Apple ist nie der Erste, aber wenn Apple etwas anfasst - dann richtig. Auch wenn das viele anders vermuten, es war noch nie das Ziel von Apple, der Erste am Markt zu sein. Der iPod war nicht der erste MP3-Player, das iPhone nicht das erste Smartphone, das iPad nicht das erste Tablet. Apple hat das Ziel, das Leben der Kunden mit ihren Produkten positiv zu verändern. Auch wenn es zu dieser Regel immer mal Ausnahmen gibt, greift sie bei Augmented Reality (AR) um so mehr. Was Apple den Entwicklern in die Hand gibt, ist nicht mehr und nicht weniger als die größte AR-fähige Plattform der Welt (Stand 2017) mit einer einfachen Entwickungsumgebung.
Was macht ARKIT ?
Digitale 3D-Abbilder lassen sich mit ARKit in realer Umgebungen mit 60 fps platzieren. Damit diese auch in der richtigen Größe dort auftauchen, nutzt Apple Hardware der integrierten Kameras sowie Beschleunigungssensoren.
Video: Auch wenn Objekte sich nicht von Wänden verdecken lassen, die Genauigkeit der Positionierung ist beeindruckend.
Die Genauigkeit ist beeindruckend. Auf leistungsstarken iOS-Geräten (iPhone ab 6s und iPad ab dem Pro-Modell) können sich Objekte fest positionieren lassen. Diese behalten auch dann ihren Platz, wenn der Anwender mit dem Gerät den Raum verlässt. Zwar verdecken reale Wände und Objekte nicht das 3D-Abbild, aber die Genauigkeit ist trotzdem verblüffend. Teure Hardware wie die Hololens wird damit unnötig. Wobei es natürlich spannend sein wird, wenn es auch entsprechende Brillen zu einem erschwinglichen Preis gibt. Ich bin hier gespannt, ob Apple auch Ende des Jahres hier noch einen "Punkt" setzt.
Was ermöglicht AR ?
Die bisherigen Demos - zwei Wochen nach der WWDC - zu ARKIT zeigen, dass die AR-Entwicklung über Nacht mMassentauglich wurde. Entwickler aus aller Welt zeigen positionierte 3D Objekte, nicht nur auf Tischen und Fußböden, auch in der freien Natur.
So präsentierte Craig Federighi, Senior Vice President Software Engineering bei Apple, in einer rund zweiminütigen Demonstration, wie sich eine virtuelle Tasse Kaffee, eine virtuelle Lampe und eine virtuelle Vase auf einem realen Tisch positionieren lassen und führte vor, wie lebensnah beispielsweise der virtuelle Schattenwurf ausfällt.
Ich bin mir sicher: AR wird das Privatleben, aber auch die Arbeitswelt verändern. Hier ein paar Beispiele, die sich mit den heutigen Frameworks schon jetzt entwickeln lassen.
Beispiel 1: Beratung für Möbel- und Einrichtungshäuser
Jeder hatte schon mal diese Fragen: "Passt das Sofa in mein Wohnzimmer?", "Welche Stühle passen zu welchem Tisch am besten ?" oder auch "Wie bekomme ich die ganzen Schränke und Elektrogeräte in meiner "Wunsch"-Küche unter?"
Wie Apple schon auf der Keynote zur WWDC 2017 verlauten ließ, arbeitet das der Möbelhersteller IKEA bereits an einer entsprechenden Virtualisierung ihres Kataloges. In Zukunft sind Sie in der Lage, die geplante Küche direkt in Ihrer Wohnung zu sehen. Sie sehen die Anschläge der Türen (in welche Richtung sie sich öffnen), die Armaturen des Waschbeckens, den Herd und alles andere. Das Ganze wird im 1:1-Maßstab eingeblendet.
Video: Entwickler zeigt auf YouTube das Positionieren eines Stuhls im Raum.
Beispiel 2: Information für Architekten, Garten- und Landschaftspfleger
ARKit kann auch große Objekte, z.B, Häuser einblenden. Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine Wiese, auf der Ihr Traumhaus entstehen soll. Der Architekt hat eine entsprechende App dabei und Sie können in das neue Heim virtuell hinein gehen. Sie planen Steckdosen, Tapetenfarbe, Fenstergrößen, einfach alles. Und wenn es in den ersten Stock hoch gehen soll, kann der Architekt diesen zu Ihnen "herunter" holen, denn virtuelle Treppen lassen sich nur schwer besteigen.
Video: Entwickler zeigt auf YouTube die Positionierung von 3D Objekten in der freien Natur
Video: Der virtuelle Blick in eine Garage
Beispiel 3: Museen und Ausstellungen
Die bisherigen Beispiele zeigen Objekte in ihrer Originalgröße. In Museen und Ausstellungen können ARKit Apps genutzt werden um historische Schlachten auf dem Tisch nachzustellen oder um Überreste von Burgen und Städten virtuell darzustellen. Jeder noch so kleine Winkel kann "gesichtet" und durch Sprachausgabe und Infotafel "erklärt" werden.
Entwickler zeigt auf YouTube, wie eine Ruine im Detail angezeigt werden kann.
Beispiel 4: Endkundensupport
Mit iOS 11 haben Entwickler auch Zugriff auf die Tiefeninformation der zweiten Kamera (iPhone 7 Plus). Muß ein Anwender eine Waschmaschine anschließen und ist sich nicht sicher, wie die notwendigen Handgriffe sind, kann er sich diese vom Support direkt zeigen lassen. Dank der Tiefeninformation können "Montagehinweise" direkt im Raum, in der richtigen Tiefe, eingeblendet werden.
Beispiel 5: Spiele, Spiele und noch mal Spiele
Das Wichtigste zum Schluss! Natürlich können AR-Anwendungen endlich in der Masse genutzt werden. Anwender können sich ab der Veröffentlichung von iOS 11 auf wilde Verfolgungsjagden und epische Schlachten im eigenen Wohnzimmer freuen.
Video: Wingnut hat auf der WWDC beeindruckende Schlachten gezeigt
Video: Auch Freiluftspiele werden mit ARKit unterstützt
AR ist die Zukunft und die Zukunft steht vor der Tür
Im Herbst erscheint iOS 11 und ich bin der Überzeugung, dass wir in 2017 das Jahr erleben, das AR den Durchbruch gebracht hat - Apple sei Dank!