Das lohnt sich zwar finanziell. Doch wer seinen Urlaub nicht voll ausschöpft, ist unzufriedener mit Gesundheit und Freizeit, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.
Rund 37 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland haben den ihnen zustehenden Urlaub im vergangenen Jahr nicht voll in Anspruch genommen. Im Durchschnitt haben Arbeitnehmer in Deutschland etwa zwölf Prozent ihres Urlaubsanspruchs nicht genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Arbeitsmarktökonomen Daniel Schnitzlein, die in einem Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erschienen ist.
Der durchschnittliche tarifliche Urlaubsanspruch für Beschäftigte in Deutschland beträgt dreißig Tage. Im Jahr 2009 lag die Zahl der tatsächlich genommenen Urlaubstage für jeden Arbeitnehmer im Durchschnitt um drei Tage unter seinem Urlaubsanspruch. Bei Auszubildenden waren es sogar sieben Tage. Diese Rechnung belegt Schnitzlein mit Daten der Langzeiterhebung Sozio-oekonomisches Panel.
Die Auswertungen zeigen, dass man zumindest finanziell davon profitiert, seinen Urlaubsanspruch nicht vollständig zu nutzen: Wer seinen Urlaub 2009 nicht voll ausgeschöpft hatte, erhielt im Folgejahr einen um 0,39 Euro höheren Stundenlohn als diejenigen, die ihre Urlaubstage komplett aufgebraucht hatten.
Doch abseits von finanziellen Vorteilen wirkt sich der Urlaubsverzicht in anderen Bereich negativ aus: "Wer seinen Urlaub nicht voll ausgeschöpft hat, war im Folgejahr unzufriedener mit seiner Gesundheit und in seiner Freizeit", sagt Studienautor Schnitzlein. Durch die Inanspruchnahme von Urlaubtagen tauscht man Geld und Karriere gegen Freizeit.
Neun Tipps für einen entspannten Urlaub
9 Tipps für einen entspannten Urlaub Besser vier Wochen Sylt, als zwei Wochen DomRep: "Körper und Seele brauchen mindestens drei Wochen, um sich zu erholen", weiß der Psychiater Michael Stark. "Das gilt ganz besonders, wenn man in eine andere Zeitzone oder in ein anderes Klima fährt." Denn Jetlag und die Umstellung auf tropische Temperaturen belasten den Körper mehr, als ihn zu erholen. Das gilt ganz besonders für stark Gestresste und für Kurzurlaube.
Erledigen Sie alle wichtigen Aufgaben vor Ihrem Urlaub Und bitte nicht die letzten Aufgaben im Flugzeug auf dem Weg in den Urlaub erledigen. Die Gefahr, die Arbeit mit in die Ferien zu nehmen wäre zu hoch.
Versuchen Sie es mit einem Kontrastprogramm Machen Sie in Ihrem Urlaub das, was Sie zuhause selten tun. Wenn Sie bei ihrem Job viel sitzen oder stehen, versuchen Sie es in den Ferien mit Bewegung. Haben Sie in Ihrer Arbeit ständig mit vielen Menschen zu tun, probieren Sie im Urlaub aus, ob Sie Stille und Leere genießen können.
Überfrachten Sie Ihren Urlaub nicht Nehmen Sie sich nicht jeden Tag was vor, sondern planen Sie auch Zeiten ohne Aktivitäten ein, in denen Sie einfach nur entspannen. Wenn Sie mit Partner oder Familie reisen, gönnen Sie allen auch einmal Zeit ohne die anderen. Manchmal lassen sich einfach nicht alle Urlaubswünsche auf einen Nenner bringen.
Schalten Sie Ihr Handy aus Diese Maßnahme wird den meisten wohl am schwersten fallen; schließlich kann es ja sein, dass Kunden mit Aufträgen winken. Genau das ist aber zugleich der größte Stressfaktor. Versuchen Sie es zunächst mit langsamer Entwöhnung: Hören Sie einmal am Tag Ihre Mailbox ab, das reicht.
Lassen Sie zwischen letztem Arbeits- und erstem Reisetag ein paar Tage vergehen Damit geben Sie dem Körper die Möglichkeit, zwischen Arbeitsstress und Reisestress schon einmal ein wenig zu entspannen.
Der eine liegt im Urlaub gerne am Strand, der andere geht gerne wandern Finden Sie heraus, was Ihnen gut tut: faulenzen oder aktive Entspannung. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wenn Sie in den ersten Urlaubstagen noch an die Arbeit denken, machen Sie sich keinen Stress damit Solche Gedanken stehen nicht im Widerspruch zu Ihrem Wunsch nach Entspannung, sondern können der Auftakt dafür sein, wenn Sie anschließend die Fragen und Probleme aus Ihrem Job abgehakt haben.
Nehmen Sie Ihren Urlaub mit nach Hause Fotos und Videos wecken auch später die Erinnerung an entspannte Tage und schöne Erlebnisse. Die Musik, die Sie am Strand oder im Club gehört haben, bringt Ihnen das Gefühl der Erholung wieder zurück. Und wenn Sie Ihren Weg zur Entspannung gefunden haben, probieren Sie einfach aus, ob der auch im Alltag für Sie begehbar ist.
Die Auswertung zeigt, dass das schlecht für die Gesundheit sein könnte. Denn wer seinen Jahresurlaub nicht voll ausgeschöpft hatte, fehlte im Folgejahr an signifikant mehr Tagen als diejenigen, die alle Urlaubstage genutzt haben. Das könnte nach Meinung des Studienautors zwei Ursachen haben. Entweder die Unterausschöpfung des Urlaubs wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus und führt damit im Folgejahr zu einer höheren Anzahl an Fehltagen. Oder aber eine längere Krankheit führt zu höheren Fehltagen und damit auch zu einer Unterausschöpfung des Urlaubsanspruchs.
Je größer das Unternehmen, desto weniger Resturlaub
Schnitzlein stellte bei seinen Auswertungen fest, dass ein Zusammenhang zwischen der Zahl der verfallenen Urlaubstage und dem Alter von Angestellten besteht. Jüngere Arbeitnehmer im Alter bis 24 Jahre haben die meisten Resturlaubstage, ältere Arbeitnehmer ab 55 Jahren die wenigsten. Auch die hohe Anzahl an Resturlaubstagen bei Auszubildenden trägt zu diesem Ergebnis bei. "Es könnte sein, dass besonders die Jüngeren Verzicht auf Urlaub als Investition in ihre Karriere verstehen", kommentiert Schnitzlein seine Ergebnisse. Vielleicht solle der Urlaubsverzicht dem Vorgesetzten demonstrieren, wie hoch die eigene Arbeitsmotivation sei, vermutet er.
Noch mehr Urlaubstipps
Typ1: Wer ermüdet ist, braucht Regeneration im Urlaub.
Typ 2: Wem die Routine im Berufsalltag stresst, sollte für Abwechslung im Urlaub sorgen.
Typ3: Wer unter Stress leidet, braucht dringend Entspannung.
Typ 4: Wer Frust und Ärger im Job verspürt, braucht in seiner Auszeit Erfolgserlebnisse.
Zeit für sich allein Menschen, die nur noch für ihren Job brennen, wissen nicht, was ihnen guttut. Deswegen kann es hilfreich sein, vor dem Sommerurlaub mit der Familie ein paar Tage nur für sich zu haben. Wenn das nicht geht: Zeiten vereinbaren, in denen man sich zurückziehen kann. Spazieren gehen, in der Sonne liegen, über den Wochenmarkt streifen.
Ein medizinischer Check-Up... sollte folgende Fragen klären: Stimmen die Blutwerte, wie hoch ist das Herzinfarktrisiko, was machen die inneren Organe und der Stoffwechsel? Stimmt das biologische mit dem tatsächlichen Alter überein? Wie hoch sind der Stresspegel und die mentale Leistungsfähigkeit? Was machen der Rücken und die körperliche Flexibilität?
Welche Nährstoffe.... fehlen dem Körper? Welcher Sport ist ideal?
Nach dem Urlaub weitermachen Mit der Familie frühstücken, meditieren oder eine Runde um den Block laufen - wer sich morgens positiv auf den Tag einstimmt, hat nicht das Gefühl, von früh bis spät fremdgesteuert zu sein, und bleibt nach dem Urlaub länger gelassen.
Zeitfresser enttarnen Wer täglich zwei Stunden mit Kollegentalk, Netzwerken auf Xing und E-Mails beantworten befasst ist, sollte genau hinschauen: Was davon bringt mich wirklich weiter? Wie viele Personen müssen wirklich auf cc gesetzt werden?
Neuer Umgang mit E-Mails Übung: Mails nur alle drei Stunden und nicht alle 15 Minuten abfragen und beantworten.
Finger weg vom Mountainbike Wer erschöpft und gestresst ist, sollte nicht mit dem Mountainbike über die Alpen preschen.
Auch die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit beeinflusst die Menge der Resturlaubstage. Die meisten Resturlaubstage hatten Angestellte mit einer Betriebszugehörigkeitsdauer von weniger als sechs Monaten. Das erklärt sich aber häufig dadurch, dass Angestellte in der Probezeit noch keinen Urlaub nehmen dürfen. Doch die Auswertung zeigte, dass auch bei Beschäftigten mit bis zu einem Jahr Betriebszugehörigkeit noch ähnlich viele Urlaubstage ungenutzt bleiben.
Weitere Unterschiede bei der Nutzung von Urlaubstagen werden bei der Betrachtung der Unternehmensgröße deutlich. "Je größer der Betrieb ist, desto eher wird der Urlaub ausgeschöpft", sagt Schnitzlein. Er vermutet, dass das an organisatorischen Gründen liegen könnte. Arbeitnehmer könnten nicht in Anspruch genommene Urlaubstage dann oft auch ins kommende Jahr mitnehmen. Außerdem vermutet der Studienautor, dass in kleinen Unternehmen weniger Urlaub genommen wird, weil dort die Möglichkeit, Urlaubsvertretungen zu organisieren, mit mehr Problemen verbunden ist. Es könnte seiner Meinung nach sein, dass die Beschäftigten deshalb auf Urlaub verzichten.
Die Ergebnisse stammen aus einer Untersuchung des Arbeitsmarktökonomen Daniel Schnitzlein, die in einem Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erschienen ist. Schnitzlein nutzt für seine Berechnungen Daten der Langzeiterhebung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), bei der über 20.000 Erwachsene befragt werden. In den Jahren 2000, 2005 und 2010 wurde im Panel nach dem Jahresurlaub des Vorjahres gefragt.