Ziel des Greenpeace-Berichts „How dirty is your data?“ war es, die tatsächlichen Anstrengungen der Global Player im Cloud-Geschäft im Hinblick auf die Standortwahl ihrer Rechenzentren, den Einsatz von erneuerbaren Energien und der Transparenz zum Energieverbrauch zu beleuchten.
Dafür hat die Umweltorganisation die Rechenzentren der zehn Brachengrößen Akamei, Amazon, Apple, Facebook, Google, HP, IBM, Microsoft, Twitter und Yahoo untersucht. Sie alle treten entweder als Anbieter professioneller Cloud-Services auf, oder aber nutzen Cloud-Infrastrukturen für die Angebote, die sie ihren privaten Nutzern zur Verfügung stellen.
Rechenzentren verschlingen zwei Prozent des weltweiten Energieverbrauchs
Nach seriösen Schätzungen verbrauchen die Rechenzentren weltweit um 1,5 bis 2 Prozent der weltweit erzeugten Energie. Und dieser Anteil wird zukünftig noch steigen: Nach den Berechnungen von Greenpeace wird der Energieverbrauch durch die Informationstechnologie, getrieben von zunehmender Digitalisierung und mobilen Anwendungen, jährlich um 12 Prozent zulegen. Bis zum Jahre 2020 werde der weltweite Ausstoß an CO2-Emissionen durch Rechenzentren, Computer, Telekommunikation und mobile Geräte auf über 1,4 Milliarden Tonnen jährlich ansteigen.
Nach dem Greenpeace-Bericht schneidet gerade der hippe iPad- und iPhone-Anbieter Apple am schlechtesten ab: Nur knapp sieben Prozent des Stroms für die Apple Rechenzentren kommt demnach aus erneuerbarer Energie, fast 55 Prozent aus fossilen Brennstoffen.
Mit Abstand vorn liegen laut der Greenpeace-Untersuchung Google und Yahoo. Schon jetzt bezieht Google gut 36 Prozent seines Stroms auf erneuerbaren Quellen, bei Yahoo sind es sogar fast 56 Prozent. Entsprechend gering ist der Einsatz fossiler Energiequellen: bei Google sind es knapp 30, bei Yahoo nur 18 Prozent.
Insgesamt erweisen sich die Vorreiter der Informationstechnologie eher als rückwärtsgewandt: Noch immer werden mehr als 50 Prozent des Stroms der Rechenzentren aus fossiler Energie gewonnen. „Gerade die innovative IT-Technologie hat das Potenzial, den Ausstoß von Kohlendioxid branchenübergreifend zu verringern, aber die weltgrößten IT-Unternehmen kümmern sich kaum darum und decken ihren steigenden Bedarf vorwiegend aus dreckigen Energiequellen“, kritisieren die Greenpeace-Autoren.
Google, Facebook und Apple mit dreckigen Energiequellen
So nennt der Bericht beispielhaft die Cloud-Companies Google, Facebook und Apple, die ihre riesigen Rechenfabriken ausgerechnet in North Carolina und dem mittleren Westen ansiedelten, wo die dreckige Energie aus Kohlekraftwerken besonders günstig ist. Auf der anderen Seite versäumten es Telekom- und IT-Anbieter immer wieder, sich etwa in Entwicklungsländern als Vorreiter sauberer Energie zu profilieren.
„Gerade in strukturell schwach entwickelten Regionen hätten sie die Möglichkeit, ihren eigenen Strombedarf mit Investitionen in erneuerbare Energiequellen zu decken – statt dessen setzen sie meist auf Dieselgeneratoren, die die Umwelt besonders stark verschmutzen“, formulieren die Umweltaktivisten.“
Fehlende Strategie und wenig Transparenz
Greenpeace hat die untersuchten IT-Branchengrößen in fünf Kategorien bewertet:
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Der „Clean Energy Index“ gibt den prozentualen Anteil erneuerbaren Energien für den Rechenzentrumsbetrieb an.
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Die Rubrik „Coal Intensity“ gibt Auskunft über den Anteil fossiler Energieträger (in Prozent des gesamten Energiebedarfs der Rechenzentren)
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Unter Transparency bewertet Greenpeace die Informationspolitik der Unternehmen im Hinblick auf Energie- und Umweltfragen auf einer Skala von A (gut) bis F (mangelhaft)
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Unter Infrastructure Siting bewertet Greenpeace die Standort- und Investitionspolitik der Unternehmen im Hinblick auf den Einsatz sauberer Energiequellen
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Unter Mitigation Strategy bewertet Greenpeace die Strategie und nachvollziehbaren Erfolge der Unternehmen unter den Gesichtspunkten des Einsatzes erneuerbarer Energiequellen und Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes
Für die Bewertung hat Greenpeace Informationen aus eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen zusammengetragen. Besonders beklagen die Greenpeace-Autoren die fehlende Transparenz und Auskunftsfreude auf Seiten der Unternehmen. Lediglich Akamai, einem globalen Anbieter von Web-Content Hosting, erteilen sie mit einem „B“ die zweitbeste Note. Alle anderen befragten Unternehmen geben nach Einschätzung von Greenpeace viel zu wenige Informationen zu Energie- und Umweltfragen an die Öffentlichkeit.
Energie-Effizienz ist keine Green-IT
Nicht in den Bericht eingegangen ist die tatsächliche Energieeffizienz der Rechenzentren. Ohne Zweifel arbeiten neue Rechenzentren heute weitaus effizienter, wenn es um den Einsatz von Energie für Betrieb und Kühlung in Relation zur Rechenleistung geht. Das bestreitet auch Greenpeace nicht, bemängelt aber, dass „Green-IT“ ausschließlich als „energieeffizienter“ definiert wird.
„Über die gesamte Branche hinweg haben die Unternehmen zwar für mehr Energieeffizienz gesorgt, aber bisher versagt, wenn es um den Einsatz sauberer Energie geht. Deshalb kann man auch nicht ernsthaft von einer „grünen“ Branche sprechen“, bemängelt Greenpeace.
Der vollständige Bericht steht als PDF-Dokument bei Greenpeace zum Download zur Verfügung.