Zusammen mit der Präsentation des iPhone 4 hat Apple eine neue Funktion eingeführt: Apple Facetime. Dahinter verbirgt sich eine Technik, mit der sich Nutzer nicht nur hören, sondern auch sehen können. Aktuell wird Facetime von drei Geräten unterstützt: dem iPhone 4, dem aktuellen iPod Touch sowie in einer Beta-Version für den Mac.
Apple verspricht, dass Videogespräche mit Facetime besonders einfach werden sollen. Solange das jeweilige Gerät mit einem WLAN oder einem anderen Netzwerk verbunden ist, können Nutzer Gespräche ohne zusätzliche Konfiguration durchführen.
Der Konzern aus Cupertino ist nicht das erste Unternehmen, welches sich an der Videotelefonie versucht. Videogespräche müssen in schöner Regelmäßigkeit als mögliche "Killerapplikation" herhalten, wenn Konzerne Endnutzern eine neue Technologie schmackhaft machen möchten. So tauchten etwa bereits bei der Telekom-Werbung für ISDN Geräte auf - die sich aufgrund hoher Gerätepreise und schlechte Qualität allerdings nicht durchsetzen.
Ein Revival erlebte die Videotelefonie anschließend in UMTS, auch hier blieb allerdings der prophezeite Erfolg aus. Abgesehen von professionellen Videokonferenzsystemen können lediglich Anwendungen wie Skype oder andere Instant Messenger einen Erfolg bei den Nutzern vorweisen.
Apple gelingt das Kunststück, Facetime nahtlos in die bestehende Kontaktansicht einzubinden. Unterstützt das jeweilige Gegenüber die Technik, erscheint eine kleine Kamera neben dem Button "Facetime". Drückt man darauf, startet die Applikation die Videotelefonie und baut die Verbindung zum Gegenüber auf.
Ist keine Kamera vorhanden, bricht die Verbindung mit einem entsprechenden Hinweis ab. Zudem muss das Apple-Gerät mit einem WLAN oder anderem Netzwerk verbunden sein, wenn nur UMTS vorhanden ist, dann schlägt der Anruf ebenfalls fehl.
Sowohl der iPod Touch wie auch das iPhone 4 haben zwei Kameras, sowohl auf der Vorder- wie auch der Rückseite. Im Gespräch kann man zwischen diesen problemlos umschalten. So sieht man nicht nur den jeweiligen Gesprächspartner, sondern kann auch die Umgebung übertragen.
Nicht immer kostenlos
Die Gespräche per Facetime sind grundsätzlich kostenlos - dennoch können Kosten anfallen, etwa für die WLAN-Verbindung in Hotels. Zudem wird zum Beginn eine Konfigurations-SMS an das Endgerät geschickt - teilweise werde die mehrfach verschickt. Im Ausland können so unter Umständen recht hohe Kosten auftreten.
Dies betrifft auch iPod Touch und dem Mac: Beide verfügen normalerweise nicht über eine Verbindung zu einem Mobilfunkprovider, daher muss der Nutzer die Konfiguration selbst durchführen, indem er den Dienst mit der E-Mail seiner Apple-ID (die etwa zur Anmeldung in iTunes genutzt wird) verbindet.
Fazit: Alte Technik perfektioniert
Apple bleibt der eigenen Linie treu: Der Konzern erfindet keine neuen Techniken, aber er perfektioniert Bestehende so weit, dass Anwender sie nahezu ohne Aufwand nutzen können. Facetime ist das ideale Beispiel dafür. Keine Konfiguration ist nötig, nur ein Gerät des Anbieters, und schon lassen sich die Gespräche durchführen.
Der Vorteil: Nutzer haben kaum Probleme mit der Konfiguration. Anders als etwa bei Nokia-Geräten liefert Apple alle Funktionen mit, um Videogespräche direkt zu starten. Hier bewährt sich Apples geschlossenes System, der Konzern hat alle Endpunkte voll unter seiner Kontrolle. Der Nachteil für die Nutzer dabei ist, dass sie ein passendes Endgerät benötigen. Theoretisch dürfte es zwar kein Problem sein, einen Facetime-Client für Windows zu entwickeln, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber relativ gering.
Allerdings ist es durchaus möglich, dass Apple weiteren Mitbewerbern die entsprechenden Schnittstellen nutzen lässt. Eine solche Anwendung ist beispielsweise Tango, eine Anwendung, die bereits heute Videotelefonate zwischen Geräten mit Android oder Apple-Betriebssystem erlaubt.