Den Mythen um die Generation Y wollte die Gummersbacher Managementberater Kienbaum auf den Grund gehen. Ihre Studie "MultiGen 2020" beginnt denn auch mit einem deutlichen Zitat: "Anspruchsvoll, Ich-bezogen, keine Lust zu führen" - so skizzierte das Manager-Magazin 2013 die jungen Arbeitnehmer.
Kienbaum hält dagegen und befragte mehr als 1.500 Arbeitnehmer der Jahrgänge 1946 bis 1963 (Babyboomer), 1964 bis 1980 (Generation X) und 1981 bis 1999 (Generation Y). Fazit: So groß sind die Unterschiede gar nicht.
So wurden die Arbeitnehmer nach den wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl befragt. Hier herrscht weitgehend Einigkeit: Abwechslungsreiche und herausfordernde Aufgaben, ein gutes Betriebsklima, dass die eigene Leistung anerkannt wird, dass man seine eigenen Ideen einbringen kann - solche Punkte sind wichtig.
Kienbaum hat auf der anderen Seite auch die Arbeitgeber befragt. Sie sollten auf einer Skala von 1 (wenig wichtig) bis 5 (sehr wichtig) einschätzen, wie relevant für die Kandidaten aus Gen Y, Gen X und Babyboomer-Generation welche Kriterien sind. Es zeigte sich: Bei der Generation Y liegen die Arbeitgeber oft daneben.
So ranken die Unternehmen den Punkt "Möglichkeit, in einem internationalen Team zu arbeiten" mit einem Wert von 4,3. Die Generation Y vergibt aber nur eine 2,9. Den Faktor "innovative Produkte und Dienstleistungen" setzen die Unternehmen auf 4,3. Die jungen Arbeitnehmer selbst sehen ihn bei 3,8.
Falsche Vorstellungen über Gen X und Babyboomer
Fehleinschätzungen zeigen sich auch bei der Generation X. So glauben Unternehmen, die mittlere Altersgruppe schreibe dem Faktor "modernes Arbeitsumfeld" eine 3,7 zu. Die Arbeitnehmer selbst attestieren eine 4,1. Die Bekanntheit des Unternehmens siedeln die Arbeitgeber bei 4,0 an, die Vertreter der Gen X aber bei 4,5.
Was die Babyboomer angeht, so erwarten die Unternehmen nicht, dass diese eigene Ideen einbringen wollen. Sie ranken dies bei 3,8. Die älteren Arbeitnehmer selbst vergeben mit 4,7 einen deutlich höheren Wert. Die Arbeitgeber glauben auch, Babyboomer wollen einen sicheren Arbeitsplatz (4,6). Doch die Älteren setzen dies nur auf 4,0.
Die Arbeitgeber nehmen die unterschiedlichen Generationen "fast schon stereotyp wahr", stellt Erik Bethkenhagen fest, Geschäftsführer von Kienbaum Communications. Sie gingen bei ihrer Personalarbeit "von homogenen Rollenbildern" aus.
3 Idealtypen von Mitarbeitern
Tatsächlich aber gibt es in jeder Generation - zumindest nach dieser Studie - bestimmte Mitarbeiter-Typen. Kienbaum stützt sich hier auf eine Idealtypenbildung, die Meredith Belbin schon 1993 vorgenommen hat. Belbin unterscheidet:
Handlungsorientierte (Perfektionisten, Umsetzer und Macher),
Wissensorientierte (Beobachter, Spezialisten und Erfinder) und
Kommunikationsorientierte (Koordinator, Teamarbeiter und Weichensteller).
Werden nun alle befragten Arbeitnehmer gebeten, sich diesen Idealtypen zuzuordnen, so zeigen sich kaum Abweichungen. Fragt man dagegen die Arbeitgeber, so glauben diese, die Generationen seien sehr unterschiedlich. Arbeitgeber glauben, in der Gen Y vor allem Erfinder, Weichensteller und Teamarbeiter zu finden. In der Gen X vermuten sie viele Macher, Spezialisten und Beobachter. Unter den Babyboomern erwarten sie viele Perfektionisten, Spezialisten und Umsetzer.
Nichtsdestoweniger will Kienbaum keinem Einheitsbrei das Wort reden. So möchten Babyboomer im Unternehmensalltag "nicht übertrumpft werden", schreiben die Studienautoren. Die mittlere Generation weiß um ihre Stärken und fokussiert sich darauf. Die jungen Leute suchen den kollegialen Umgang.
Unterschiede bei der Stellensuche
Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Frage, wie die Studienteilnehmer ihre derzeitige Stelle gefunden haben. 32 Prozent der Gen Y nennen Online-Jobbörsen, weitere 30 Prozent Empfehlungen durch Freunde oder Bekannte. Solche Empfehlungen rangieren bei der Gen X mit 30 Prozent auf Platz Eins, die Online-Börsen folgen mit 21 Prozent auf Platz zwei. Dagegen haben 26 Prozent der Babyboomer ihre Stelle über eine Annonce in Zeitung oder Zeitschrift gefunden, 21 Prozent über eine Online-Jobbörse.
Gleichaltrige bleiben gern unter sich
Soweit die Kienbaum-Studie. Wie unterschiedlich sich die Generationen in der Praxis eben doch zeigen können, belegt das Zitat eines befragten Mittelständlers: "Wir merken ganz deutlich, dass Mitarbeiter unterschiedlichen Alters gerne unter sich bleiben. Bei älteren Mitarbeitern erzeugt jede Veränderung eine Abwehr. Aus Angst ersetzbar zu werden, behalten sie ihr Wissen lieber für sich. Die jüngeren Mitarbeiter, die etwas bewegen möchten, werden kritisch beäugt und teilweise ausgebremst."