Audi erwartet nach einem Rekordgewinn im ersten Halbjahr für die zweite Jahreshälfte mehr Gegenwind durch fehlende Halbleiter und gestiegene Rohstoffpreise. Finanzvorstand Jürgen Rittersberger sagte: "Wir sind zwar immer noch optimistisch, erwarten aber nicht mehr so ein starkes Ergebnis." Die Lage bleibe "herausfordernd".
Im ersten Halbjahr hatte die VW-Tochter 982.000 Autos verkauft und damit einen Bestwert aufgestellt. Der Umsatz stieg gegenüber dem von Corona geprägten Vorjahr um 43 Prozent auf 29,2 Milliarden Euro. Vor Steuern wurde ein Gewinn von 3,875 Milliarden Euro erwirtschaftet - der höchste Halbjahresgewinn in der Unternehmensgeschichte. Die operative Umsatzrendite erreichte mit 10,7 Prozent das obere Ende des Zielkorridors. Für das Gesamtjahr erwartet Rittersberger allerdings nur zwischen sieben und neun Prozent.
Die Versorgung mit Halbleitern habe Audi im ersten Halbjahr noch sehr gut managen können und Vorräte genutzt. Trotzdem seien Zehntausende Autos - "eine mittlere fünfstellige Zahl" - wegen fehlender Chips nicht gebaut worden. "Das werden wir nur noch zum Teil aufholen können im zweiten Halbjahr", sagte der Finanzchef. Inzwischen seien die Vorräte knapp. Vor allem das laufende dritte Quartal sei stark vom Halbleitermangel beeinflusst: Im August und September könne es zu weiteren Produktionsausfällen und Kurzarbeit kommen. Wo möglich, würden die Chips in Fahrzeuge mit dem höchsten Gewinnbeitrag und dem geringsten CO2-Ausstoß eingebaut. Wegen der Wartezeiten spreche man mit den Kunden.
Hohe Rostoffpreise
Die Rohstoff- und Währungssicherung hatte bei Audi im ersten Halbjahr mit einer halbe Milliarde Euro positiv zu Buche geschlagen. Das "werden wir im zweiten Halbjahr nicht mehr sehen", sagte Rittersberger. Die Preise für Aluminium, Nickel und Kupfer seien zum Teil auf Rekordhöhe und dürften in nächster Zeit da bleiben.
Im ersten Halbjahr steigerte die hohe Nachfrage insbesondere nach SUV-Modellen in China und den USA den Umsatz. Das sorgte für stabile Preise ohne große Rabatte. Für das Gesamtjahr rechnet Audi mit einem Absatz und Umsatz "deutlich über Vorjahresniveau". 2020 war allerdings von weltweiten Lockdowns geprägt gewesen.
Bei den Sparprogrammen sieht der Finanzvorstand Audi im Plan. Bis Ende 2020 seien 2.400 Stellen abgebaut worden, bis Juli etwa 500 weitere. Bis Ende 2023 sollen insgesamt 9.500 wegfallen, zugleich aber 2.500 neue Arbeitsplätze in Zukunftsfeldern entstehen.
Preise für Verbrenner steigen
Jeder zwölfte verkaufte Audi war im ersten Halbjahr ein Elektroauto oder Plug-in-Hybrid. Beim Ergebnisbeitrag dürften die E-Autos in zwei bis drei Jahren mit den Verbrennern gleichziehen, sagte Rittersberger. Zum einen würden die Verbrenner teurer. Zum anderen würden Batterieautos mit größeren Verkaufszahlen und durch technische Weiterentwicklung günstiger. Bis 2025 will Audi 20 vollelektrische Modelle auf dem Markt haben. Nach 2033 sollen Verbrenner nur noch in China gebaut werden. (dpa/rs)