Für den Apple-Event der Superlative hatte Apple-Chef Tim Cook bewusst einen symbolträchtigen Ort gewählt: Im Flint Center in Cupertino, Kalifornien, wurde 1984 der erste Mac, 14 Jahre später dann der erste iMac vorgestellt. In ähnliche Sphären hob Apple auch die aktuelle Veranstaltung, schließlich gab es die "bedeutendsten Weiterentwicklungen in der Geschichte des iPhones" und, wie Cook darstellte, "das persönlichste Produkt, das Apple je geschaffen hat".
Doch zunächst zu den beiden neuen iPhones, das iPhone 6 und iPhone 6 Plus. Dank der vorangegangenen Leaks blieb hier kaum noch eine echte Überraschung übrig – was die Produkte aber nicht abwerten soll. Tatsächlich hat es Apple mit der neuen iPhone-Generation endlich gewagt, über den eigenen Schatten zu springen. Nach langen anhaltender Kritik und letztendlich auch sinkenden Marktanteilen greift das Unternehmen nun den aktuellen Phablet-Trend auf und bringt wie die übrigen Smartphone-Hersteller Geräte mit einem großen Display (über vier Zoll) heraus.
Konkret verfügt das iPhone 6 über ein 4,7-Zoll-Display mit 1334 mal 750 Pixeln HD-Auflösung. Dem iPhone 6 Plus spendierte Apple sogar einen Bildschirm mit 5,5 Zoll-Diagonale und Full-HD-Auflösung (1920 mal 1080 Pixel) – die Company aus Cupertino bezeichnet die beiden Screens großzügig als Retina HD Displays. Auf einen Rahmen hat Apple nahezu verzichtet, es gibt bei den nur rund 7 Millimeter dünnen Devices einen nahezu nahtlosen Übergang von Glas auf Metall.
Und auch unter der Haube hat die Company nachgelegt. iPhone 6 und 6 Plus verfügen über einen kräftigen A8-Chip mit 64 Bit-Architektur und 20-Nanometer-Fertigung, der trotz größeren Displays 25 Prozent schneller sein soll als sein Vorgänger A7- dafür aber laut Apple um 50 Prozent mehr Effizient vorweist. Apple spricht in diesem Zusammenhang von bis zu 14 Stunden Gesprächszeit, 10 Stunden Video und 10 Tagen Standby-Zeit. Beide Modelle besitzen zudem einen M8 Motion Coprozessor, der die Bewegungsdaten des Beschleunigungssensors, Gyrosensors, Kompasses und des neuen Barometers, welches den Luftdruck und die relative Höhe misst, sammelt. Der Chip tut dies laut Apple sogar, wenn das Gerät im Ruhezustand ist und spart somit Batterielaufzeit für den Schrittzähler und andere Fitness-Apps, die den Beschleunigungssensor den ganzen Tag nutzen.
Außerdem unterstützen die iPhone-6-Geräte das superschnelle WLAN-11ac mit bis zu 433 Mbit/s sowie LTE mit bis zu 150 Mbit/s und NFC für den neuen Bezahldienst Apple Pay. Auch bei den beiden Kameras hat Apple Hand angelegt: Die Rückkamera soll nun einen noch schnelleren Autofokus für Schnappschüsse besitzen, dem iPhone 6 Plus spendierte die Company eine optische Bildstabilisierung. Außerdem unterstützen die Geräte jetzt Zeitlupenaufnahmen mit 120 oder 240 fps. Die Frontkamera- bei Apple FaceTime HD Kamera genannt – erhielt unter anderem eine verbesserte Selfie-Funktion.
Preise und Verfügbarkeit
iPhone 6 und iPhone 6 Plus gibt es in Gold, Silber oder Spacegrau, voraussichtlicher Erscheinungstermin ist jeweils der 19. September. Die Preise für das 4,7-Zoll-kleine Gerät beginnen in Deutschland ab knapp 700 Euro (16 GB-Modell), das iPhone 6 Plus kommt in jeder Ausführung 100 Euro teurer. Die Preise für die bestehenden Geräte gehen dafür etwas zurück. Insgesamt hat Apple somit ab Ende September fünf iPhone-Typen im Rennen, um die verschiedenen Geschmäcker und Geldbeutel bedienen zu können: iPhone 6 und 6 Plus, iPhone 5S und 5C sowie das iPhone 5.
Apple Watch: Wie Apple die Zeit neu erfinden will
Seit längeren haben einschlägigen Hersteller wie Samsung, LG oder zuletzt Motorola ihre Vorstellungen einer Smartwatch präsentiert, nun war Apple an der Reihe – was auch die zahlreich versammelten Mode-Journalisten bei dem Event in Cupertino erklärt. Die Apple Watch - entgegen früheren Spekulationen handelte es sich aber nicht um die iWatch - ist wie die meisten Smartwatches aus dem Android-Lager kein Standalone-Device, sondern funktioniert nur in Verbindung mit einem iPhone.
Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt Apple bei der Bedienung aber nicht auf den Touchscreen, sondern verwendet dazu ein Drehrad, auch bekannt als Krone, wie es zum Aufziehen von mechanischen Uhren benutzt wird. Die Verwendung erinnert stark an die früheren Blackberry-Geräte, was bei der Präsentation zumindest auf Twitter für reichlich Spott sorgte – man erinnere sich, dass Apple einst die archaische Smartphone-Steuerung mit dem Touch-Mechanismus des iPhones verdrängte.
Ansonsten unterstützt die Apple Watch die üblichen Funktionen einer Smartwatch und besitzt Mikrofon und Lautsprecher – unter anderem auch für die Bedienung von Siri. Während der Vorstellung gab Apple einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten des Geräts. So unterstützt die smarte Uhr Navigation via Apple Maps, zeigt Benachrichtigungen, Bilder oder iMessages an – diese werden clevererweise analysiert, um einfache Antwortvorschläge zu geben. Außerdem befinden sich eine Fitness- und eine Workout-App bereits auf der Uhr und auch Bezahlung via Apple Pay ist möglich – man muss also an der Kasse nicht erst umständlich sein großes iPhone 6 Plus zücken.
Auch eine Reihe von Fremdanwendungen sind bereits entwickelt worden. So gibt es etwa eine App für die BMW iSerie, die das Öffnen und Zusperren des Fahrzeugs ermöglicht. Eine ähnliche Applikation soll in einer US-Hotelkette den Zimmerschlüssel ersetzen – beide Apps arbeiten vermutlich via NFC oder iBeacon. Außerdem stellt Apple mit WatchKit eine Entwicklungsplattform zum Bau von Apps bereit, um sicherzustellen, dass zum Start genügend Apps vorhanden sind.
Apropos Start: Die Smart Watch wird in zwei Größen, mit drei unterschiedlichen Gehäusematerialien (Sport, Edelstahl und 18k Gold Edition) sowie sechs Armbändern auf den Markt kommen. Die Preise beginnen Apple zufolge ab 350 Dollar - aus denen dann hierzulande vermutlich 350 Euro werden. Damit erklärt sich dann vielleicht auch mit das relativ später Erscheinungsdatum Anfang 2015 – nicht nur die Entwickler sollen fleißig Apps bauen, auch den Apple-Fans wird so genügend Zeit gegeben, um sich nach dem neuen iPhone 6 (Plus) auch noch das schicke Wearable leisten zu können.