Das Konzept eines App-Stores soll auf die öffentliche Verwaltung ausgedehnt werden. Diesen Plan verfolgt Horst Robertz, der beim Virtualisierungsexperten VMware seit Anfang 2010 als Manager Public Sector das Geschäft mit dem Öffentlichen Dienst verantwortet. In dieser Position ist er sowohl für Bund, Länder und Kommunen als auch den Bereich Gesundheitswesen sowie Forschung und Lehre zuständig.
Apple hat es mit dem iTunes-Store vorgemacht, Google (Android Market, Google Places) und jetzt auch Microsoft sind nachgezogen. Mit dem „Projekt Maribu – Government Applications" plant der Public-IT-Experte von VMware jetzt einen App-Marktplatz für öffentliche Institutionen und Bürger. Mit an Bord sind das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fraunhofer Fokus), der kommunale IT-Dienstleister ITK Rheinland, das auf öffentliche Auftraggeber ausgerichtete Beratungsunternehmen ÖPP Deutschland AG und das IT-Unternehmen Stone One .
Auf ähnliche Herausforderungen einheitlich reagieren
„Alle Kommunen haben in vielen Bereichen die gleichen Herausforderungen und Themenstellungen, und alle brauchen ähnliche Applikationen dafür, wie etwa für die Einführung des neuen Personalausweises oder die Vergabe von Kindertagesstätten-Plätzen. In der jetzigen Struktur gibt es vielfach unnötige Mehrfachentwicklungen. Mit unserem Government-App-Store, der auf vorhandener Cloud-Technologie basiert, wollen wir einen Marktplatz für solche Applikationen bieten", sagt Robertz.
„Ganz oft werden diese Themen mehrmals entwickelt. Wir haben uns überlegt, dass es doch ideal wäre, für die Cloud-Technologie eine Plattform als Marktplatz zu schaffen, einen Government-App-Store", sagt Robertz.
Eine Beispiels-Applikation gibt es bereits mit dem Kita-Navigator der ITK Rheinland für die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf. Die ITK hat die Entwicklung übernommen und stellt den Betrieb bereit. Robertz: „Wir haben mit dem Kita-Navigator auf der Cebit live gezeigt, wie eine solche Bereitstellung funktionieren kann." Die Bürger der Stadt Düsseldorf haben mit einem Online-Vormerksystem die Möglichkeit, sich im Internet über die Angebote der Kitas vor Ort zu informieren und ihre Kinder für eine oder mehrere Kitas vormerken zu lassen.
Viele Gelder durch Doppelentwicklungen verschwendet
Der Navigator selbst hat schon Preise gewonnen, doch die Idee mit dem App-Store, die Bereitstellung über die Cloud, wäre neu. Die Bereitstellung könne dabei auf verschiedene Arten umgesetzt werden: Durch virtualisierte Images, das heißt tatsächlich mehrfach vorhandene Anwendungen, oder durch die Umsetzung echter Mandantenfähigkeit. Dabei werden insbesondere die Datenbasis und die Authentifizierung pro Mandant getrennt, ansonsten ist die Infrastruktur die gleiche.
VMware will ein Framework schaffen, damit die Entwickler direkt Cloud-fähige Applikationen entwickeln, die sie in den App-Store einspielen. Von dort könnten Anwender sie nutzen. „Da könnte man Millionen Euro mit sparen", ist sich Robertz sicher.
Durch den einheitlichen Rahmen ist eine einheitliche Bereitstellung von bestehenden und von neuen Anwendungen möglich. Sie wandern in eine sichere und kontrollierbare Cloud, so die Vorstellung.
Gegebenenfalls und auf Wunsch können die Programme auf der Store-Oberfläche weiß gelabelt sein, also ohne Kennzeichnung einer bestimmten Kommune. Die Lösung kann dann für einzelne Kommunen personalisiert werden, die dahinter stehende Anwendung ist gleichzeitig aber für weitere Städte, Kreise oder Gemeinden nutzbar – und kann an deren Anforderungen angepasst werden.
Die Anwendungen selbst können durch die Vielfachnutzung preiswert angeboten werden, zugleich ist für die Städte und Kommunen, die sie in Auftrag gegeben haben, eine rasche Refinanzierung möglich. Maribu soll zu einem zentralen Marktplatz-Portal werden, über das Entwickler Anwendungen bereitstellen, öffentliche Institutionen Anwendungen beziehen und Bürger auf die Anwendungen ihrer Verwaltung zugreifen.
Schnellere Bereitstellung durch Wiederverwendung
„Wir haben viele Interessenten gehabt, die sich das anschauen wollen", sagt Robertz, „auch aus anderen Ländern." Wo das Ganze im Endeffekt irgendwann gehostet wird, sei noch völlig offen. „Das kann ein Landesrechenzentrum sein oder ein Public-Private-Partnership-Projekt. Wir wollen hierbei demonstrieren, dass es die Möglichkeit zur Standardisierung auf Basis schon bestehender Technologien gibt. Wir wollen zeigen, dass es funktioniert und heute eingesetzt werden kann. Man kann nicht sagen, die Cloud kommt mal irgendwann, denn sie ist ja schon da."
Vor seinem Einstieg bei VMware war Horst Robertz sechs Jahre bei IBM in München tätig. Dort arbeitete er vier Jahre als Key Account Manager im Vertrieb, bevor er als Direktor 2008 die Vertriebsleitung für den Bereich Integrated Technology Services, Public Sector übernahm. Zuvor arbeitete Robertz als Principal Consultant bei der PwC Consulting für Öffentliche Auftraggeber.
Seine berufliche Laufbahn startete Robertz als Mitarbeiter im Bereich Organisation/Inhouse Consulting bei der Lufthansa Airplus Servicekarten GmbH, bevor er als Kaufmännischer Leiter den Aufbau eines Tochterunternehmens der Lufthansa Airplus mit verantwortete.
Robertz absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier mit Schwerpunkt strategisches Management & Unternehmensorganisation.