Der Markt für IT-Güter und -Services wird in den Jahren 2012 und 2013 zwei Veränderungen durchmachen, prognostiziert Forrester-Analyst Andrew Bartels in seinem "Report Global Tech Market Outlook For 2012 And 2013". Zum einen werde es bedingt durch die Finanzmarktprobleme in Europa und den USA zu einer Abschwächung der Ausgaben für IT kommen. Zum anderen werde es einen Umstieg bei den Ausgaben und Investitionen geben: weg von alten Technologien wie Servern, PCs, Routern, ERP-Software und hin zu neuen (mobile Geräte, SaaS-basierte Apps für Collaboration, Analytics-Software).
Bei seiner Analyse arbeitet Bartels Themen heraus, die den weltweiten Technikmarkt in den kommenden zwei Jahren prägen werden:
1. Das Wachstum der Industrie wird in diesem Jahr fünf Prozentpunkte und im kommenden Jahr acht Prozente betragen. Es ist damit schwächer als in den Nachkrisenjahren 2010 und 2011, wo die weltweite Finanzkrise für die Einbrüche in den Folgejahren sorgt.
2. Das Tempo der Weltmärkte ist dabei sehr unterschiedlich: China und Indien fahren im fünften Gang, heißt es bei Forrester, der asiatisch-pazifische Raum (außer Japan), Lateinamerika, Osteuropa, der mittlere Osten und Afrika im vierten, USA und Kanada im dritten und Europa sowie Japan im zweiten. Alle Regionen werden in diesem und nächsten Jahr runterschalten müssen, heißt es in der Analyse, Europa werde sogar den Rückwärtsgang einlegen, also in eine Rezession rutschen.
3. Es wird neue Märkte geben. Aus BRIC (Brasilien, Russland, Indien und China) wird schon bald BRICTSAM (mit Türkei, Südafrika und Mexiko), weil dort die Märkte bereits so groß sind wie in Russland oder so schnell wachsen wie in Indien. Bewegung gibt es auch jenseits dieser Länder, etwa im mittleren Osten, an der Pazifikküste Zentral- und Südamerikas oder in Afrika. Nur 2012 wird man diesen Aufschwung noch nicht so richtig spüren, weil viele dieser Länder ihr Geld mit Öl und Rohstoffen machen. Genau hier sorgen sinkende Preise aber für sinkendes Wachstum. Dennoch sei das Potenzial in diesen Gebieten groß und lohnt Investitionen, schreibt Forrester.
4. Große Anbieter werden mit den Änderungen in Technik und Märkten Probleme bekommen, mutmaßt Forrester. Um mithalten zu können, seien manche auf Akquisitionen angewiesen. Bisher habe jeder Generationenwechsel in IT-Märkten für Probleme bei etablierten Anbietern gesorgt, so der Forrester-Analyst. Das werde auch in den kommenden Jahren so sein und für Veränderungen in den Rangfolgen der Technologieunternehmen sorgen, schreibt Bartels, ohne Einzelheiten oder gar Namen zu nennen.
Apple katapultiert sich in die Unternehmens-IT
5. Apple wird den Hardware-Markt in den Unternehmen stürmen, indem es die zunehmende Konsumerisierung ausnutzen wird. Über viele Jahre haben Anbieter wie Dell, EMC, Fujitsu, IBM, Lenovo, Sun oder Unisys den Hardware-Markt in den Unternehmen beherrscht. Apple war allenfalls ein Nischenanbieter mit einer gewissen Tradition im Bildungswesen und in den Medien. Aber iPad und iPhone haben Apple aus dieser Nische heraus- und direkt in den Unternehmensmarkt hinein katapultiert. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino schüttelt damit den Markt kräftig durch und nimmt den Platzhirschen Microsoft und seinen Hardware-Partnern wie Dell, HP oder Lenovo spürbar Anteile ab.
6. Cloud und Smart Computing werde den Software-Markt wachsen lassen. Auch die Software-Märkte verändern sich: Traditionelle Anwendungen wie Datenbanken oder ERP-Anwendungen werden an Bedeutung verlieren, während Analytics oder BI-Systeme sowie Smart Computing-Anwendungen stärker vertreten sein werden. Auch Software-as-a-Service (SaaS) wird insbesondere im Bereich Personal-, Supplier- oder Performancemanagement eine wesentlich größere Rolle als bisher spielen.
Nicht Cloud Computing, sondern Apple treibt die Märkte
Aber wie, um die Dinge gerade zu rücken, betont Forrester in der Analyse, dass nicht Cloud Computing den Umbau der Märkte entscheidend vorantreiben wird, zumindest nicht in den kommenden zwei Jahren, sondern Apple. Das sei immer noch erstaunlich, schreibt Andrew Bartels, denn nach wie vor unternehme Apple wenig bis nichts, um sich im Firmenmarkt zu platzieren. Daher sei der Zuwachs des Konzern bei Unternehmen im Jahr 2011 eine der größten Überraschungen gewesen, die auch 2012 anhalten werde, schätzt Bartels.
Apple selber gibt keine Umsatzzahlen im Bereich Unternehmen und Regierungen heraus und unterscheidet bei den Zahlen generell auch nicht zwischen Konsumenten und Unternehmenskunden. Deshalb kann Forrester nur schätzen, wie hoch der Anteil von Apple im professionellen Computermarkt sein wird.
Für 2011 hatte Forrester vorhergesagt, dass Apple Macs im Wert von sechs Milliarden US-Dollar und noch einmal so viele iPads im Firmenmarkt verkaufen wird. Für 2012 schätzt Forrester, dass die Zahlen auf neun Milliarden Dollar bei Macs und zehn Milliarden bei iPads ansteigen wird. Im Jahr 2013 wird Apple die Summen 12 bzw. 16 Milliarden US-Dollar erreichen. Im Vergleich dazu: Der weltweite PC-Markt mit Windows und Intel-Prozessoren werde um drei Prozent in diesem und um ein Prozent im kommenden Jahr schrumpfen. Allerdings bleibt der Löwenanteil der Umsätze mit 69 Milliarden US-Dollar bei Microsoft und Intel.
Apple-Wachstum findet ohne Apple statt
Dieses Wachstum findet weitgehend ohne aktive Teilnahme von Apple statt. Forrester-Analyst Bartels hat drei Gründe dafür ausgemacht, warum es auch ohne spezielles Marketing von Apple im Firmenmarkt boomt:
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Die IT-Abteilungen in den Unternehmen kaufen im Moment vor allem iPads, weniger Macs. Allein die Fortune 500-Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren Zehntausende davon gekauft. CIO.com berichtet in diesem Zusammenhang, dass 92 Prozent der weltgrößten Unternehmen das iPad testen oder bereits ausrollen würden.
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Die Inhaber kleiner Unternehmen kaufen Macs und iPads sowohl für den geschäftlichen als auch für den privaten Bedarf. Dabei nutzen die oft freiberuflich Tätigen die Möglichkeit, Apple-Equipment für den privaten Bedarf zu kaufen, aber die Kosten dafür als Geschäftsausgabe geltend zu machen.
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Berufstätige kaufen sich immer häufiger Macs und iPads und gehen damit zur IT-Abteilung, um sich die Ausgaben dafür erstatten zu lassen. Auch bei Forrester ist das so, schreibt Bartels, wo immer mehr Vice Presidents und Senior Vice Presidents auf Macbook und iPad umsteigen.