Folgt man den Vorhersagen der Gartner-Auguren sind die Aussichten für die IT ziemlich durchwachsen. Die Firmeninvestitionen in PC-Arbeitsplätze werden ebenso zurückgehen wie die Nutzung des Festnetzes.
IT-Mitarbeiter müssen umlernen und sich von ihrer Technikfixierung lösen. BPO-Dienstleister können auf glänzende Geschäfte mit der Versicherungsbranche hoffen. Treffen die Vorhersagen zu, könnten bei den Anbietern von medizin-relevanter Software rosige Zeiten anbrechen, weil es riesige Bedarfslücken zu decken gilt.
Die IT-Trends 2006 im Einzelnen:
1. Die IT-Abteilung in der Führungsposition
Weil sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union das Rennen um ein "regulatorisches Gleichgewicht", in vollem Gange ist, werden die IT-Abteilungen sich darauf einrichten müssen, den wachsenden Compliance-Ansprüchen gerecht zu werden. Die Erfüllung gesetzlicher Auflagen wird die Business-Landschaft verändern.
Davon geht Gartner aus. Die IT muss weit über Basel-II- oder Sarbanes-Oxley-Act-Anforderungen hinaus auf diese Herausforderungen reagieren. Gute IT-Abteilungen übernehmen die Führerrolle, wenn es um die Zusammenarbeit der IT mit der Rechts- der Finanz- und der Produktionsabteilung sowie der Geschäftsführung ihres Unternehmens geht, so Gartner. Dadurch könnten die ständig steigenden gesetzlichen Auflagen optimal erfüllt werden.
2. Firmen zahlen "Nootebook-Geld"
Bis 2008 sollen zehn Prozent aller Unternehmen von ihren Mitarbeitern verlangen, dass sie firmengenutzte Nootebooks auf eigene Kosten anschaffen. Das wäre eine völlige Abkehr von dem bisher geltenden Prinzip, wonach Firmen-Nootebooks auch für private Zwecke genutzt werden können.
Die Preise für Notebooks seien so dramatisch gesunken, dass dies für Mitarbeiter zumutbar sei, meinen die Analysten. Firmen sollen demnach dazu übergehen, ihren Mitarbeitern eine "Notebook-Nutzungsgebühr" zu zahlen, ähnlich der bisherigen Praxis, dass für die Nutzung von Privat-PKWs zu Firmenzwecken Kilometergeld gezahlt wird.
3. Vom IT-Spezialisten zum Multidisziplin-Mitarbeiter
Die verfügbaren Jobs für IT-Spezialisten sollen bis 2010 um 40 Prozent sinken. Diese Annahme klingt nur auf den ersten Blick dramatisch. Laut Gartner wird sich der technikfixierte IT-ler in den kommenden Jahren umorientieren müssen. Er wird sich zu einem multidisziplinär arbeitenden Mitarbeiter mit Kompetenzen auf verschiedenen Gebieten weiterentwickeln. Wenn er das tut, kann er auch weiterhin auf einen Job hoffen, so ist zu vermuten.
4. Handy statt Festnetz
Zumindest in den USA wird die Festnetzsparte möglicherweise herbe Einbrüche hinnehmen müssen. Nach den Voraussagen von Gartner sollen in den kommenden vier Jahren 30 Prozent der amerikanischen Haushalte ausschließlich über Handy oder Internet telefonieren.
5. Rosige Zeiten für BPO-Dienstleister
Bis 2008 sollen die Anbieter von Business Process Outsourcing (BPO) elf Milliarden Dollar Umsatz alleine in den USA mit Versicherern machen. Die Assekuranz-Branche will mit der Auslagerung von Geschäftsprozessen den notwendigen Umbau ihrer Strukturen beschleunigen.
Die Dienstleister haben bis dahin die entsprechenden personellen Kapazitäten und Technologie-Plattformen aufgebaut, um mit den bisherigen Vertriebskanälen, wie Banken oder Investment-Häuser, mithalten zu können, glaubt Gartner
6. Software für die Gesundheit
Durch den Einsatz entsprechender Software in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen ließe sich die Sterberate bis 2013 um 50 Prozent senken, orakelt Gartner. Kliniken, Gesundheitsdienste und Arztpraxen sind bisher in Sachen IT notorisch unterversorgt, wie die Analysten festgestellt haben. Das soll sich bald ändern. Die Ausgaben für medizinisch relevante Software sollen um mehr als die Hälfte steigen.
Die genannten sechs IT-Trends sind Teil der alljährlichen Gartner-Voraussagen. Rund 50 Reports beschäftigen sich mit den wichtigsten Entwicklungen für IT-Nutzer im privaten und geschäftlichen Bereich sowie den Aussichten für die Anbieter von Soft- und Hardware. Anfang Dezember sollen die Reports erscheinen.