Das liegt vor allem daran, dass Google nicht die Hoheit über die Updates behält. Denn sobald eine neue Version von Android verfügbar ist, erhalten diese zunächst die Gerätehersteller. Sobald diese sichergestellt haben, dass die neue Version mit ihren bisherigen Smartphones arbeitet, wird sie an die Nutzer von ungebrandeten Android-Geräten ausgerollt, also an Nutzer, die ihr Gerät nicht bei einem Mobilfunkprovider gekauft haben. Wer sein Gerät dagegen über einen Provider bezogen hat, muss zusätzlich warten, bis dieser dem neuen Update ebenfalls seinen Segen erteilt hat.
Dieser komplizierte Workflow für zu einer so genannten Fragmentation. Im Klartext bedeutet das: Selbst wenn ein Update verfügbar ist, steht dieses nicht für alle Android-Nutzer zur Verfügung. Ein gutes Beispiel für die völlig fehlerhafte Update-Politik ist das Motorola Milestone - eines der wenigen Android-Smartphones mit Tastatur. Während US-Nutzer bereits auf Android 2.2 aktualisieren können, stellt der Konzern dieses für Kunden aus anderen Kontinenten nicht zur Verfügung - Motorola nennt als Grund, dass man in Europa noch weiter Änderungen vornehmen müsste.
Diese Politik hat konkrete Auswirkungen auf die Nutzer und vor allem auf deren Sicherheit. Denn Android-Updates enthalten meist zahlreiche neue Funktionen. So war beispielsweise die Unterstützung für Microsoft Exchange zwar ab Android 2.1 rudimentär enthalten, erst Android 2.2 baut ihn aber so aus, dass er sich wirklich nutzen lässt. Funktionen wie Global Adress Lookoup, Kalendersync oder der wichtige Remote Wipe sind erst mit Version 2.2 möglich. Daneben beseitigen die Updates auch immer gefundene Schwachstellen in dem Betriebssystem. Das Problem: Erhalten Nutzer die Updates nicht, so sind sie selbst dann noch für Attacken anfällig, wenn die Updates längst zur Verfügung stehen.
Wie ausgeprägt die Verwendung veralteter Versionen von Android ist, kann jeder selbst überprüfen. Google sammelt die Informationen aller Smartphones und Tablets, die auf den Android Market zugreifen und stellt diese anonymisiert im Device Dashboard zur Verfügung. Die Daten vom Januar 2011 zeigen, dass Android 2.2 gerade einmal bei der Hälfte der aktiven Geräte zum Einsatz kommt. 35 Prozent aller Geräte setzen noch immer auf Android 2.1. Knapp acht Prozent verwenden sogar noch das sehr alte Android 1.6 und etwas weniger als fünf Prozent nutzen Android 1.5.
Unsere US-Schwesterzeitung ComputerWorld widmet diesem Thema Updates einen langen Blog-Eintrag. Autor JR Raphael hat eine Liste erstellt, in der er die verschiedenen Anbieter und Smartphones unter die Lupe genommen hat. Zu jedem Smartphone hat er das Veröffentlichungsdatum notiert und anschließend die Tage gezählt, bis das Update auf FroYo 2.2 erschienen ist.
Update-Zeiten: HTC vor Motorola und Samsung
HTC ist demnach ein relativ zuverlässiger Hersteller. Dennoch dauerte es durchschnittlich 56 Tage, bis der Hersteller Updates liefert, immerhin ist allerdings rund die Hälfte der Smartphones mit dem neuen Betriebssystem versehen. Auf Platz zwei landet Motorola, laut Raphael ist für 15,4 Prozent der Smartphones bereits das neue Betriebssystem verfügbar - zumindest in den USA. Durchschnittlich dauerte es 54,5 Tage, bis das Update verfügbar war. Samsung sichert sich Platz 3, es dauert durchschnittlich 159 Tage, bis Nutzer die neue Software herunterladen konnten. Noch schlechter schneiden allerdings Sony Ericsson, LG und Dell ab.
Alternative: Custom Firmware
Eine Alternative zu den offiziellen Android-Versionen sind so genannte Custom Firmwares. Dabei handelt es sich um die Betriebssysteme von Drittentwicklern, welche den öffentlich zugänglichen Quelltext nutzen, um eigene Versionen von Android zu entwickeln. Das Problem dabei: Diese Betriebssysteme arbeiten normalerweise wunderbar - dennoch verlieren Nutzer damit ihre Garantieansprüche.
Laut den neuesten Studien hat Android zwar inzwischen Symbian als Marktführer im Smartphone-Bereich abgelöst - dennoch allerdings steht dieser Vorsprung auf tönernen Füßen. Sollten die Gerätehersteller, Google und die Provider keine einheitliche Lösung finden, wie sie den Update-Prozess vereinfachen und beschleunigen, könnte es durchaus sein, dass viele Nutzer abgeschreckt werden und zur Konkurrenz gehen. Denn diese haben durchaus verstanden, wie man seine Nutzer mit Updates versorgt.