Wie betreiben Unternehmen Real Analytics, also die Analyse von Daten auf aussagekräftige Muster? Welche Erfahrungen haben sie damit gemacht, und was planen die Verantwortlichen? IDG Research Services hat dazu branchenübergreifend 359 Unternehmen befragt. Die Analyse förderte unter anderem die folgenden sechs Key Findings zutage.
1. Geschäftsleitungen finden Analytics strategisch wichtig
76 Prozent der Studienteilnehmer glauben, dass die Geschäftsführung ihres Unternehmens Analytics als strategisch wichtiges Thema erkannt hat, 24 Prozent bescheinigen ihr das "in starkem Maße". In den meisten Unternehmen der D-A-CH-Region wissen die Verantwortlichen also, dass es ohne Analytics auf Dauer nicht geht. Besonders gilt das für die großen und mittleren Unternehmen und für Firmen mit einem hohen IT-Budget.
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Jedes fünfte Unternehmen hat ein eigenes Competence-Center eingerichtet, das für die Fachbereiche Daten analysiert; die größeren und 'reicheren' Firmen liegen auch hier vorn. Fehlt ein solcher Servicebereich, muss sich am häufigsten (40 Prozent) die IT-Abteilung um die Analysen kümmern. Von den ITlern selbst sieht das sogar jeder zweite so. Dieser Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ist ebenfalls typisch: C-Level, ITler und Fachbereiche beurteilen manche Leistungen stark unterschiedlich und sind auch nicht immer auf dem gleichen Kenntnisstand.
2. Nur Digitalisierung und Sicherheit gelten als vordringlicher
Aus 20 Themen durften die Studienteilnehmer bis zu fünf auswählen, mit denen sich ihr Unternehmen im kommenden Jahr eigener Einschätzung nach wird beschäftigen müssen. Vor Analytics, Big Data und Daten-Management (27 Prozent) landeten nur die Digitalisierung von Geschäftsprozessen (39 Prozent) sowie Security und Cyber Security (33 Prozent).
Der Vorsprung der Digitalisierung als Ziel vor Analytics fällt auf. Es wäre verlockend, die Neuausrichtung von Geschäftsprozessen gleich auf die bestmögliche Analyse der vorhandenen und einkommenden Daten zu stützen. In der Praxis denken manche Unternehmen Digitalisierung aber zunächst einmal ohne Analytics.
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3. Pilotprojekte überwiegen
22 Prozent der Unternehmen haben erste Analytics-Aktivitäten oder Pilotprojekte betrieben, zwölf Prozent haben Ergebnisse implementiert, sieben Prozent verfügen über ein umfangreiches Analytics-System. Allgemein sind die Großen weiter als die Kleinen. Immerhin sechs Prozent der kleinen Unternehmen gehören aber zu den Avantgardisten, die schon über ein umfangreiches Analytics-System verfügen. Das sind auch bei den Großen nur zehn Prozent.
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21 Prozent der Unternehmen arbeiten mit einen Analytics-Dienstleister zusammen, 35 Prozent haben mehrere. Auch hier stellt sich Analytics als Experimentier- und Aufbauthema heraus. In der Hauptsache sollen die Dienstleister Analytics-Lösungen einführen oder dazu beraten, die internen Mitarbeiter weiterbilden und nach Personal suchen. Die meisten Unternehmen wollen Analytics nicht auslagern, sondern selbst besser darin werden.
4. Ziele: Kosteneffizienz, bessere Prozesse, Kundenverständnis
Höhere Kosteneffizienz (35 Prozent), Optimierung betrieblicher Prozesse (32 Prozent) und besseres Kundenverständnis (30 Prozent) sind die Ziele, mit denen die Unternehmen ihre Analytics-Aktivitäten am häufigsten begründen. Analytics soll bisher vor allem das verbessern, was man ohnehin hat (Kosten, Prozesse, Kunden). Neue Produkte und Geschäftsmodelle wollen erst 18 Prozent der Unternehmen mit Analytics entwickeln. Elf Prozent denken dabei an die Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle.
Sieben von zehn Unternehmen prüfen nach, wie gut ihre Analytics-Ansätze funktionieren. Jede zehnte Firma etwa misst den Erfolg aller Analytics-Aktivitäten, ein Drittel konzentriert sich bei der Erfolgskontrolle auf einen "großen Anteil".
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5. Herausforderungen: Schlechte Daten, mangelndes Verständnis
Der Hemmschuh, den Analytics-Betreiber am häufigsten nennen, ist so alt wie die Datenverarbeitung: mangelnde Datenqualität (33 Prozent). Es folgen mangelndes Verständnis für Datennutzung (31 Prozent) und fehlende analytische Skills im Unternehmen (26 Prozent). Sogar auf die Frage nach den technischen Mankos der derzeitigen Analytics-Lösungen, nennen die Unternehmen am häufigsten zwei, die unter Umständen mehr mit Skills und Politik als mit Tools zu tun haben: Fehler im Datenmanagement und fehlenden Zugriff auf Datenquellen. Erst danach folgen eindeutig technische Probleme wie nicht intuitive Benutzeroberflächen und fehlende Skalierfähigkeit.
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Trotz dieser Know-how-Probleme wollen die Unternehmen vor allem in Soft- und Hardware investieren. An Mitarbeiterqualifizierung, neue Stellen oder eigene Analytics-Bereiche wird weniger gedacht.
6. Fünf von sechs Teilnehmern ziehen eine gute Zwischenbilanz
Sehr zufrieden, zufrieden oder eher zufrieden äußern sich insgesamt 85 Prozent der Teilnehmer damit, wie Analytics in ihrem Unternehmen bisher betrieben worden ist. Die Kosten-Nutzen-Relation bewerten 60 Prozent sehr oder eher positiv. Der Vergleich dieser Werte zeigt, dass Analytics als strategisch gilt: Das Konzept kann auch dann positiv beurteilt werden, wenn es sich noch nicht rentiert hat. Der C-Level ist deutlich häufiger sehr zufrieden (22 Prozent) als die ITler (sechs Prozent) und die Fachbereiche (drei Prozent). Noch häufiger (51 Prozent) vergibt das Führungs-Management das wirtschaftliche Spitzenurteil "sehr gelohnt" (ITler: zwölf Prozent, Fachbereiche: elf Prozent).
Studiensteckbrief
359 oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen aus der D-A-CH-Region haben an der "Real Analytics"- Studie von IDG Research Services teilgenommen. Die Teilnehmer sind strategische (IT-)Entscheider aus dem C-Level-Management und aus Fachbereichen (vor allem Marketing, Sales und Vertrieb) sowie Entscheider und Spezialisten aus IT-Bereichen. Die Umfrage lief online vom 6. bis 22. März 2017. Die Teilnehmer waren durch Stichprobenziehung aus der IT-Entscheider-Datenbank von IDG Business Media ermittelt und dann per E-Mail persönlich zur Teilnahme eingeladen worden.
Als Gold-Partner unterstützten Celonis, Lufthansa Industry Solutions, SAP Deutschland, Tableau Germany und Teradata die Studie, als Silber-Partner engagierten sich Datavard und DextraData. Herausgeber sind die IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE, CIO, ChannelPartner und TecChannel.
Auf einen Großteil der Fragen haben alle 359 Umfrageteilnehmer der Real-Analytics-Studie geantwortet. Wenn nicht anderes vermerkt, beziehen sich die genannten Prozentzahlen, auf diese Grundgesamtheit. Teilweise sind Fragen aufgrund des vorherigen Antwortverhaltens vorgefiltert: in diesem Fall weicht die Basis von n=359 ab.
In der Studienanalyse wurden Ergebnis-Splits vorgenommen nach Unternehmensgröße (Mitarbeiterzahl) und nach der Höhe der IT-Aufwendungen. Im Interesse der Lesbarkeit werden dazu in diesem Artikel Kurzbezeichnungen verwendet. "Kleine Unternehmen" haben unter 100 Mitarbeiter, "mittlere Unternehmen" beschäftigen 100 bis 999 Mitarbeiter, in "großen Unternehmen" sind es 1000 und mehr Mitarbeiter. Ein "kleines IT-Budget" haben Unternehmen, die im Jahr weniger als eine Million Euro für IT aufwenden, alle anderen haben ein "großes IT-Budget".
Unterschieden wurde auch, welche Positionen die Studienteilnehmer in ihren Unternehmen ausfüllen. Statt von Teilnehmern aus dem C-Level-Management, dem IT-Bereich oder einem Fachbereich ist hier manchmal kurz vom "C-Level", "ITlern" und dem "Fachbereich" die Rede. Für "Real Analytics" wird als Kurzform oft "Analytics" benutzt. Alle Prozentangaben sind auf ganze Zahlen gerundet.
Mehr Informationen zu den Studien von IDG Business Research finden sie online auf der Website der COMPUTERWOCHE unter: https://shop.computerwoche.de/portal/navigation/marktstudien-66