Wenn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, über sein Bürger-CERT eine Warnung für eine Software oder ein Gerät ausstellt, dann ist das normalerweise eine ernste Sache. Anfang August hat die Behörde eine Warnung für Apples iPhone, das iPad und den iPod Touch ausgestellt. Betroffen ist iOS ab Version 3.1.2 bis hin zu Version 4.0.
Die Sicherheitslücke selbst ist in der mobilen Version des Browsers Safari, genauer gesagt dem Modul, das PDF-Dateien anzeigt. Die Sicherheitslücke erzeugt einen Stack Overflow. Dabei belegt ein Call Stack, eine Datenstruktur, die Informationen über Subroutinen speichert, mehr Speicher als ihr eigentlich zugewiesen ist. Das Resultat ist ein Programmabsturz. Im Falle der iOS-Sicherheitslücke können Angreifer damit die verschiedene Sicherheitsfunktionen von Apple aushebeln und eigenen Programmcode auf dem Gerät ausführen.
So werden Nutzer attackiert
Problematisch für Nutzer ist, dass es Angreifer relativ einfach haben. Im Grunde muss auf dem iPad, dem iPhone oder dem iPod Touch nur ein Link angeklickt werden, der zu einem manipulierten PDF führt. Dieses löst den Stack Overflow aus, anschließend wird im Hintergrund der Angriffscode ausgeführt.
Wichtig dabei: Entgegen einiger Meldungen im Internet sind alle Geräte mit iOS betroffen, nicht nur solche mit aufgespieltem Jailbreak. Dieses Gerücht kam auf, weil die Website Jailbreak.me die Sicherheitslücke nutzt, um einen web-basierten Jailbreak des Apple-Gerätes durchzuführen. Der Sicherheitsanbieter F-Secure hat in seinem Blog mehrere Wege aufgezeigt, wie iOS-Nutzern manipulierte PDFs untergeschoben werden sollen.
Diese Gefahren drohen
Der Angriff ist deswegen so gefährlich weil er eins der fundamentalen Sicherheitskonzepte von Apple aushebelt. Normalerweise ist der App-Store die einzige Möglichkeit, mit der Nutzer Anwendungen auf den Endgeräten installieren können. Apple verhindert so, dass unerwünschte Software auf den Geräten landet - das beinhaltet nicht nur bösartige Apps, sondern auch solche, die der Konzern als unerwünscht eingestuft hat.
Kann nun ein Angreifer diesen Schutz aushebeln, so hat er nicht nur die komplette Kontrolle über das Apple-Gerät, sondern kann auch nach Belieben eigene Anwendungen installieren.
So können Sie sich schützen
Leider gibt es relativ wenige Möglichkeiten um sich vor diesem Angriff zu schützen. Im Grunde sollte man, bis ein Update vorhanden ist, keine PDF-Dateien öffnen - egal ob im Browser oder im E-Mail-Programm. Problematisch ist, dass der Browser automatisch die PDFs öffnet.
Möglicherweise hilft es, einen alternativen Browser zu installieren. Hier ist allerdings das Problem, dass dieser auch eine eigene PDF-Engine mitbringen muss, greift die Software für die PDF-Darstellung auf Safari zurück, ist die Lücke weiter vorhanden. So bringt der Atomic Webbrowser etwa einen Filter mit, auch Sicherheitshersteller Trend Micro hat mit kostenlosen Smart Surfing einen eigenen Browser im App Store. Dieser prüft die verschiedenen Links, bevor sie aufgerufen werden. Bösartige Websites werden von der Trend Micro App gesperrt.
Das sagt Apple
Apple hält sich normalerweise bedeckt, wenn es um Sicherheitslücken geht - auch diesmal gibt der Konzern nicht allzu viel preis. Georg Albrecht, Pressesprecher von Apple Deutschland meint dazu lediglich, dass sich Apple des Problems bewusst ist, eine Lösung entwickelt und diese in einem der kommenden Software-Update ausrollen wird.
Problematisch hierbei: Bislang hat sich Apple teilweise enorm lange Zeit gelassen, um Sicherheitslücken in Safari zu schließen - allerdings betraf das jeweils die Desktop-Versionen des Browsers. Da die App-Kontrolle und die Sicherheit des iOS allerdings eins der größten Verkaufsargumente für die mobilen Geräte. Es liegt also nahe, dass sich der Konzern diesmal mit dem Update und dem Ausrollen des Patches beeilt.
Was sind Jailbreaks?
Unter dem Begriff "Jailbreaking" werden verschiedene Techniken zusammengefasst, mit der Nutzer die Sicherheitsfunktionen von Apple umgehen können. Diese Tools helfen den Nutzern aus dem "Gefängnis" auszubrechen, in das Apple seine Geräte aus Sichtweise der Hacker gesteckt hat. Größter Vorteil der Jailbreaks ist, dass Nutzer anschließend auch Zugriff auf Apps haben, die nicht von Apple freigegeben wurden, etwa eine experimentelle Implementierung von Adobe Flash.
Allerdings öffnen diese Jailbreaks natürlich auch Angriffsmöglichkeiten. Die bekannteste ist der Wurm Privacy.A, der den SSH-Zugriff nutzt um auf die persönlichen Daten des Nutzers zuzugreifen.
Im Übrigen ist es relativ einfach, einen Jailbreak rückgängig zu machen: iTunes hilft hier. Dazu muss das Endgerät an PC oder Mac angeschlossen sein und von iTunes erkannt werden. Über die Option Wiederherstellen wird das Endgerät anschließend wieder mit der Original-Apple-Firmware versorgt.