Der weltweite Smartphone-Markt wird nach Schätzungen der Marktforscher von IDC in diesem Jahr um satte 49,2 Prozent wachsen. Der Grund: Immer mehr Konsumenten, aber vor allem auch immer mehr Unternehmensanwender tauschen ihre neudeutsch "Feature Phones" genannten Nur-Handys gegen funktionsstärkere Smartphones ein.
IDC geht davon aus, dass die Anbieter von Smartphones in diesem Jahr über 450 Millionen Geräte an Mann und Frau bringen werden. Im vergangenen Jahr betrug diese Zahl noch 303,4 Millionen Stück. Damit sagen die Analysten diesem Marktsegment ein viermal schnelleres Wachstum voraus als dem Gesamtmarkt von Mobiltelefonen.
Kampf der Betriebssysteme um Marktanteile
"Das generelle Wachstum des Mobilfunkmarktes im Jahr 2010 war außergewöhnlich", kommentiert IDC-Analyst Kevin Restivo die Zahlen des vergangenen Jahres und führt das auf den krisenbedingten Konsumstau 2009 zurück. Auch die Marktforscher von Ovum prognostizieren ein Wachstum im Smartphone-Markt. Sie gehen dabei von jährlichen Wachstumsraten von 14,5 Prozent aus, was im Jahr 2016 bis zu 653 Millionen verkaufte Smartphones bedeuten würde.
Um die starke Nachfrage der Kunden befriedigen zu können, haben die Hersteller in den vergangenen Jahren einen steten Strom neuer Modelle und Funktionen in Fluss gebracht, wie IDC mit einem kräftigen Schuss Poesie berichtet. Die Schlacht um Marktanteile und Aufmerksamkeit bei den Konsumenten habe zudem zu einem verbissenen Kampf auch der unterschiedlichen Betriebssysteme bei Smartphones geführt.
"Android ist bereit, noch 2011 die Spitzenposition unter den Smartphone-Betriebssystemen zu übernehmen", prognostiziert IDC-Analyst Ramon Llamas den Wechsel an der Spitze. "Für Anbieter, die das Open Source-Betriebssystem zum Eckpfeiler ihrer Smartphone-Strategie gemacht haben, war 2010 das Jahr des Durchbruchs. Dieses Jahr wird Android dann die Krönung erleben, weil die Anbieter ihr Portfolio noch einmal erweitern werden, um speziell neue Anwender ansprechen zu können", so Llamas.
Windows Phone bis 2015 Nummer 2 hinter Android
Nokias kürzliche Ankündigung über den Umstieg von Symbian zu Windows Phone wird signifikante Auswirkungen auf den Smartphone-Markt haben, meint IDC. "Seit dem Launch des Windows 7-Phones von Microsoft im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aus Redmond stetig Marktanteile eingebüßt, während andere Betriebssysteme in der gleichen Zeit mit neuen und reizvollen Funktionen punkten konnten", kommentiert Ramon Llamas. "Die neue Allianz bringt die Fähigkeiten der Nokia-Hardware mit der Plattform von Microsoft zusammen." IDC erwartet für 2012 das erste Gerät dieser Allianz. Bis 2015, so die Marktforscher, werde Windows Phone hinter Android die Nummer 2 im Markt sein.
Eine überraschend kleine Rolle spielt bei den Überlegungen von IDC übrigens das iPhone mit dem iOS-Betriebssystem: 2011 liegt iOS auf Platz zwei hinter Android, wird aber - bei gleichbleibendem Anteil - bis 2015 nur noch auf dem dritten Platz hinter Android und Windows Phone liegen, schätzt IDC. Die bei Business-Anwendern allseits geschätzten Blackberries werden leichte Einbußen von 14,9 auf 13,7 Prozent im Jahr 2015 hinnehmen müssen und fallen im Ranking ebenfalls einen Platz zurück.
Ganz düster sieht es der Vorhersage zufolge für Symbian aus, das Betriebssystem, das bisher vor allem in Nokia- sowie in einigen Samsung und Sony Ericsson-Geräten zum Einsatz gekommen ist. Aufgrund des Umstiegs von Nokia auf Windows Phone 7/Windows Mobile wird das System von heute rund 20 Prozent bis 2015 auf einen marginalen Anteil von nur noch 0,2 Prozent fallen und damit so gut wie vom Markt verschwunden sein.
Im Unterschied zu IDC geht Ovum von einem deutlich höheren Anteil von Symbian aus. Trotz der Microsoft-Nokia-Allianz geht Ovum von signifikanten Verkäufen auch in den kommenden Jahren aus. "Symbian", so Nico von Stackelberg, Analyst bei Macquarie auf der Webseite Inside-Handy, "ermöglicht Nokia eine kostengünstigere Produktion mit dennoch umfangreichen Feature-Sets. Ein Smartphone-Kauf ist so auch für Konsumenten mit kleinerem Geldbeutel möglich."