Die Ausgaben für Application Management werden in Westeuropa 2009 die Grenze von neun Milliarden Euro überschreiten. Damit zählt der Bereich zu den aktivsten im Markt für IT-Services. Zu diesem Ergebnis kommt der Marktanalyst PAC in seinem Whitepaper "Application Management in Europe - A Buyer's Guide".
Unter Application Management versteht PAC die Wartung und Verbesserung vorhandener Anwendungen. Das kann allerdings auch anfängliche Entwicklungsarbeit einschließen. Es unterscheidet sich vom Application Outsourcing, bei dem der Anbieter die Verantwortung für die gesamte Anwendungskette, einschließlich des Server- und Betriebssystems, übernimmt.
Wegen der Finanzkrise werden Kunden verstärkt auf Application Management zurückgreifen, so PAC. Sie erhoffen sich dadurch, ihre Betriebskosten zu senken, ihre Anwendungssysteme zu rationalisieren und Software-Prozesse zu verbessern.
"Application Management wird während des aktuellen Wirtschaftsabschwungs ein stabiles Investitionsfeld für Unternehmen bleiben. Denn es ermöglicht Betriebskosten zu senken, aber ohne die Verpflichtungen und die Komplexität eines großen Outsourcing-Auftrags", sagt PAC-Analyst Nick Mayes.
Bis 2012 sollen die Ausgaben für Application Management in Westeuropa auf zwölf Milliarden Euro ansteigen, prognostiziert PAC. Dabei investieren Unternehmen in Großbritannien mit rund 3,5 Milliarden Euro am meisten. Deutschland liegt im Mittelfeld mit etwa zwei Milliarden Euro.
In Deutschland ist Application Management vor allem für SAP interessant
Auch bei den Trends zeigen sich regionale Unterschiede. So wird die Mehrheit der Deals in Deutschland mit SAP-Umgebungen zu tun haben. Deutsche Kunden verlangen außerdem eher nach Onsite-Teams, die sich vor allem um den Support von älteren Anwendungen kümmern.
In Großbritannien dagegen ist Application Management ein Teil von Multi-Sourcing. Es geht um Megadeals und nicht nur um kleinere Anwendungen. Vor allem beinhalten die meisten Verträge Offshoring.
In der aktuellen Marktsituation werden diejenigen Anbieter erfolgreich sein, die einen Mix aus Onshore-Kundennähe und kostengünstigen Offshore-Kompetenzen bieten. "Sie werden auch in der Lage sein, über die Nutzung niedriger Lohnkosten an Offshore-Standorten hinaus langfristigen Mehrwert durch Prozessverbesserung, Industrialisierung und Ressourcenoptimierung zu erbringen", so Mayes.
Logica Nummer Eins bei den Anbietern von Application Management
Momentan rangiert Logica in Westeuropa auf Platz Eins als größter Anbieter. Dazu beigetragen haben unter anderem die Übernahmen von Unilog in Frankreich und von WM-data in Skandinavien. Von den 7,6 Milliarden Euro, die Firmen 2007 in Application Management investierten, betrug Logicas Anteil 8,5 Prozent. Die Briten liegen demnach vor den US-Konkurrenten Accenture oder IBM Global Services oder den europäischen Wettbewerbern wie Capgemini oder Atos Origin.
Stellt sich die Frage, welcher Anbieter zu welchem Kunden am besten passt. Auf jeden Fall ist nicht der größte Dienstleister auch immer der beste, schreibt PAC in seinem Whitepaper. Die Analysten nennen Kriterien, nach denen sich Anwender entscheiden sollen:
Preis
Wie hoch ist die Transparenz des Anbieters bei der Preisangabe? Wie hoch ist der Anteil von Lohnkostenarbitrage an den genannten Kosteneinsparungen?
Kostensenkung
Welche weiteren Methoden, Tools oder Prozesse setzt der Anbieter ein, um die Kosten zusätzlich zu senken und den Service zu verbessern?
Laufende Verbesserung
Überwacht, überprüft und verbessert der Anbieter proaktiv seine Dienstleistungen, was Effizienz, Effektivität und Flexibilität angeht?
Kulturelle Belange
Ist der Anbieter in der Lage, mit der Belegschaft des Anwenderunternehmens zusammenzuarbeiten? Kann er die Firmenwerte nachvollziehen?
Finanzielle Stabilität
Wie sicher ist die aktuelle und zukünftige finanzielle Situation des Anbieters? Ist es sinnvoll einen Vertrag über mehrere Jahre mit ihm einzugehen?
Expertise
Hat der Anbieter bereits genug Erfahrungen mit dem Management von Anwendungen, die ähnlich dem beim Kunden sind?