Alles redet über iPhone und iPad. Aber das Kaufverhalten sieht offenbar anders aus. Jedenfalls ergeben das die Quartalszahlen von Gartner für Mobilfunkmarkt. Hier nehmen Endgeräte von Apple - also die verschiedenen Versionen des iPhones - mit gerade einmal 3,9 Prozent aller verkauften Einheiten einen bescheidenen vierten Platz ein.
Spitzenreiter ist nach wie vor Nokia mit einem Marktanteil von 25 Prozent: Jedes vierte mobile Endgerät stammt demnach aus Finnland. Dennoch ist dieser Anteil das schlechteste Ergebnis seit 1997. Insgesamt konnte Nokia im ersten Quartal 2011 rund 107 Millionen Einheiten absetzen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind das etwa drei Millionen Geräte weniger. Damals betrug der Anteil von Nokia am Gesamtmarkt noch 30 Prozent.
Auf Platz zwei der Tabelle steht Samsung mit einem Marktanteil von 16,1 Prozent - im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls ein leichter Einbruch von 1,9 Prozent. Platz drei nimmt wie im Vorjahr LG ein (5,6 Prozent), gefolgt von Apple und RIM (3,0 Prozent). Immerhin konnte Apple seinen Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr von 2,3 auf 3,9 Prozent erhöhen, während der Anteil von RIM exakt gleicht geblieben ist. Auffällig ist, dass Apple mit 16,88 Millionen verkaufter iPhones die Zahl von 2010 mehr als verdoppelt hat. "Das ist auch deshalb bemerkenswert", findet Gartner-Analystin Carolina Milanesi, "weil der durchschnittliche Verkaufspreis des iPhones wesentlich höher ist als der anderer Geräte".
Den größten Anteil am Mobilmarkt nehmen übrigens die "anderen" ein: Immerhin 36,2 Prozent aller verkauften Mobilfunkgeräte stammt von nicht namentlich genannten Herstellern, die damit um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zunahmen. Insgesamt stieg die Zahl der verkauften Einheiten von 359,6 auf 427,8 Millionen Geräte. Das entspricht einem Wachstum von rund 19 Prozent.
Der Rest des Marktes kann mit diesen Wachstumsraten nicht mithalten, stellt Gartner in seinem Quartalsreport fest. "Smartphones sind verantwortlich für 23,6 Prozent aller Verkäufe im ersten Quartal 2011", rechnet Gartner-Analystin Roberta Cozza vor. Dieser Anteil könnte noch höher sein, so Cozza, wenn die Hersteller die zu Jahresbeginn angekündigten Geräte bereits auf den Markt gebracht hätten. Gartner ist sich sicher, dass viele Konsumenten mit dem Kauf ihrer Geräte noch warten, bis aus den Ankündigungen tatsächlich verfügbare Produkte geworden seien.
Im Markt der Smartphone-Betriebssysteme dominiert zum ersten Mal das quelloffene Android von Google. Hier stieg der Marktanteil im Vergleich zum ersten Quartal 2010 von 9,6 auf 36 Prozent. Vor allem das Betriebssystem Symbian von Nokia leidet unter diesem Aufstieg: Betrug der Anteil von Symbian im Q1/2010 noch 44,2 Prozent, sank dieser Anteil auf 27,4 Prozent nur ein Jahr später.
Dazu mag vor allem die Ankündigung Nokias beigetragen haben, Symbian nicht weiterzuentwickeln. Stattdessen setzt der finnische Hersteller auf eine Allianz mit Microsoft und dessen Windows Phone 7. Zu merken war davon im ersten Quartal des Jahres noch nichts: Der Anteil von Windows Phone 7 hat sich von 6,8 auf wenig ermutigende 3,6 Prozent nahezu halbiert.
Auf lange Sicht gesehen, gehen die Gartner-Analysten dennoch von einem Wachstumsschub durch die Hinwendung von Nokia zu Microsoft aus. Das Apple-Betriebssystem für Smartphones und Tablet-PCs, iOS, konnte von 15,3 auf 16,8 Prozent moderat zulegen, während der Anteil von RIM von 19,7 auf 12,9 Prozent sank.
Ökosysteme sind wichtiger als Geräte und Funktionen
Kritisch für den Marktanteil von Geräten bewerten die Analysten übrigens weniger die Leistungsfähigkeit von Geräten und Betriebssystemen, als die Ökosysteme mit Apps und Dienstleistungen, die die Hersteller um die Geräte herum gebildet haben. Mit jeder heruntergeladenen App, mit jedem Datentransfer in Cloud-Angebote der einzelnen Plattformen binde man sich enger an einzelne Anbieter, heißt es in der Gartner-Marktanalyse. Die Chance, dass ein Kunde zu einer anderen Plattform wechseln könnte, reduziere sich mit jeder dieser Aktionen. Für die führenden Marktplätze von Apple und Google bedeute das einen deutlichen Marktvorteil, resümiert Gartner-Analystin Roberta Cozza.