"Das nächste große Ding"

Apple-Chef bittet um Geduld

24.04.2014
Apple wird immer häufiger vorgehalten, nur etablierte Produkte wie das iPhone zu aktualisieren. Konzernchef Tim Cook sagt jetzt, man arbeite an Neuheiten hinter den Kulissen, bis jedes Detail stimme. Der jüngste Milliardengewinn zeigt: Es geht auch so.

Wer von Apple ganze neue Produkte wie eine Computer-Uhr oder einen massiven Vorstoß ins Fernsehgeschäft erwartet, wird sich vorerst weiter gedulden müssen. Der Konzern brauche noch Zeit, betont Apple-Chef Tim Cook. Zugleich redet er immer offener darüber, dass sein Team neue "tolle Dinge" entwickelt. Apple arbeite an mehr Sachen als früher, sagte er nach Vorlage aktueller Geschäftszahlen. "Wir machen das im Hintergrund und sind noch nicht bereit, den Vorhang zu heben." Spekuliert wird vor allem über eine Computer-Uhr mit dem Namen iWatch.

Zugleich erlaubte sich Cook einen Seitenhieb gegen den Rivalen Samsung, der schon im vergangenen Jahr mit einer Datenuhr vorpreschte und jetzt mit einer zweiten Generation nachlegte. Einigen Produkten sehe man an, dass ihre Entwickler einfach nur als erste auf dem Markt sein wollten, kommentierte er. Apple sei viel wichtiger, es richtig hinzubekommen. "Wenn man an jedem Detail feilt, kann es auch etwas länger dauern." Für Apple sei entscheidend, sich auf dieDinge zu fokussieren, die man am besten könne, sagte Cook. Damit zog er auch eine klare Linie zum Rivalen Google, der alles Mögliche von einer Datenbrille bis hin zu selbstfahrenden Autos ausprobiert.

Der Druck von Anlegern, Analysten und Kunden, Apple solle endlich ein ganz neues Produkt präsentieren, statt Jahr für Jahr iPhone, iPad und seine Mac-Computer zu verbessern, dürfte nach den Quartalszahlen ohnehin etwas nachlassen. Denn Apple zeigte: Es läuft im Moment auch so sehr gut. Ein Gewinn von 10,2 Milliarden Dollar im traditionell ruhigsten Quartal nach dem Weihnachtsgeschäft ist ein Fakt, den auch Kritiker nicht so einfach wegdiskutieren können.

iPhone-Verkäufe sind das Fundament für den Gewinn

Vor allem Cooks Rechnung, in einem Markt mit immer billigeren Smartphones die Preise neuer iPhones hoch zu lassen, scheint allen Unkenrufen zum Trotz aufzugehen. Der iPhone-Absatz stieg im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 43,2 Millionen Geräte. Das entspricht vielleicht nur der Hälfte der Stückzahlen des Marktführers Samsung. Aber Apple nahm pro iPhone im Schnitt immer noch knapp 600 Dollar ein – und das war das Fundament des abermaligen Milliardengewinns.

In den Wachstumsmärkten der Entwicklungs- und Schwellenländer prescht die Konkurrenz mit Massen günstiger Smartphones auf Basis des Google-Systems Android vor. Apple hält dem im Einsteigerbereich das inzwischen zweieinhalb Jahre alte iPhone 4S mit einem nach heutigem Maßstab winzigen Display gegen – und kann damit erstaunlicherweise Punkten. So seien in China zuletzt 62 Prozent der Käufer eines iPhone 4S von Android rübergewechselt, betonte Cook. Auch bei dem oft als zu teuer kritisierten Modell 5c mit Kunststoff-Gehäuse liege der Anteil der Android-Abwanderer bei 60 Prozent. Apple mag hier einen besonders positiven Wert herausgepickt haben – aber auch Ländern wie Indien oder Vietnam habe es zweistellige Wachstumsraten gegeben.

Cook sieht in diesem Zahlen in seinem Kurs bestätigt: "Ich hoffe, dieses Quartal zeigt, dass wir in vielen Regionen erfolgreich sein können", sagte er in der Telefonkonferenz mit Analysten. "Die Chance von Apple liegt darin, dass mit der Zeit der gesamte Mobilfunk-Markt aus Smartphones bestehen wird, während jetzt rund eine Milliarde pro Jahr verkauft wird."

Der iPad-Absatz hingegen dürfte neue Fragen über Apples Preispolitik und die Zukunft der Tablet-Geräteklasse aufwerfen. Die Verkäufe sanken im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 16,3 Millionen Geräte – und das obwohl Apple die Produktpalette erst zum Weihnachtsgeschäft aktualisiert hatte. Cook rechtfertigte den Rückgang mit einer aufgestauter Nachfrage im Vorjahresquartal und verwies darauf, dass in knapp vier Jahren 210 Millionen iPads verkauft worden seien. Doch ein Absatzrückgang in einem wachsenden Markt ist immer ein Alarmsignal.

Das iPad sei möglicherweise ein Opfer seines eigenen schnellen Erfolgs, kommentierte die Analyse-Firma Jackdaw Research. "Viele Leute, die eins haben wollen, besitzen bereits eins – und verspüren kein Bedürfnis, es schnell zu ersetzen."

Die Apple-Investoren dürften trotz dieser iPad-Schwäche zufrieden sein. Das hat auch damit zu tun, dass Apple inzwischen große Dividenden ausschüttet, die der verstorbene Konzernchef Steve Jobs in seiner Regentschaft immer strikt abgelehnt hat. Außerdem soll nun ein Aktiensplit dafür sorgen, dass sich der Kurs positiv entwickelt. Für eine Aktie erhalten die Anteilseigner nun sieben, was den Kurs des Papiers im gleichen Verhältnis absenkt und für Einsteiger attraktiver erscheinen lässt. (dpa/tö)