Einblicke

Arbeiten als Inhouse Consultant

30.05.2016 von Ina Hönicke
Berater können sich immer öfter vorstellen, in Anwenderunternehmen zu arbeiten, wie das Beispiel Freudenberg zeigt. Die Jobs sind auch hier abwechslungsreich, aber das Leben aus dem Koffer entfällt.

Beratung in einer so breit diversifizierten Unternehmensgruppe wie Freudenberg erfordert hochkarätige IT-Experten", betont Group-CIO Harald Berger, der die Konzern-IT innerhalb der Holding führt. Dass die internen Gespräche über eine firmenweite IT Governance viel Zeit in Anspruch genommen haben, verwundert nicht. Schließlich hat die IT-Verantwortung mehr als 20 Jahre in den Händen der einzelnen Geschäftsbereiche gelegen. "Jetzt müssen wir die mit den Bereichen vereinbarten Standardisierungsprojekte in der Konzern IT in die Tat umsetzen", erklärt Berger. Dazu gehöre, die Synergien über die komplexe Freudenberg-Gruppe hinweg sicherzustellen und eine gemeinsame standardisierte IT-Infrastruktur zu etablieren.

Harald Berger ist CIO in der Freudenberg Gruppe und prophezeit einigen Mitarbeitern, dass sie ihre Komfortzone verlassen müssen.
Foto: Privat

"Für alle IT-Mitarbeiter wiederum heißt das, flexibel zusammenzuarbeiten, bisherige Tätigkeiten zu hinterfragen und offen für neue Herausforderungen zu sein", beschreibt der IT-Chef die Situation. Er weiß, dass auf seinen Mitarbeitern ein hoher Druck lastet: "Wenn wir Standardisierungsprojekte intensiv anschieben, heißt das auch, dass so mancher Mitarbeiter seine bisherige Komfortzone verlassen muss."

Veränderung durch IT-Standardisierung

Berger beschreibt eine typische Veränderung, die aus der IT-Standardisierung resultiert: "Heute administrieren zwei anstatt wie früher zehn IT-Profis den weltweiten Exchange Betrieb." Er fährt fort: "Diese zwei Mitarbeiter sind für den gesamten Exchange Betrieb verantwortlich, während die anderen acht IT-Profis sich auf neue, anspruchsvolle IT-Aufgaben wie IT-Sicherheit konzentrieren." Das wichtigste Ziel sei, mehr Zeit und Freiräume in die IT als Innovationstreiber zu investieren und insbesondere bei den Digitalisierungsprojekten für das Unternehmen aktiv mitzuwirken.

"Dieser Weg ist für viele IT-Experten sicherlich anstrengend, aber auch spannend" betont Berger. Ein Weg, für den sich Christine Tussing, Director SAP Competence Center bei der Konzern IT, entschieden hat: "Mein Job ist abwechs­lungsreich, aber im Gegensatz zu meinen früheren Tätigkeiten ist der Druck bei einer internen IT-Stelle anders." Sie weiß, wovon sie spricht. Schließlich war sie während ihres zwölfjährigen Aufenthalts in der Schweiz sowohl als Inhouse-Beraterin bei einem großen Schweizer Konzern als auch als Freiberuflerin in internationalen Projekten tätig. Ihren jetzigen Job verdankt sie letztlich ihrem Sohn, zu dessen Einschulung sie unbedingt wieder in Deutschland sein wollte. Deshalb kam die SAP-Expertin nach 13 Jahren Schweiz nach Weinheim zurück, den Ort, in dem sie aufgewachsen ist.

Christine Tussing leitet das SAP-Competence-Center der Freudenberg-Gruppe und soll entsprechendes Know-how aufbauen.
Foto: www.freudenberg.com

Durch einen Zufall sei der Kontakt zu Freudenberg entstanden. Tussing erfuhr, dass mit der Etablierung der Konzern IT etliche neue IT-Projekte initiiert werden. Als ihr wenig später die Funktion als Director SAP Competence Center in der Konzern IT angeboten wurde, hat sie begeistert zugesagt. Ihre Stelle hat das Ziel, SAP Inhouse-Kompetenz in den Freudenberg-Gesell­schaften aufzubauen und an der Restrukturierung und Konsolidierung der SAP Systemlandschaften mitzuarbeiten.

Da sich die Konzern IT noch im Aufbau befindet, sucht das Unternehmen zurzeit weitere IT-Mitarbeiter. "Die Neueinsteiger müssen vor allem kommunikativ sowie fachlich kompetent sein und über Change-Management-Erfahrung verfügen", betont die Softwareexpertin. Neben erfahrenen Entwicklern erhalten laut Tussing auch junge Leute, die direkt von der Hochschule kommen, eine Chance. Mittelfristig wünscht sich die Leiterin des SAP Competence Centers ein Team aus jungen und "gestandenen" Beratern. "Dass alles im Entstehen ist, ist nicht nur für mich, sondern auch für die jetzt eingestellten IT-Berater spannend", davon ist Tussing überzeugt.

In puncto Projektarbeit unterscheiden sich die Aufgaben eines IT-Beraters im Anwenderunternehmen kaum von denen eines Beraters in einem IT-Dienstleistungsbetrieb. Letztere müssten sich mit einem "Leben aus dem Koffer" arrangieren: Montagmorgen zum Flughafen, fünf Tage beim Kunden vor Ort tätig sein und am Freitag mit dem Flieger zurück.

Berater bei einem IT-Dienstleister sind ständig auf Reisen, Berater beim Anwender können den Koffer daheim lassen.
Foto: gtfour - shutterstock.com

Mitarbeitersuche via Internet ist Pflicht

"Das Leben rauscht sozusagen an einem vorbei", meint sie aus Erfahrung. Deshalb wundert sich die SAP-Managerin nicht, unter den Bewerbern auch Mitarbeiter aus Beratungshäusern zu finden. Diesen sei wichtig, "ihre Projekte lange zu begleiten und auch das Ergebnis zu sehen". Dass interne Berater sowohl in der Projekt- als auch in der Betriebsorganisation eingebunden sind, mache den wesentlichen Unterschied aus zu externen Consultants.

Neben der Konzern IT innerhalb der Holding ist in Weinheim auch die eigene Geschäftsgruppe Freudenberg IT ansässig. Letztere berät als Dienstleister neben externen Kunden die interne IT der Freudenberg Geschäftsgruppen. "Da die Freudenberg IT von Deutschland aus global arbeitet, sind die Anforderungen an die Mitarbeiter überaus hoch", erklärt Oliver Rudolf, Personalleiter der Freudenberg IT. Ungefähr ein Drittel des Geschäfts werde mit Beratungsdienstleistungen vornehmlich im SAP-Umfeld gemacht.

Personalleiter Oliver Rudolf ist überzeugt, dass ein Familienunternehmen wie Freudenberg eine hohe Attraktivität auf Bewerber ausübt.
Foto: www.freudenberg.com

Für den Dienstleister gesucht werden SAP-Consultants, IT-Lösungsarchitekten sowie IT-Profis, die in den einzelnen Fachbereichen den Betrieb sicherstellen. Vielfältige Jobs erfordern laut Rudolf auch vielfältige Anforderungen. So müssten die Kandidaten für die höherwertigen Beratungsaufgaben einen universitären Abschluss in IT-Management vorweisen können. In der IT Beratung wiederum würde das Unternehmen auch Wirtschaftswissenschaftler rekrutieren. "Voraussetzung ist, sie verfügen über entsprechende IT- und SAP-Kenntnisse", betont der Personalleiter. Schließlich müssten sie in der SAP-Beratung eine entsprechende Prozessberatung beherrschen.

"Nach unserer Erfahrung sind soziale Netzwerke heute eines der wichtigsten Rekrutierungs-Instrumente", meint Rudolf. Mund-zu-Mund-Propaganda sowie Internet-Präsenz sind seiner Meinung nach mittlerweile ein Garant für den Rekrutierungserfolg. Sein Credo lautet: "Wir sind ein IT-Dienstleister in einem deutschen Familienunternehmen, deshalb ist das Arbeiten eher auf Langfristigkeit und Solidität als auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtet."

Social Media-Profile: Was Arbeitgebern nicht gefällt
Tabus für Bewerber in Social Media-Profilen
Mit unbedachten Äußerungen oder provokativen Fotos rücken sich Bewerber schnell ins schlechte Licht, wie eine Umfrage von CareerBuilder runter 400 Arbeitgebern in Deutschland zeigt.
An schlechten Kommunikationsfähigkeiten...
... des Kandidaten stören sich 35 Prozent der befragten Arbeitgeber.
Informationen über Drogen- und Alkoholkonsum...
... sind für 33 Prozent der Arbeitgeber ein Grund, den Bewerber nicht zu berücksichtigen.
Provokative oder unangemessene Fotos....
.... in Social-Media-Profilen kommen bei 32 Prozent der befragten Unternehmen schlecht an.
Ebenso so viele stören sich an...
... diskriminierenden Kommentaren der Kandidaten in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht oder Religion.
Macht ein Kandidat falsche Angaben..
... zu seiner Qualifikation, ist das für jeden vierten Arbeitgeber ein Grund abzusagen.
Wer über seinen Arbeitgeber schlecht spricht,...
... kommt auch bei potenziellen neuen Arbeitgebern nicht gut an, sagen 19 Prozent der befragten Arbeitgeber.
18 Prozent der Personaler stört es,
... wenn der Kandidat zu häufig in sozialen Netzwerken postet.
17 Prozent der befragten Arbeitgeber sehen es nicht gerne,
wenn der Kandidat falsche Angaben über Abwesenheiten gemacht hatte.
Auch eine Präsentation unter unprofessionellem Namen....
... in Social Media-Profilen stört 17 Prozent der Unternehmen.
10 Prozent stört es, ...
...wenn sich der Kandidat mit kriminellen Handlungen in Verbindung bringen ließ.