Solarworld-Chef Frank Asbeck braucht die nächsten vier Wochen gute Nerven und eine kräftige Stimme. Der Firmengründer ist am Montag in einen vierwöchigen Sitzungsmarathon gestartet, an dessen Ende die Rettung des schwer angeschlagenen Modulherstellers stehen soll. Dafür müssen aber die Gläubiger auf 55 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Asbeck selbst glaubt an die Zukunft: Er schießt 10 Millionen Euro vom eigenen Vermögen nach. Analysten sehen die Aussichten dagegen eher kritisch.
Die Insolvenz des einst ebenfalls hoch gehandelten Solarunternehmens Conergy vergangene Woche hat auch nicht gerade zur Vertrauensbildung beigetragen. Auch Solarworld hat massive Probleme. 931 Millionen Euro Schulden belasten das Unternehmen - und das in einem Markt, der in Deutschland nach der Absenkung staatlicher Förderung stark geschrumpft ist und weiter nachgeben dürfte.
"Wir warten noch auf einen Nachweis für eine positive Fortführung", sagt Aktionärsvertreter Thomas Hechtfischer von der Schutzgemeinschaft deutscher Wertpapierbesitzer. "Auf die "bösen Chinesen" zu schimpfen reicht nicht aus."
Auch die billigere chinesische Konkurrenz hatte den einstigen Börsenstar tief in die roten Zahlen getrieben. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro. Auch aktuell produziert das Unternehmen Verluste. Solarworld nennt keine Preise - aber von den gut 50 Cent pro Watt Sonnenstromkapazität, die die Chinesen für viele ihrer Module verlangen, dürften die Bonner weit entfernt sein.
Asbeck pocht auf EU-Strafzölle gegen die subventionierten chinesischen Produkte, doch die Verhandlungen zwischen der EU und China dazu ziehen sich hin. Das erste Angebot der Chinesen für einen Mindestpreis lag mit 50 Cent pro Watt knapp unter dem durchschnittlichen Marktpreis - das heißt, es würde praktisch keine Begrenzungswirkung entfalten. "Das ist ein Witz", kritisiert ein Solarworld-Sprecher.
Mit den Gläubigern für zwei Solarworldanleihen im Gesamtwert von nominell 550 Millionen Euro hat Asbeck in diesen vier Wochen voraussichtlich vier Termine, dazu eine außerordentliche Hauptversammlung und dann die entscheidende Hauptversammlung am 7. August.
Der Firmenchef muss dabei Optimismus verbreiten und Anleger dafür gewinnen, für 55 Prozent ihrer Forderungen keinen Cent und stattdessen neue Aktien der Solarworld der Zukunft zu bekommen. Auch nach dem radikalen Schulden- und Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhöhung liegt der Schuldenstand dann noch deutlich jenseits der 400 Millionen Euro.
Die finanzielle Restrukturierung dürfte bis zum Abschluss aller notwendigen Schritte einschließlich der zu erwartenden Einsprüche bis Anfang 2014 dauern. Dann laufen aber schon bald Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe ab, sagt Hechtfischer.
Das Hauptproblem sieht der Aktionärsschützer aber im Geschäftsmodell: "Nach der finanziellen muss auch eine operative Restrukturierung kommen", sagt er. "Wie es angesichts der Billigkonkurrenz inhaltlich weitergehen soll, haben wir noch nicht gehört."
Frank Asbeck hat sich bisher von solcher Skepsis nicht anstecken lassen. Bei der Vorstellung seines Rettungsplanes Mitte Juni agierte er charmant wir immer. Nicht einmal die Frage eines Journalisten, ob er angesichts der drohenden Insolvenz eins seiner zwei Schlösser verkaufen wolle, brachte ihn dabei um die Contenance: "Der Trend geht zum Zweitschloss", erwiderte er auf die Frage. (dpa/rs)