Nach der Entscheidung des Managements brauchte das Team um IT-Chef Axel Kindgen keine zwei Jahre, um eine digitale Strategie für Arvos zu entwickeln und sie mit agilen Ansätzen in einem marktreifen Produkt für den Anbieter von Hochdruck- und Hochtemperatur-Wärmeübertragungssystemen umzusetzen.
Mit Zero.One wird der Verschleiß an Anlagen in der chemischen Industrie besser überwacht. Schwere Schäden können dank einer Echtzeitkontrolle und faktenbasierter Entscheidungen der Anlagenführer vermieden werden. Die erstmals an den Arvos-Produkten platzierten Sensoren liefern Werte, aus denen der Hersteller mit künstlicher Intelligenz eine Prognose zu Leistungsfähigkeit und Lebensdauer ableitet.
Die Notwendigkeit einer Reinigung kann das Unternehmen bis zu acht Wochen im Voraus und mit einer Genauigkeit von plus minus zwei Tagen vorhersagen. Laut Arvos lässt sich so die Dauer der Wartungsarbeiten um bis zu 75 Prozent reduzieren, weitere Ersparnisse ergeben sich aus verlängerten Service-Intervallen und der Verhinderung ungeplanter Ausfälle.
Minimum Viable Product
Herausfordernd war es, Machine-Learning-Algorithmen sowie Sensoren zu entwickeln. Da diese nicht wie benötigt erhältlich waren, wurden potenzielle Lieferanten über Crowdsourcing identifiziert. Um Kunden und Investoren zu überzeugen, baute man ein Minimum Viable Product.
Kindgen hat viel gelernt, etwa, dass ein stimmiges Business-Modell, hinter dem der CEO steht, oder Marketing ebenso wichtig sind wie die IT. Das verändere die CIO-Rolle, so der Diplomingenieur: Um neue Geschäftsmodelle zu etablieren und extern zu vermarkten, benötigen IT-Chefs sehr vielfältige Kompetenzen und ein interdisziplinäres Team um sich herum, das keine Angst vor neuen Fragen hat und die Anforderungen auch bei Widerständen umsetzt.