"Selig, wer sich vor seinen Untergebenen so respektvoll benimmt, wie wenn er vor seinen Vorgesetzten stünde" - dieses Zitat wird dem Ordensstifter und Wanderprediger Franz von Assisi (1181 - 1226) zugeschrieben. Dieser Tage dürfte es wieder an Aktualität gewinnen, denn Unternehmen machen sich zunehmend um ihren Ruf als Arbeitgeber Gedanken.
Zumindest steht Employer Branding, der Aufbau einer Arbeitgebermarke, ganz oben auf der Liste der Schlüsselherausforderungen im Recruiting. Das geht aus der Studie "Recruiting-Trends 2011" hervor. Für diese Analyse haben die Frankfurter Goethe-Universität und die Universität Bamberg im Auftrag des Karriere-Portals Monster Entscheider aus den deutschen Top-1000-Unternehmen befragt.
Die Forscher wollten wissen, welche Themen Recruiting-Verantwortliche in diesem Jahr besonders stark beschäftigen. Nach wie vor dominieren der demografische Wandel und der Fachkräftemangel - beides "langfristige Trends", wie die Studienautoren anmerken.
Auf Platz drei rangiert der Bologna-Prozess, also die Umstellung der Hochschulausbildung auf Bachelor- und Masterprogramme. Die Kritik lautet, dass die Verkürzung des Bachelorstudiums auf drei Jahre, die straffe Studienorganisation und enge Zeitvorgaben den Studenten erschweren, Praxisphasen oder Auslandsaufenthalte in ihre Ausbildung zu integrieren. Praktika sollen dem Nachwuchs aber die Möglichkeit geben, schon während des Studiums Praxiserfahrung zu sammeln und Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen.
Bereits im Herbst vorigen Jahres klagte Armin Heinzl, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik an der Universität Mannheim, gegenüber dem CIO-Magazin: "Politik und Industrie wollten kürzere Studienzeiten. Trotzdem stellen viele Firmen noch keine Bachelors ein."
Unternehmen reagieren auf die genannten Herausforderungen mit externen wie internen Maßnahmen. Auf einer Skala von Eins ("sehr unwichtig") bis sieben ("sehr wichtig") steht der Aufbau einer starken Arbeitgebermarke nach außen hin mit einem Wert von 6,10 ganz oben. Auf Platz zwei steht die Entwicklung von Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung (Wert 6,09). Es folgt der Aufbau eines internen Arbeitgeber-Images, um der "Employer of choice" zu bleiben (Wert 5,94).
Darüber hinaus wollen sich Unternehmen in diesem Jahr verstärkt um die Verzahnung von Personalmarketing und Fachabteilungen kümmern (Wert: 5,78). Außerdem wollen sie bei Entscheidungsträgern Bewusstsein für die Wichtigkeit von Personalmarketing schaffen (Wert: 5,74).
Großer Mangel an IT-lern, geringer Mangel an Marketing-Leuten
In der aktuellen Studie gehen 49 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sie zum Jahresende mehr Mitarbeiter beschäftigen werden als zu Jahresanfang. In der Vorjahresstudie sagten das nur 34 Prozent.
Insbesondere in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie IT sind Fachkräfte knapp. Lediglich jeder fünfte Befragte glaubt, seinen Bedarf decken zu können. Zum Vergleich: Geht es um die Marketing-Abteilung, erwarten 62 Prozent, genug Kandidaten zu finden. Beim Personalwesen sind es 59 Prozent.
Beim Anwerben neuer Mitarbeiter verlassen sich die Unternehmen deutlich stärker auf digitale Wege als auf klassische Zeitungs-Annoncen. 87 Prozent inserieren zunächst einmal auf der eigenen Firmen-Website, 61 Prozent außerdem in Internet-Stellenbörsen. Printmedien kommen dagegen nur auf 20 Prozent der Nennungen - und liegen damit noch hinter der Arbeitsagentur mit 22 Prozent.
Sieben von zehn Stellen über Internet-Anzeigen besetzt
Zumindest, was die beiden letzteren Recruiting-Wege angeht, passen die Prioritäten der Entscheider jedoch nicht mit der Realität zusammen. So generierten die Befragten im vergangenen Jahr nur drei Prozent ihrer Einstellungen über die Arbeitsagentur - aber 14 Prozent über Anzeigen in Printmedien.
Klarer Sieger bleibt aber das Internet. 2010 holten die Unternehmen 72 Prozent der neuen Mitarbeiter über digitale Wege ins Haus.