Studie Statistisches Bundesamt

Arbeitsbedingungen in Deutschland

20.09.2012 von Andrea König
Führungskräfte arbeiten nicht nur sehr lang, sie klagen auch besonders häufig über Zeitdruck und Arbeitsbelastung. Dennoch halten sie ihren Job für sinnvoll.

Eine Auswertung des Statistischen Bundesamts zeichnet ein detailliertes Bild der aktuellen Arbeitsbedingungen in Deutschland. Deutlich häufiger als früher arbeiten junge Berufstätige in befristeten Anstellungsverhältnissen. Im Jahr 2011 hatte knapp ein Fünftel (19 Prozent) der 25- bis 34-Jährigen einen befristeten Arbeitsvertrag. 15 Jahre zuvor waren es nur halb so viele. Vor allem Berufseinsteiger und Stellenwechsler erhalten oft einen zeitlich begrenzten Vertrag: 40 Prozent derjenigen, die im Jahr 2011 erst seit weniger als zwölf Monaten bei ihrem aktuellen Arbeitgeber tätig waren, hatten einen befristeten Vertrag.

Die Identifikation von Führungskräften mit der eigenen Aufgabe ist hoch: 92,2 Prozent von ihnen sagen von sich selbst, dass sie eine sinnvolle Tätigkeit ausüben.
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Auch die Arbeitszeiten haben sich verändert, denn Nacht- und Wochenendarbeit haben in den vergangenen 15 Jahren deutlich zugenommen. Während 1996 nur 18,8 Prozent der Beschäftigten samstags arbeiteten, war es im Jahr 2011 beinahe jeder Vierte (24,5 Prozent). Der Anteil der Personen die nachts arbeiten, erhöhte sich im selben Zeitraum von 6,8 auf 9,6 Prozent.

Über flexible Arbeitszeiten wird zwar viel gesprochen, doch branchenübergreifend beginnt und endet die Mehrheit der Arbeitstage zu festen Zeiten. Knapp 60 Prozent der Angestellten arbeiten in einem Arbeitsverhältnis mit starren Regelungen. Überdurchschnittlich häufig findet man flexible Arbeitszeiten allerdings im Kommunikations- und IT-Bereich (68 Prozent).

Führungskräfte arbeiten oft mehr als 48 Stunden

Insgesamt arbeiteten Arbeitnehmer mit einem Vollzeitjob im Jahr 2011 durchschnittlich 41,9 Stunden pro Woche. Jeder Achte mit einer vollen Stelle (13 Prozent) gab an, gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Besonders hoch ist der Anteil bei Führungskräften: 39 Prozent von ihnen arbeiteten im vergangenen Jahr gewöhnlich mehr als 48 Stunden.

Führungskräfte leisten nicht nur überdurchschnittlich viel sondern leiden auch besonders oft unter psychischen Belastungen: 17 Prozent von ihnen klagten über Zeitdruck und Arbeitsüberlastung, häufiger waren nur Erwerbstätige in akademischen Berufen betroffen (18 Prozent). In den übrigen Berufsgruppen gaben rund elf Prozent der Befragten an, psychisch belastet zu sein. Diese Angaben basieren auf einer Selbsteinschätzung der Befragten, die aus einer Zusatzerhebung aus dem Jahr 2007 stammt.

Führungskräfte bleiben dem Arbeitgeber treu

Viele Führungskräfte bleiben ihrem Arbeitgeber über mehrere Jahre hinweg treu. 2011 war jeder zweite Chef bereits seit mindestens zehn Jahren beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt. 18,3 Prozent befanden sich bereits seit fünf bis zehn Jahren im Unternehmen, jeder Zehnte seit drei bis fünf Jahren. Die Identifikation mit der eigenen Aufgabe ist hoch: 92,2 Prozent der Führungskräfte sagen von sich selbst, dass sie eine sinnvolle Tätigkeit ausüben. Damit identifizieren sie sich deutlich stärker als durchschnittliche Beschäftigte - bei ihnen liegt der Anteil bei 84 Prozent. Auch die allgemeine Zufriedenheit der Arbeitnehmer in Deutschland ist mit 88 Prozent hoch und über dem EU-Durchschnitt von 81 Prozent.

Schließlich zeigt die Auswertung deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So verdienten Frauen 2011 durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. Ihr Anteil an Führungspositionen lag bei rund 30 Prozent - der Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigung bei 46 Prozent. Auch wenn der Anteil von Frauen in Führungspositionen damit im Vergleich zu 1996 um drei Prozentpunkte angestiegen ist, waren 2011 sieben von zehn Chefs männlich.

Die Daten stammen aus dem Indikatorenbericht "Qualität der Arbeit 2012 - Geld verdienen und was sonst noch zählt" des Statistischen Bundesamts (Destatis). Der Bericht bündelt Daten und Fakten verschiedener Erhebungen zu den Themen Arbeitssicherheit und Gleichstellung, Arbeitszeit und Ausgleich beruflicher und privater Belange, Beschäftigungssicherheit und Sozialleistungen sowie Arbeitsbeziehungen.

Die zentrale Quelle ist die Arbeitskräfteerhebung, die in Deutschland derzeit in den Mikrozensus integriert ist. Der Mikrozensus ist die größte Haushaltsbefragung in Europa: Rund ein Prozent der Bevölkerung Deutschlands gibt im Rahmen dieser Befragung jährlich Auskunft über die eigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen.