ONLINE UNTERWEGS

Anschluss in der Abflughalle

05.11.2001
Der allgegenwärtige Internet-Zugang ist keine Zukunftsmusik mehr. Nächstes Jahr sorgen die ersten Hotspots auf Großflughäfen für Verbindung.

MIT LAPTOP UND HANDY trägt jeder Manager seinenArbeitsplatz bei sich. Nur beim Internet-Zugang hapert esnoch. Vor dem Abflug E-Mails zu checken funktioniert vorallem mittels langsamer und teurer GSM-Technik. Öffent-liche Netzanschlüsse am Airport (siehe Tabelle)sind relativ selten. Fluggesellschaften und Flughafen-betreiber müssen sich aber darauf einstellen, dass ihreGäste den Web-Zugang bald zum selbstverständlichenKomfort rechnen. „Wir planen deshalb einen Wireless-LAN-Zugang in stark frequentierten Flughafenbereichen“,sagt Wenceslao Munoz, Mitarbeiter bei der MünchenerFlughafen-Gesellschaft. Eine andere Variante sind Plug-in-Stationen an gut zugänglichen Plätzen, die dann abermit konventioneller LAN- oder ISDN-Technik arbeiten;dies ist unter anderem in Frankfurt geplant. „Im Jahr 2002wollen wir etwa achtzig Standorte im Flughafen einrichten“,sagt Reinhard Goertz, Account-Manager bei Fraport.

Lounges in Genf und Brüssel bald mit WLAN

Das Rennen um die beste Technik und die besten Hotspots istin vollem Gange. Das Züricher Start-up Monzoon hat bereitsVerträge mit der „Swissôtel“-Kette und Swissairgeschlossen. Als Erstes sollen die Lounges in Genf undBrüssel WLAN bekommen. Mit anderen Flughafengesellschaftenlaufen Verhandlungen, so mit der Betreibergesellschaft desFlughafens Zürich und mit Fraport. Aus Sicherheitsgründenhat Monzoon einen eigenen Access-Point entwickelt. Erenthält einen Unix-Server und sichert Übertragungen miteiner speziellen 128-Bit-Technik (MPPE/ Microsoft Point toPoint Encryption, kombiniert mit PPTP/ Point to PointTunneling Protocol).

Monzoon sieht zwei Preismodelle vor: Einzelanwender, zumBeispiel in den „Swissôtels“, zahlen in der Schweizpauschal 20 Franken für 24 Stunden Zugriff aufs Web. InZukunft ist die Akquise geschlossener Benutzergruppengeplant: „Wir wollen Corporate-Verträge mit großenUnternehmen für deren Mitarbeiter abschließen und dieAbrechnung dann über deren Mobil-Carrier laufen lassen“,erklärt Jens Brandes, Chief Operation Officer von Monzoon.Zudem sollen demnächst so genannte Citypässe angebotenwerden, mit denen man drei Tage im gesamten Monzoon-Netzsurfen kann. Finanziers wie Atlas Venture, JP-Morgan undSoftbank und Manager finden die Idee genauso interessant wieMaximilian Ardelt, der Vorstand von Viag Interkom war, bevorer zu Monzoon wechselte. Profitabel will das Start-upbereits Ende 2002/Anfang 2003 sein.

Iobox, eine Telefonica-Tochter, hat ein Pilotprojekt imMünchner Hotel „Vier Jahreszeiten“ realisiert undarbeitet an einem zweiten im Hamburger„Steigenberger“. Im „Vier Jahreszeiten“, wo dreiAccess-Points installiert sind, erhält der Gast gegen einePauschale von 150 Mark eine WLAN-Karte und damit unbegrenzteSurf-Erlaubnis in der Hotelhalle. Mittelfristig plant Ioboxeine volumen- oder zeitabhängige Tarifgestaltung; an denErlösen soll der jeweilige Standort prozentual beteiligtwerden. „Wir interessieren uns nicht in erster Liniefürs Access-Geschäft, sondern für Wireless-Applikationen undmehr für Hotels als für Flughäfen“, so Stefan Mennecke,Marketing-Leiter von Iobox Deutschland. Wie dieseneuartigen Applikationen aussehen sollen, darüber mag erkeine Auskunft geben. Iobox kooperiert mit mehrerenHardware-Partnern, unter anderem mit Lucent.

Auch Mobilcom gab im letzten Jahr bekannt, imHotspot-Geschäft mitmischen zu wollen. Angeblich betreibtman eine Pilotinstallation. Allerdings gibt sich dasUnternehmen äußerst zugeknöpft: keine Informationen darüber,wo die Installation läuft, noch welche Technik verwendetwird. Da Cisco ansonsten eng mit Mobilcom zusammenarbeitet,ist davon auszugehen, dass auch die WLAN-Technik von demNetzwerkriesen stammt.

Nokia bietet seine WLAN-Produkte in einer Variante fürProvider an und konnte Sonera als Kunden gewinnen. DieFinnen wollen die Technik zunächst auf den heimischenFlughäfen, dann auch im Ausland implementieren. Der Clou:Über eine spezielle Software und einen Chip auf derWLAN-Karte, der genau wie eine Handy-Chip-Karte dieMobilfunk-Kennung des Anwenders speichert, meldet sich derNutzer im Netz und zugleich bei der Abrechnungsdatenbankseines Providers an. Die Online-Minuten werden dann über dieMobiltelefonrechnung abgebucht. Nachteil: Wer keinSonera-Kunde ist, kann diese Variante derzeit nicht wählen.

3Com ist ebenfalls aktiv. „Wir stehen unter anderem inVerhandlungen mit dem Flughafen in Genf“, sagt ClausWinhard, Senior Network Consultant. Dort soll, wie inMünchen, künftig auf dem gesamten Gelände drahtloserInternet-Zugang über WLAN zur Verfügung stehen. Der deutscheHersteller Elsa schließlich bietet seine Lancom-Access-Points als Basis für öffentliche Hotspots in Innen-städten an. Mit Accom, dem Betreiber des Stadtnetzes Aachen,hat Elsa einen ersten Kooperationspartner für dasVertriebsprogramm „Go Wireless“ gewonnen. Weitere 25bis 30 sollen folgen. Manager, die in Deutschland reisen,können also bald nur noch beim Warten auf den Zug vor sichhindösen. Die Bahnhöfe haben bisher noch keineVernetzungspläne.

Netz-Zugänge am Airport

An neun deutschen Gross- und Regionalflughäfenkönnen Reisende bereits online arbeiten:

Auf allen In allen Business-Lounges der Lufthansa gibt esFlughäfen analoge Anschlüsse, Nutzung kostenlos

Drahtlostechnik für öffentlicheGebäude

WLAN-Technik (Wireless Local Area Networks)emöglicht relativ einfach den Internet-Zugang imöffentlichen Raum. Benötigt wird nur eine PCMCIA-Karte(Kosten: 300 bis 400 Mark) für den Laptop; die Betreibermüssen Zugangsgeräte, (Access-Points) aufstellen. Siekosten heute für professionelle Ansprüche 1500 bis 2000 Markund haben in Gebäuden eine Reichweite von rund hundertMetern. Die reale Transportleistung beträgt knapp sechsMBit/s; allerdings teilen sich alle Anwender dieseBandbreite. Weder Lizenzen noch Genehmigungen sinderforderlich.

Bluetooth könnte sich ebenfalls zurVernetzung öffentlicher Räume eignen. Der viel gelobteKurzstreckenstandard überträgt Daten mit maximal 768 Kbit/sund überbrückt rund zehn Meter. Den ersten deutschenBluetooth-Hotspot realisierte Lesswire in einer Halle derCebit 2001. Ulrich Wössner von Lesswire schränkt jedoch ein:„Öffentliche Zugänge mit Bluetooth-Technik sind nichtprofitabel, solange es keine Endgeräte gibt.“ AndreasSchlarb vom Bluetooth-Spezialisten Red-M hält dagegen:„Bluetooth in Hotspots hat Vorteile gegenübergewöhnlichen Funknetzen – erst recht, wenn die Technik inzwei Jahren in fast alle Geräte eingebaut ist.“