Unternehmen, die eine Business-Intelligence-Lösung einsetzen, wollen damit zeitnahen Zugriff auf aktuelle und geschäftlich relevante Daten. Deren schnelle Auswertungen sollen außerdem zuverlässige Informationen für fundierte Geschäftsentscheidungen liefern.
Soweit die rosige Theorie, die BI-Praxis dagegen sieht grau aus, denn viele Unternehmen sind mit den für die Datenauswertung eingesetzten Werkzeugen nicht zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "The BI Survey 8", die bereits zum achten Mal in Folge erscheint. Sie wurde vom BI-Experten Nigel Pendse in Zusammenarbeit mit dem Business Application Rersearch Center (BARC) erstellt.
Performance-Probleme bei Datenauswertungen
Problem Nummer Eins ist für knapp ein Fünftel der Befragten eine geringe Geschwindigkeit bei Datenauswertungen. Rund 16 Prozent bemängelten die schlechte Datenqualität und knapp 14 Prozent sehen die Gründe für die Probleme mit ihrer BI-Anwendung in der Unternehmenspolitik.
31 Prozent sagten, sie hätten keine signifikanten technischen sowie administrativen Probleme mit ihrer BI-Software. In diesem Bereich gehen die Wahrnehmungen der Anwender und der Software-Lieferanten jedoch weit auseinander. Nur elf Prozent der BI-Hersteller stimmen dieser Ansicht zu.
Um gerade bei großen Datenvolumen im Terabyte-Bereich eine hohe Performance der Abfragen sicherzustellen, wird ausreichend Arbeitsspeicher benötigt. Aus Sicht der Studie kommen für BI-Applikationen hier nur 64-Bit-Server-Architekturen in Frage.
Doch nur 28 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre BI-Software vollständig im 64-Bit-Modus läuft. Über 60 Prozent der BI-Projekte werden nach wie vor auf 32-Bit-Servern durchgeführt. Der Grund: Viele Anwender halten die 64-Bit-Lösungen für noch nicht ausgereift genug.
BI-Strategie klappt mit Multi-Produkt-Evaluation
Um eine BI-Strategie effizient umzusetzen, müssen CIOs wichtige Vorarbeiten leisten. Firmen die Werkzeuge für die Datenauswertung erst nach einer umfangreichen Multi-Produkt-Evaluation kaufen, sind erfolgreicher als diejenigen, die keine Tools miteinander vergleichen.
55 Prozent der Befragten führten eine Multi-Produkt-Auswahl durch. Ein Fünftel gab an, wenigstens ein BI-Produkt genau begutachtet zu haben. Dagegen kaufte ein Viertel der Firmen eine BI-Software ohne vorherige formale Evaluierung.
Laut Studie könnte dies auch eine Erklärung dafür sein, warum der geschäftliche Nutzen von BI-Anwendungen leicht rückgängig ist. Der durchschnittliche Business Benefit Index (BBI) sank aktuell auf den niedrigsten Wert seit Beginn der BBI-Kalkulation im Jahr 2003.
Schlechter Support der BI-Hersteller
Darüber hinaus beklagen BI-Kunden die schlechten Support-Leistungen für ihre BI-Installationen. Sie gingen insbesondere mit den großen BI-Anbietern hart ins Gericht. Nur etwas mehr als 13 Prozent der Unternehmen, die BI-Software von einem großen Software-Hersteller einsetzen, zeigten sich mit deren Support rundum zufrieden.
10,5 Prozent bezeichneten den Support als technisch unzureichend oder als völlig inakzeptabel. Im Gegensatz dazu waren 41 Prozent der Kunden, die Produkte kleinerer BI-Anbieter nutzen, mit deren Dienstleistungen sehr zufrieden.
Weniger Shelfware
In den vorangegangenen Studien hatten Firmen noch von enormen Mengen verwendeter Software-Lizenzen, sogenannter Shelfware, berichtet. Doch dies scheint aktuell kein Problem mehr zu sein, denn 2009 fiel der Prozentsatz ungenutzter BI-Lizenzen zum ersten Mal unter die 20-Prozent-Marke. Laut BI-Experte Pendse ist dies ein Hinweis darauf, dass sich inzwischen bei BI-Anschaffungen eine realistischere Einkaufspolitik durchgesetzt hat, die sich an den tatsächlichen Anforderungen orientiert.
Allerdings fand die Untersuchung auch heraus, dass nur die wenigsten Mitarbeiter in Unternehmen auch mit einer BI-Lösung arbeiten. Es sind im Durchschnitt lediglich acht Prozent.
Befragung in mehr als 60 Ländern
Für die Studie wurden mehr als 2.000 Unternehmen in 60 Ländern befragt. Das sind mehr als dreimal so viele wie für die erste Ausgabe der Untersuchung im Jahr 2001. Rund 58 Prozent der Firmen kommen aus Europa, mehr als ein Viertel davon aus Deutschland. 34 Prozent der Firmen stammen aus Nord-Amerika und 7,7 Prozent aus den restlichen Ländern.
26,7 Prozent der befragten Unternehmen erzielten einen Jahresumsatz zwischen einer Milliarde und 14 Milliarden US-Dollar, 9,1 Prozent zwischen 500 Millionen Dollar und einer Milliarde Dollar und 18,5 Prozent zwischen 100 und 500 Millionen Dollar. Der Anteil von Firmen mit Umsätzen zwischen 500.000 und 100 Millionen Dollar betrug 32,4 Prozent.