues.
Das größte nichttechnische Hemmnis für den Schwenk auf die neue SAP-Generation seitens der Kunden sind aber die neuen Lizenzen. Die meisten Firmen besitzen keine mySAP-ERP- oder mySAP-Business-Suite-Lizenz. Die neue Lizenz bringt zwar jede Menge neuer Funktionen, doch sind nur wenige von ihrem Wert überzeugt und wollen daher kein Geld dafür ausgeben.
Die Marktforscher nennen auch Gründe, weshalb Unternehmen generell vor der Einführung von SAP zurückscheuen. Beispielsweise dauere die Implementierung zu lang, die Software sei nicht flexibel genug, oder sie enthalte zu viele Fehler. Kunden, die bereits R/3 einsetzen, sind oft der Meinung, das Produkt leiste viel, sei aber nur schwer zu verändern beziehungsweise zu ergänzen.
Die strukturelle Basis einer Software muss von einem bestimmten Punkt an geändert werden, um das Produkt zu beleben. Die Forrester-Experten glauben, dass SAP eine solide Vision für Strukturänderungen habe, die zu erhöhter Flexibilität und Adaptierbarkeit führt. Sie geben aber auch zu bedenken, dass mySAP ERP möglicherweise zu viele Funktionen integriere. SAP sollte sich daher fragen, ob eine Light-Version die Marktaufnahme erleichtere. Auf längere Sicht könnte sich das aber auch als kontraproduktiv erweisen, da Anzahl und Art der unterstützten Prozesse zu sehr begrenzt werden könnten.
Unterstützung durch SAP ist wichtiges Kauf-Kriterium
Neukunden sollten mit mySAP ERP starten. Falls die Umstellung noch in diesem Jahr erfolgen soll, empfiehlt Forrester mySAP mit R/3 Enterprise. Andernfalls sollte man mySAP mit SAP ECC kombinieren. Bestehende SAP-Kunden, die noch im laufenden Jahr upgraden wollen, sollten auf mySAP R/3 Enterprise umschwenken. Danach mache nur noch SAP ECC Sinn, so Forrester. Die Software bietet die meisten Ressourcen-Optionen und erfordert weniger Hardware als ältere Versionen von mySAP ERP.
Anwender, die nicht auf mySAP ERP oder SAP ECC umstellen wollen oder können, sollten auf R/3 4.6C setzen. Wenn SAP den R/3-Support noch ausweitet, dann nur für die Version 4.6C. Allgemein warnen die Marktforscher aber vor dem Einsatz einer Software, deren Unterstützung seitens des Herstellers nicht gesichert ist.
Weitere Meldungen:
Startschuss für SAP
SAP auf dem Weg zum Integrator
Hacker visieren SAP-Software an