Das neue Betriebssystem iOS 9 setzt laut Apple mindestens ein iPhone 4S, iPad 2 oder das erste iPad mini voraus. Ab dem iPod touch der 5. Generation funktioniert iOS 9 ebenfalls. Gegenüber iOS 8 hat sich somit nichts bei der Hardware-Anforderung geändert.
Analog zu den iOS-Versionen der letzten Jahre wird es das finale iOS 9 wieder im Herbst als kostenloses Update geben. Eine erste Beta-Version von iOS 9 steht laut Apple ab sofort für Entwickler zum Download zur Verfügung.
Lesen Sie nachfolgend eine Zusammenfassung der Neuigkeiten zum mobilen Betriebssystem iOS 9, das Apple auf der WWDC15 in San Francisco vorgestellt hat.
Design - Sehr dezentes Facelift
Die Optik und das Bedienkonzept hat Apple bei iOS 9 weitgehend unangetastet gelassen. Radikale Design-Änderungen wie beim Schritt von iOS 6 auf iOS 7 gibt es wie schon 2014 bei iOS 8 nicht.
Eine Verbesserung in der Bedienung betrifft die QuickType-Tastatur auf dem iPad. Neben Wortvorschlägen wie bei iOS 8 gibt es nun zusätzlich Shortcuts für beispielsweise Kopieren, Einfügen und Anhänge. Vereinfacht hat Apple auch das Verfahren, wenn beim Schreiben der Cursor an eine bestimmte Stelle im Text platziert werden soll oder man Textblöcke markieren will. Hierzu tippt man mit zwei Finger auf die Tastatur, dann verwandelt sich das virtuelle Keyboard in ein TrackPad. Jetzt lässt sich durch diese neue Geste der Cursor viel einfacher platzieren.
Neu gestaltet hat Apple in iOS 9 den Taskswitcher. Hier werden die offenen Apps nun in einer Art Coverflow dargestellt; ähnlich der bereits bekannten Albumansicht in der Musik-App. Die Multitasking-Ansicht wird unverändert zu iOS 8 durch doppeltes Drücken des Home-Buttons geöffnet.
Slide Over, Split View und Picture in Picture
Mit iOS 9 führt Apple bei den iPads den lange erwarteten Splitscreen-Modus ein. Wahlweise lassen sich nun zwei Apps nebeneinander auf dem Tablet darstellen. Apple bietet in iOS 9 dabei die drei Modi Slide Over, Split View und Picture in Picture.
Mit Slide Over lässt sich durch einen Wisch von der Seite schnell eine weitere App im rechten Bereich einblenden (überdeckt die bisherige App zirka ein Drittel). Jetzt lässt sich die eingeblendete App wie beispielsweise Notizen normal bedienen. Wischt man nun von oben runter, so werden die weiteren offenen Apps angezeigt, die sich einblenden lassen. Auf dem iPad Air 2 gibt es neben Slide Over zusätzlich die Funktion Split View. Hier wird der Bildschirm nun in zwei Apps aufgeteilt - beide laufen dann aktiv auf dem iPad. Der Bildschirm lässt sich 50:50 aufteilen oder in ein Verhältnis 70:30. Daten lassen sich zwischen den offenen Apps einfach per Drag and Drop austauschen. Wird in einer App mir vier Finger nach links oder rechts gewischt, so wird auch innerhalb des einen Split Views durch die anderen offenen Apps gewechselt.
Neu ist auch der dritte Multitasking-Modi Picture in Picture. Wenn ein Video läuft und eine Nachricht eingeblendet wird, so lässt sich diese öffnen und das Video läuft in einem eingeblendeten kleinen Bereich weiter. Das Video lässt sich in der Größe skalieren und verschieben. Die Funktion gibt es wie SlideOver ab dem iPad Air und iPad mini 2. SplitView ist nur auf dem iPad Air 2 verfügbar.
Proactive - Wissen, was gleich passiert
Über die neue Funktion Proactive Assistant bringt Apple in iOS 9 mehr Intelligenz in die Spotlight-Suche und Siri. Außerdem soll Proactive anstehende Ereignisse schlauer vorhersagen und dem Anwender passende Infos basierend auf seinem Nutzungsverhalten bieten. Eine ähnliche Funktion bietet Google bei Android mit Google Now.
Proactive sucht auf dem iPhone oder iPad automatisch nach Informationen, bevor der Anwender diese benötigt. Hierfür durchsucht Proactive Kalendereinträge, Kontakte, Karten und weitere Apps. Beispielsweise blendet Proactive bei einem anstehenden Termin automatisch Weginformationen mit der geschätzten Ankunftszeit unter Berücksichtigung der Verkehrslage ein.
In iOS 9 ersetzt Proactive auch die herkömmliche Spotlight-Suche, die bei iOS 8 durch Ziehen des Homescreens nach unten geöffnet wird. Nach wie vor können mit Proactive beispielsweise Apps oder Musiktitel gesucht werden, allerdings zieht Proactive nun auch externe Ergebnisse wie News-Websites stärker in die Suche mit ein.
Außerdem analysiert Proactive das typische Nutzungsverhalten. Öffnet ein Anwender beispielsweise morgens nach dem Wecker immer Twitter, so blendet iOS 9 gleich die App im Sperrbildschirm ein. Oder jemand telefoniert um 19:00 Uhr immer mit der gleichen Person, dann zeigt Proactive gleich einen Anrufhinweis für diesen Kontakt an.
Proactive wird auf dem Homescreen durch einen Wisch nach rechts geöffnet. Hier gibt es eine Integration von Siri und Spotlight. In der Suche werden abhängig vom Ort und Zeit gleich die passenden Apps, Kontakte oder Örtlichkeiten wie Cafes angezeigt.
Proactive interagiert auch mit Siri. Der "Persönliche Assistent" beherrscht mit iOS 9 mehr Funktionen. Beispielsweise kann man sich von Siri über "Zeig mir Fotos von Utah letzten August" die entsprechenden Bilder anzeigen lassen. Oder wenn in der Nachrichten-App ein interessanter Link ist, dann lässt sich über "Erinnere mich an dies Zuhause" eine entsprechende Erinnerung mit der URL erstellen.
Proactive kann laut Apple noch mehr. So sucht iOS 9 bei einem Anruf mit einer in den Kontakten unbekannten Nummer beispielsweise in den E-Mails, ob dazu ein passender Kontakt ist. Wird Proactiv während des Klingelns fündig, so wird das Ergebnis eingeblendet.
Karten - Navigation mit ÖPNV
Mit iOS 9 erhalten die Karten von Apple ein Update. Als Neuerung wartet die Karten-App nun mit einer Navigation über den öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV auf. Bis inklusive iOS 8 kann bei der Navigation mit der Karten-App zwischen Fahren, Zu Fuß und Apps gewählt werden. Wird Apps gewählt, dann übergibt Karten die Route an die App von Drittanbietern wie beispielsweise Google Maps.
Bei iOS 9 bietet die Karten-App als weitere Option Transit (engl. Bezeichnung) an. Jetzt wird die Route mit Bussen und Bahnen aufgezeigt. Der Dienst geht zuerst in den Städten San Francisco, New York, Toronto, Philadelphia, Washington, Baltimore, Chicago, Mexico City, London und Berlin an den Start. Außerdem funktioniert der Dienst auch in vielen großen Städten in China. Google bietet bei seinen Maps bereits länger eine Integration der öffentlichen Verkehrsmittel; inklusive der Option Fahrrad.
Mehr Akkulaufzeit und einfacheres Upgrade
Das Problem einer zu kurzen Akkulaufzeit ist ein generelles Problem bei Smartphones - nicht nur beim iPhone. In iOS 9 integriert Apple nun einen aktivierbaren Low Power Mode. Details über den neuen Stromsparmodus hat Apple zwar noch nicht verraten, vermutlich schaltet iOS 9 aber viele Funktionen wie LTE, Bluetooth oder WLAN ab und stellt nur noch die Telefoniefunktion zur Verfügung. Eine ähnliche Funktion hat Apple bereits bei der Watch eingeführt. Hier wird bei geringer Akkukapazität nur noch die Uhrzeit angezeigt. Laut Apple erlaubt der Low Power Mode eine zusätzliche Akkulaufzeit von drei Stunden. Außerdem soll iOS 9 schon im normalen Betrieb für eine Stunde längere Akkulaufzeit durch Optimierungen sorgen.
Apple hat auch auf das Problem des notwendigen freien Speicherplatzes beim Upgrade von iOS reagiert. Gerade bei iPhones oder iPads mit 16 GByte Kapazität reicht der Platz für das Update nicht aus; viele Apps und Daten müssen erst gelöscht werden. Für die Softwareaktualisierung von iOS 8 auf iOS 9 sind laut Apple nur 1,3 GByte freier Speicherplatz notwendig. Beim Wechsel von iOS 7 auf iOS 8 sind noch 4,6 GByte nicht belegter Platz Voraussetzung.
Weitere Features und Verfügbarkeit
Neben der erwähnten Änderungen und Features bietet Apples iOS 9 noch folgende Neuerungen:
Apple Pay: Der mobile Bezahldienst startet im Juli in UK.
Wallet: Die App Passbook benennt Apple in iOS 9 auf den passenderen Namen Wallet um.
Notizen: Die App erhält in iOS 9 eine Toolbar für Checklisten und einfaches Einfügen von Bildern. Außerdem lässt sich mit dem Finger darin zeichnen. Eine bessere Übersicht gibt es über alle Notizen in der App ebenfalls.
CarPlay: Mit iOS 9 werden auch Apps der Autohersteller direkt unterstützt. Damit muss nicht mehr zwischen verschiedenen Modi über den Touchscreen des Fahrzeugs gewechselt werden - CarPlay muss nicht mehr verlassen werden. Außerdem ist mit iOS 9 keine Kabelverbindung mehr notwendig (muss vom Fahrzeug unterstützt werden).
News: Die neue App News bietet vordefinierte Newsquellen an, aus denen man auswählen kann. Von den selektierten Quellen wird dann automatisch eine optisch aufbereitete Zusammenstellung erstellt. News lässt sich als in iOS integrierte Alternative zu Flipboard sehen. In der News-App lassen sich Favoriten erstellen und neue über die integrierte Suche hinzufügen. In Artikeln werden Galerien gleich komplett dargestellt. Apple arbeitet bei der News-App mit den führenden Verlagen zusammen. News startet zuerst in den USA, UK und Australien.
Sperrcode: In iOS 9 gibt es statt des vierstelligen Sperrcodes nun bei iPhones und iPad mit TouchID einen sechsstelligen Code.
Zwei-Faktor-Authentifizierung: Wird auf einem neuem Gerät die Apple-ID verwendet, so wird auf den bekannten Geräten wie dem eigenen iPhone eine Meldung mit Verifikations-Code eingeblendet. Dieser Code wird für das Login auf dem neuen Gerät benötigt. So wird der Missbrauch der Apple-ID erschwert.
Swift: Die Programmiersprache wird Open Source
Die iOS 9 Beta Software und das SDK sind ab sofort für Mitglieder des iOS Developer Program auf developer.apple.com zum Download erhältlich. Eine Public Beta wird im Juli unter beta.apple.com für die Öffentlichkeit verfügbar. Die finale Version wird im Herbst erwartet, vermutlich im Zeitraum September, wo üblicherweise neue iPhones angekündigt werden. In diesem Jahr kommen voraussichtlich das iPhone 6S und iPhone 6S Plus. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen die neuen iPhones dann Force Touch unterstützen. Die Technologie findet bereits bei der Apple Watch und den TrackPads neuer MacBooks ihren Einsatz. Force Touch kann unterschiedlich starke Fingerdrücke unterscheiden und damit verschiedene Funktionen auslösen.