Der deutsche Outsourcing-Markt hatte im vergangenen Jahr ein Volumen von 9,87 Milliarden Euro, schätzt die Marktforschungsfirma Ovum. Das bedeutet einen deutlichen Zuwachs um rund neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Für internationale Unternehmen gewinnt der deutsche Markt angesichts dieser Umsätze deutlich an Bedeutung", sagt Katharina Grimme, Analystin von Ovum. Neben Atos Orgin würden auch Logica und BT Global Services ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet verstärken.
Outsourcing sei ein Massengeschäft, bei dem Skalenvorteile wichtig für die eigene Ertragsmarge seien, so Grimme. Deshalb wundert es auch nicht, dass im vergangenen Jahr rund 46 Prozent der Gesamtumsätze auf die größten zehn Anbieter entfielen. Die IT-Töchter der deutschen Konzerne kommen laut Ovum deshalb zunehmend unter Druck. Die Vorstände müssten schnell über die künftige Ausrichtung der Firmen entscheiden, sagt Grimme. Als Optionen stehen zumeist nur die Rückintegration in die Mutter, der Weg zum Nischenanbieter oder der Verkauf an einen größeren Anbieter zur Verfügung.
Die Top 6 Outsourcer in Deutschland
1 . T-Systems
Den deutschen Outsourcing-Markt dominiert laut Ovum klar T-Systems. Im Bereich der Auslagerungen hält die Firma in Deutschland einen Marktanteil von 18 Prozent. Ovum schätzt, dass T-Systems ein Drittel des Gesamtumsatzes durch Outsourcing-Projekte generiert. Allerdings gehen rund 40 Prozent der Verträge auf das Konto der Konzernmutter Deutsche Telekom. Durch die Fusion mit dem debis Systemhaus im Jahr 2000 ist das Unternehmen gleichzeitig der größte deutsche IT-Service-Provider.
T-Systems adressiert neben Großunternehmen vor allem den Mittelstandsbereich. Wichtigste Zielgruppe bleibt die Industrie und der Telekommunikationssektor. In den vergangenen Monaten erzielte T-Systems zudem erhebliche Etatgewinne im öffentlichen - und im Gesundheitsbereich.
2. IBM
Wie in den meisten europäischen Ländern bedient IBM auch in Deutschland schon seit Jahrzehnten seine Outsourcing-Kundschaft. Seine Position als Branchenschwergewicht konnte das Unternehmen nach einem Milliarden-Vertrag mit der Deutschen Bank deutlich festigen. Das Kernangebot von IBM umfasst die Auslagerung von Rechenzentren und Desktop Services.
Größeres Wachstum erhofft sich der Konzern zudem durch sein on-demand-Konzept sowie das Business Process Outsourcing (BPO). IBM bleibt auf die Fertigungsindustrie und den Finanzdienstleistungssektor zentriert. Allerdings gewann der Mittelstand durch die Integration des Bereiches IMS (IBM Mittelstand Systeme) deutlich an Bedeutung.
3. SBS
Siemens Business Services ist der Inbegriff einer deutschen IT-GmbH. Seit seiner Ausgliederung 1995 entwickelte sich die Siemens-Tochter von einer Firma mit einem Kunden und einem Geschäftsbereich zu einem multinationalen Lösungsanbieter. Damit steht das Unternehmen für den Erfolg einer IT-Ausgliederung. Nach Ovum-Schätzungen erwirtschaftet es rund 75 Prozent des Umsatzes außerhalb von Siemens.
Ein typischer Outsourcing-Vertrag von SBS hat ein Volumen zwischen 50 bis 250 Millionen Euro. Kernkunden sind beispielsweise die Deutsche Bank und Continental. Die Firma konzentriert sich auf Offshore Shared Services und BPO.
4. EDS
EDS bietet nach eigenen Angaben seit etwa 40 Jahren Services rund um das Outsourcing. Die deutsche Niederlassung wurde 1985 gegründet. Von den weltweit 130000 Beschäftigten arbeiten rund 5400 in der Bundesrepublik. Die Firma versucht, vor allem Kunden im Mittelstand zu gewinnen. Im vergangenen Jahr reduzierte EDS seine Belegschaft im Outsourcing-Bereich um 14 Prozent.
Ihr Angebot zielt auf die Fertigungsindustrie und den Automobil-Bereich. EDS bietet vor allem Lösungen für BPO und Business Tranformation Services an. Der größte Outsourcing-Vertrag im vergangenen Jahr wurde mit Infineon geschlossen. Dabei übernahm EDS die gesamte Personalverwaltung inklusive der Gehaltsabrechnungen.
5. HP Services
Während sich HP international um Verträge mit großem Volumen bemüht (BT Group, Nokia, Procter & Gamble), setzt das Unternehmen in Deutschland eher auf mittlere Volumen. Der Fokus liegt dabei auf Desktop und Managed Services für die Fertigungsbranche, dem Finanz- und Automobilsektor (nach Triaton-Übernahme).
Durch die Übernahme der profitablen ThyssenKrupp-Tochter Triaton im Frühjahr 2004 verstärkte HP sein Deutschlandgeschäft. Rund 75 Prozent seines Umsatzes generierte es bis zu dem Verkauf aus Outsourcing-Verträgen. Durch den Kauf gewinnt HP zahlreiche Mittelständler als Kunden. Dem Unternehmen wird von verschiedenen Analysten ein Kaufinteresse an SBS und EDS unterstellt.
6. Atos Origin
Der französische Dienstleister operiert weltweit und hat über 47000 Mitarbieter. In Deutschland galt die Firma jedoch lange als Nischenanbieter für das Outsourcing von ERP-Lösungen, Desktop Sevices und Infrastruktur Management.
Durch die Übernahme von Teilen der KarstadtQuelle-Tochter Itellium gelingt es Atos Origin, seine Präsenz im deutschen Markt zu erhöhen. Bislang wurde ein Großteil des Outsourcing-Umsatzes in Deutschland durch die Tochtergesellschaft Atos Worldline GmbH erwirtschaftet. Sie ist spezialisiert auf das Processing von Bank- und Kundenkarten.
Bezieht man den Itellium-Deal ein, dessen Volumen vom Marktforscher PAC auf rund 150 Millionen Euro pro Jahr geschätzt wird, rückt Atos Origin auf Platz 6 der deutschen Outsourcing-Anbieter.
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