Sobald Android 6 für Ihr Smartphone zur Verfügung gestellt wird, sollten Sie sich die Installation einplanen. Im Gegensatz zu vielen Vorversionen, bietet Android 6 nicht eine einzelne zentrale Neuerung, so wie Android 5 noch mit Material Design, sondern verbessert an verschiedenen Stellen die Sicherheit, die Berechtigungen und die Akkulaufzeit. Die Optik hat sich im Vergleich zu Android 5 unwesentlich verändert.
Aktuelle Google Nexus-Geräte jetzt schon aktualisieren
Für einige Geräte bietet Google bereits die fertige Version zum Download an. Vor allem Nexus 5,6,7 und 9 sowie der Nexus Player lassen sich zu Android 6 aktualisieren. Aktuell erfordert die Installation allerdings ein komplettes Neuaufsetzen des Smartphones oder Tablets. Sie müssen sich das Factory-Image herunterladen und Ihr Gerät aktualisieren. Danach müssen Sie es komplett neu einrichten. Solche Aktionen sollten nur Anwender durchführen, die sich mit dem flashen von Android auskennen. Außerdem sollten vorher alle Daten gesichert werden.
Google hat aber angekündigt, dass die Aktualisierung in nächster Zeit auch über die herkömmliche Aktualisierung in den Einstellungen (Over the Air) erfolgen soll. Bei diesem Vorgang muss das Endgerät natürlich nicht zurückgesetzt werden und alle Daten und Apps werden bei der Aktualisierung übernommen.
Verbesserte Verwaltung von Sprachnachrichten
Neu ist zum Beispiel die Möglichkeit Sprachnachrichten auf der Mailbox direkt auf dem Smartphone anzuhören. Vor allem Anwender, die häufig ihre Sprachmailbox anrufen, können so wesentlich schneller Nachrichten abhören. Außerdem lassen sich die Nachrichten während dem Anhören pausieren, Sie können direkt eine Nachricht an den Anrufer per SMS versenden, und mehr. Die Verwaltung von Anrufen wird dadurch vor allem für professionelle Anwender, wie Vertriebs- oder Supportmitarbeiter, wesentlich komfortabler.
Die Verwaltung der Anrufe findet über die Telefon-App statt. Für alle eingegangenen Anrufe mit Sprachnachrichten sind hier entsprechende Informationen zu sehen. Diese Technik funktioniert allerdings erst dann, wenn der Provider diese unterstützt. Hier arbeitet Google daran, dass mehr Provider die Technik unterstützen.
Mehr Leistung , höhere Akkulaufzeit, bessere Bedienung
Vor allem für Anwender, die Business-Apps nutzen, oder die lange unterwegs sind, ist erfreulich, dass die Leistung verbessert und die Akku-Laufzeit erhöht wurde. Dazu hat Google auch daran gearbeitet, dass der Energieverbrauch vor allem dann sinkt, wenn das Gerät im Standby-Modus ist, also aktuell ohnehin nicht verwendet wird. Android 6 nutzt dazu auch seine verschiedenen Sensoren um zu erkennen, ob das Gerät längere Zeit nicht verwendet wurde und schaltet unnötige Funktionen ab. Dadurch soll sich laut Google der Akkuverbrauch um bis zu 30% reduzieren lassen.
Diese neue Doze (Dösen)-Funktion soll die Akkulaufzeit also erhöhen, ohne dass Benutzer im Benutzererlebnis eingeschränkt werden. Vor allem bei längerem Standby, wie zum Beispiel Nachts, lässt sich die Akkulaufzeit deutlich erhöhen. Android 6 aktiviert dazu einen Ruhezustand, um Funktionen auszuschalten, die nicht benötigt werden. Über Einstellungen\Akku und der Auswahl von Akku-Leistungsoptimierung können Anwender jederzeit festlegen welche Apps von der Doze-Funktion abgeschaltet werden dürfen, und welche auch dann aktiv bleiben sollen, wenn Android das Gerät in den Ruhezustand versetzt.
Wer sich häufiger in Besprechungen befindet, will die Lautstärke für Alarme, Anrufe und Benachrichtigungen getrennt steuern. Diese Funktionen waren in Android 5 etwas unglücklich gelöst und sind jetzt in Android 6 einfacher steuerbar. Das ermöglicht das schnellere Stummschalten einiger Funktionen und das flexible Einstellen der Lautstärke.
Dazu kommt, dass die Apps, die sich nicht auf dem Startbildschirm befinden, jetzt übersichtlicher dargestellt werden. Sie müssen nicht mehr durch mehrere Seiten navigieren, sondern können durch einfaches Scrollen alle Apps erreichen. Dazu kommt, dass die am häufigsten verwendeten Apps im oberen Bereich angezeigt werden. Diese müssen durch Anwender nicht mehr langwierig gesucht, oder an den Startbildschirm angepinnt werden.
Bessere Rechteverwaltung und mehr Sicherheit
In Android 6 können Anwender besser steuern welche Rechte einzelne Apps erhalten sollen, und welche Daten gesperrt sind. Sie können über Einstellungen\Apps\<Name der App>\Berechtigungen genau steuern, welche Rechte die App erhalten soll. Anwender müssen also nicht mehr damit leben, welche Rechte eine App beim Installieren erhalten soll, sondern können die Rechte nachträglich konfigurieren. So lässt sich zum Beispiel der Zugriff auf das Mikrofon unterbinden, und erst dann freischalten, wenn das Recht benötigt wird.
Wollen Sie das Recht wieder deaktivieren, ist das jederzeit wieder möglich. Das ist zwar etwas umständlich, ermöglicht aber die komplette Kontrolle über die Berechtigungen von Apps. Sie können die Rechte jederzeit aktivieren oder deaktivieren. Damit eine App als kompatibel mit Android 6 bezeichnet werden kann, muss sie mit dieser Neuerung zurechtkommen, ohne abzustürzen. Apps die Rechte benötigen, müssen also eine Benachrichtigung einblenden, wenn ein erweitertes Recht benötigt wird.
Benötigt eine App ein bestimmtes Recht, erhalten Sie eine Benachrichtigung genau bei der Aktion, die das Recht voraussetzt. Hier können Sie das Recht dann genehmigen oder weiter verweigern. Das erhöht deutlich die Kontrolle. Außerdem unterstützt Android 6 auch Fingerabdruckscanner nativ. Dadurch lassen sich nicht nur Smartphones oder Tablets entsperren, sondern auch Funktionen zum Bezahlen nutzen können.
Mehr Möglichkeiten für Entwickler - Custom Chrome Tabs
Entwickler und Unternehmen können in eigenen Apps Zugriff auf Google Chrome-Funktionen integrieren. Wenn in einer App der Zugriff auf das Internet und den Browser notwendig ist, muss der Anwender nicht in Chrome wechseln, sondern die Internetfunktionen von Chrome werden in der App zur Verfügung gestellt. Für Anwender ist die Verwendung also transparent und fühlt sich an, wie das Arbeiten in einer einzelnen App, obwohl für den Internetzugriff auf Chrome zurückgegriffen wird.
Außerdem können App-Entwickler jetzt festlegen, dass sich ihre App im System für das verwenden bestimmter Links registriert. Öffnet ein Anwender einen bestimmten Link, zum Beispiel zu einer Twitter-Meldung, öffnet sich direkt die Twitter-App, ohne zu fragen, ob der Browser verwendet soll. Diese Technik funktioniert auch für andere Links, muss aber in Apps eingebaut werden.
Android 6 bietet die Möglichkeit microSD-Karten als internen Speicher anzubinden. Davon profitieren Endgeräte mit wenig eigenem Speicher, oder Apps die viel Arbeitsspeicher benötigen. Dadurch lassen sich auch Unternehmens-Apps nutzen, die mehr Speicher benötigen. Nutzen Unternehmen den Bring-Your-Own-Device-Ansatz, bietet diese neue Technik den Vorteil, dass auch Geräte mit einer Vielzahl an installierten Apps angebunden werden können, ohne dass Anwender eigene Apps deinstallieren müssen. Der Speicherverbrauch einzelner Apps lässt sich über Einstellungen\Apps wesentlich schneller anzeigen, und auf diesem Weg auch reduzieren.
Durch Einstellungen\Speicher\Von Apps verbrauchter Speicher können Anwender oder Administratoren ebenfalls schnell den Speicherverbrauch erkennen.
Der neue Android Sensor Hub bietet die Möglichkeit, die integrierten Sensoren im Gerät zentral zu steuern. Das entlastet den Hauptprozessor, beschleunigt Apps und verringert weiter den Akkuverbrauch. Alle Aufgaben werden durch den neuen Android Sensor Hub gesteuert.
Datensicherung in der Cloud und effizienteres Arbeiten
Android 6 bietet darüber hinaus die Möglichkeit, dass jede installierte App, bis zu 25 MB Daten bei der Sicherung in der Cloud speichern darf. Um den Datenverbrauch von Mobilfunkverträgen zu schonen, werden die Daten nur in WLANs gesichert. Wechselt ein Anwender sein Smartphone, sollen dadurch Apps wesentlich schneller wieder funktionieren, ohne erneut eingerichtet werden zu müssen. Das ist vor allem bei Unternehmens-Apps sinnvoll, die häufig komplexer in der Einrichtung sind. Sobald das Gerät neu eingerichtet wird, sollen alle Einstellungen und Daten automatisiert übernommen werden. Hier müssen Unternehmen aber darauf achten, dass diese Daten in Google Drive gespeichert werden. Heikle Unternehmensdaten sollten daher davon ausgenommen werden.
In Android 6 können Anwender selbst über Einstellungen\Speicher&USB durch die Auswahl von Erkunden auf den internen Speicher des Smartphones zugreifen. Dazu sind keine zusätzlichen Apps oder Einstellungen notwendig. Sobald eine microSD-Karte im System eingebunden wird, können Anwender selbst entscheiden, ob die neue Karte als herkömmliche Karte verwendet wird, oder als interner Speicher.
An vielen anderen Stellen von Android 6 hat Google ebenfalls Neuerungen integriert. Screenshots lassen sich schneller und einfacher löschen, wenn diese nicht mehr benötigt werden. Außerdem lassen sich Texte viel einfacher markieren und kopieren.
Bessere Suche aus Dokumenten und E-Mails
Markieren Anwender einen Begriff in einer E-Mail, Apps oder dem Browser erscheint im unteren Bereich ein Google-Menü. Über diese neue Suchfunktion auch "Now on Tab" genannt, können Anwender sehr schnell Informationen zu bestimmten Dingen aufrufen. Erhalten Vertriebsmitarbeiter zum Beispiel eine E-Mail von einem Kunden, kann direkt aus der E-Mail heraus eine Suche zur Firma gestartet werden, oder eine Routenplanung.
Fazit
Android 6 bietet viele Neuerungen, die vor allem für Unternehmen interessant sind, die Anwender in Bring-Your-Own-Device-Ansätzen erlauben das eigene Smartphone an das Unternehmensnetzwerk anzubinden. Natürlich profitieren auch Privatanwender von den neuen Sicherheitsfunktionen und der verbesserten Anbindung von microSD-Karten, aber vor allem Poweruser können dadurch wesentlich besser mit dem Smartphone arbeiten. Die Sicherheit wird erhöht, die Bedienung verbessert, der Akkuverbrasuch reduziert. Eine Aktualisierung zu Android 6 lohnt sich also, vor allem, weil Anwender wesentlich mehr Kontrolle über Berechtigungen und die eigenen Daten erhalten.