Auf den ersten Blick sehen die Zahlen gut aus: Weltweit wird dieses Jahr rund 4,5 Prozent mehr für IT ausgegeben als im Jahr zuvor. Von 115 auf 120 Milliarden US-Dollar sollen die Budgets steigen. Das prognostiziert Gartner. Der Haken daran: Noch im ersten Quartal ging Gartner von fünf Prozent Wachstum aus.
Damit korrigieren die Marktforscher ihre Prognose nun nach unten. Und sie sehen gleichzeitig nur wenige Anzeichen für eine Besserung in naher Zukunft. Als Ursachen für den Rückgang nennt Gartner die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und die widersprüchlichen Signale an die Märkte.
CIOs suchen nach Sparpotenzial
Daher suchen Unternehmen schon jetzt nach Sparpotenzialen und investieren laut Gartner mehr in die Automatisierung von Prozessen als in neue "Megasuites". Darüber hinaus favorisieren sie alternative Software-Kaufmodelle, um Investitionsausgaben zu umgehen und in betriebliche Aufwendungen umzuwandeln. So investiert eine wachsende Zahl von Unternehmen in Cloud-basierte Services und in Infrastructure und Platform as a Service. Gartner rechnet damit, dass der Anteil dieser Services an den Ausgaben für Unternehmenssoftware von elf Prozent im Jahr 2010 auf 16 Prozent im Jahr 2015 steigt.
Eine ähnliche Prognose gibt auch Forrester ab. Bei einer tiefen Rezession drohe ein stärkerer Einbruch als 2009. Selbst wenn es glimpflich durch die Krise geht, werden 2012 die IT-Ausgaben in Europa nur mehr um 1,2 Prozent steigen. Das liegt vor allem daran, dass viele CIOs das Szenario eines Abschwungs in ihre Ausgabenplanung einbeziehen. Der asiatisch-pazifische und der US-Markt wachsen hingegen zweistellig.
Wie auch bei Gartner erwartet Forrester, dass die IT-Outsourcing-Dienstleister von den Sparmaßnahmen profitieren. Zusammen mit der Hardware-Wartung, die bei Forrester zum IT-Outsourcing gehört, werden die Budgets für Outsourcing-Dienstleistungen in Europa in diesem Jahr um 3,3 Prozent und 2013 um 3,4 Prozent zunehmen - das ist der Markt mit dem höchsten Wachstum.
Um bescheidene 3,3 und 2,8 Prozent wachsen die Hardware-Wartung sowie IT-Beratung und Integrations-Services. Der Bereich Software erreicht gerade mal 1,7 Prozent Wachstum und die Telekommunikationsdienste 0,9 Prozent. Und der Umsatz bei Kommunikationsgeräten wird sogar um 1,7 Prozent zurückgehen - der schlechteste Wert aller Bereiche. Besser sind die Aussichten für das Jahr 2013, hier prognostiziert Forrester ein Plus von 3,1 Prozent.
CIOs in Deutschland investieren in Mitarbeiter
Der deutsche IT-Markt wird um 1,6 Prozent wachsen, und gehört damit zu den stärksten europäischen Märkten zusammen mit den nordischen Ländern, Zentraleuropa, der Schweiz und Österreich. Viele andere Ländermärkte schrumpfen - besonders die südlichen.
Am meisten an Fahrt gewinnen die Budgets für IT-Mitarbeiter und Hardware. In Deutschland, so Forrester, waren die Ausgaben für IT-Mitarbeiter immer schon höher als in anderen Märkten - etwa ein Drittel der IT-Budgets. Jedoch sich kaum mehr erfahrene Berater zu finden, und es mangelt an IT-Absolventen. Hier tun sich laut Forrester einige Chancen für Systemintegratoren und Beratungsunternehmen auf.
Etwas schwerer werden sich dabei Unternehmen außerhalb Europas zu tun. Sie leiden unter dem Wechselkurs, der den US-Dollar mittlerweile deutlich stärker notiert. Das führt dazu, dass aus amerikanischer Sicht sogar der deutsche Markt in diesem Jahr schrumpfen wird.