Ein Vorzeigeprojekt der Techniker Krankenkasse ist die Implementierung eines einheitlichen Content-Management-Systems. Wie ist die Resonanz bei den Mitarbeitern?
Sehr positiv - und zwar sowohl auf der Seite der Redakteure als auch bei der Mitarbeiterschaft insgesamt. Das Content-Management-System ist leicht zu bedienen, es verlangt auch keine besonderen Kenntnisse zur Gestaltung. Das erleichtert die Arbeit und sorgt dafür, dass wichtige Informationen schnell online verfügbar sind. Letztlich hängt die Qualität des Kundenservices davon ab, wie schnell unsere Kundenberater über Änderungen oder neue Leistungen informiert sind. Das Intranet ist hier zur Hauptinformationsquelle geworden.
Hat sich dadurch auch der Ruf der IT in Ihrem Unternehmen gebessert?
Stabile Systeme und schnell verfügbare Informationen aller Art tragen mit Sicherheit dazu bei, den Ruf der IT zu verbessern. Um die Zufriedenheit mit unserer Arbeit zu ermitteln, befragen wir regelmäßig unsere internen Kunden. Ein Wunsch aus der Vergangenheit war immer wieder, Informationen individuell auswählen zu können und sie zugleich aus einer Hand zu bekommen. Das ist uns mit dem Content-Management-System gelungen.
Wenn Sie die IT in Ihrem Haus vor zehn Jahren und heute vergleichen. Was hat sich geändert?
Die Techniker Krankenkasse war bereits 1989 als erste Krankenkasse überhaupt bundesweit mit allen Dienststellen vernetzt, hat schon damals eine frühe Form von E-Mails genutzt und Versichertendaten zentral verwaltet. Was sich außer den technischen Möglichkeiten und der extremen Ausweitung der Kapazitäten verändert hat, ist die Rolle der IT: Es gibt heute wohl keinen relevanten Prozess im Haus mehr, der ohne IT-Support auskommt. Das fängt bei der strategischen Planung an, für die wir das Instrument der Balanced- Scorecard nutzen, über die interne Kommunikation bis zur Betreuung unserer Kunden. Nur durch die technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, ist es möglich, unsere Kunden bundesweit von sieben bis 22 Uhr qualifiziert über ihren individuellen Fall beraten zu können. Demnächst werden wir auch die gesamte Eingangspost einscannen und online verfügbar haben. Damit kommen wir dem schon vor zwanzig Jahren vorhergesagten "papierlosen" Büro einen wesentlichen Schritt näher.
Inwieweit ist die Techniker Krankenkasse bereits für die Gesundheitskarte gerüstet?
Wir haben umfangreiche Vorkehrungen für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte getroffen. Die neuen Anwendungen zur Lichtbildverarbeitung und zur Verarbeitung der neuen Krankenversicherungs-Nummer sind produktiv. Wir haben die wesentlichen öffentlichen Ausschreibungen wie die der Produktion von über 6,2 Millionen Karten beendet und die Aufträge vergeben. Zudem arbeiten wir zur Zeit daran, wie die Daten auf der Karte künftig online aktualisiert werden können: Die Online-Aktualisierung der Versichertendaten wird demnächst in den Testregionen ausprobiert - aus unserer Sicht eine wichtige Voraussetzung für den Beginn des Rollouts.
Arbeiten Sie in diesem Zusammenhang bereits mit Ärzten/Apothekern und anderen Kassen in einem Modellprojekt zusammen?
Ja, wir sind an allen Tests zur elektronischen Gesundheitskarte aktiv beteiligt - von Flensburg bis Ingolstadt. Es liegt uns viel daran, potentielle Kompatibilitätsprobleme zwischen den Praxisverwaltungssystemen, den Abrechnungssystemen und unserer eigenen Datenverarbeitung schon im Vorfeld auszuschließen. Außerdem nutzen wir die Tests, um Erfahrungen mit der Akzeptanz bei unseren Kunden zu sammeln, Rücklaufquoten bei Mailings auszuwerten und das Lichtbild-Management zu testen. Schließlich sollen ja mit Beginn des Rollouts alle Karten reibungslos funktionieren.
Gibt es noch weitere Gesundheitsnetzwerke, in denen sich die TK engagiert?
Die elektronische Gesundheitskarte ist ein wichtiger erster Schritt, damit unser Gesundheitssystem auch technisch im 21. Jahrhundert ankommen kann. Doch ebenso wichtig wie dieser Schlüssel für das System sind die Anwendungen, die wir zeitgleich entwickeln. Die Zukunft gehört der sogenannten Integrierten Versorgung, also einer Vernetzung von Behandlern, die interdisziplinär und zum Teil über große Entfernungen zusammenarbeiten. Bis heute hat die Techniker Krankenkasse rund 300 Verträge in diesem Bereich geschlossen - von der Homöopathie bis hin zu Schmerzkonferenzen. Gerade haben wir in Köln ein medizinisches Versorgungszentrum der neuen Generation eröffnet. Hier können alle Fachärzte auf die Patientenakte zugreifen und so interdisziplinäre Therapiepläne entwickeln. In anderen Modellen wie unserem Projekt "Telemedizin für das Herz" profitieren TK-Versicherte von den Möglichkeiten, die die neuen Technologien bieten, indem sie Gesundheitsdaten wie Puls, Gewicht oder Blutdruck elektronisch an den Arzt zur Auswertung schicken.
Bei der elektronischen Signatur sowie bei der Standardsoftware rechnen die Krankenkassen für 2007 mit vergleichsweise stark steigenden Investitionen. Auch Sie, und was versprechen Sie sich von der elektronischen Signatur?
Die elektronische Signatur ist eine Anwendung, von der die Menschen künftig in allen Bereichen profitieren werden - von der Steuererklärung bis zur Zulassung ihres neuen Autos. Auch der Krankenkassen-Service kann sich mit einer rechtswirksamen Unterschrift unter elektronischen Dokumenten verbreitern. Bereits heute wickeln unsere 6,2 Millionen Versicherten drei von vier Geschäftsvorfällen mit uns via Telefon oder Internet ab. Mit der neuen Gesundheitskarte mit Signaturfunktion können später beispielsweise auch Anträge auf Familienversicherung und Kuren elektronisch verschickt oder Patientenverfügungen und Organspenderausweise zukünftig online hinterlegt werden. Wir sind deshalb dafür, die Signatur auf der elektronischen Gesundheitskarte bereitzustellen, werden aber die Versicherten, die eine Karte mit Signatur möchten, an den Anschaffungs- und Betriebskosten beteiligen.