Die Deutschen lieben ihren Dienstwagen. Zwar sank 2013, so der "Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement 2014" des F.A.Z.-Instituts, die Zahl der neuzugelassenen Dienstwagen um 6,2 Prozent (etwa 655.000 Autos weniger als im Vorjahr). Trotzdem ist die Autobranche wegen der guten Arbeitsmarktverhältnisse zuversichtlich, dass 2014 wieder mehr Dienstwagen angemeldet werden. Viel ändert sich offenbar nicht: Die beliebteste Marke für einen Firmenwagen ist nach wie vor Volkswagen. Die Wolfsburger stellen knapp jeden vierten Dienstwagen (24,8 Prozent), Audi kommt nur auf 13,5 Prozent. Die beliebtesten Modelle: der VW Passat, der VW Golf, der Audi A4 und der Audi S4. Doch ganz so eindeutig ist die Situation im Autoland Deutschland doch nicht.
Ein interessantes Detail gibt der Ratgeber preis: Stetig sinkt die Zahl privat zugelassener PKWs, während die der Dienstwagen im Verhältnis steigt. Offenbar steigen immer mehr Menschen auf Rad und ÖPNV um. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Zahl der Dienstwagen nur deshalb steigt, weil Firmen einfach kaum andere Mobilitätsangebote machen. Aber wenn sich ein Unternehmen zukunftsfähig aufstellen will, sollte es mehr auf die Wünsche der Mitarbeiter, was deren Mobilität angeht, eingehen.
Das Management der Mobilität steht dabei an erster Stelle - und damit ist nicht nur der Fuhrpark gemeint. Der Ratgeber definiert Mobilitätsmanagement so: "Durch die integrierte Gestaltung von Fuhrpark, Geschäftsreisen und der Mobilität der Mitarbeiter auf dem täglichen Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte wird das Ziel verfolgt, die Mobilität, effizienter, umwelt- und sozialverträglicher, gesünder und attraktiver zu gestalten." Für Entscheider ist vor allem wichtig: Mitarbeiter arbeiten lieber bei Unternehmen, die sich Gedanken um das Mobilitätsmanagement machen. Sonst wandern die viel gesuchten Fachkräfte am Ende zur Konkurrenz. Das gilt vor allem für die Jungen, wie der Ratgeber feststellt.
Wie man Talente anzieht
Der "War for Talents" tobt vor allem IT-Bereich: Wenn Unternehmen im Gehaltsbereich sich kaum noch voneinander unterscheiden, kann das Mobilitätsmanagement ein Argument sein, den Bewerber von sich zu überzeugen. "Unternehmen machen sich durch einen Mobilitätsmix gerade für jüngere Mitarbeiter attraktiver", heißt es im Ratgeber. Die Generation Y ist oft in Großstädten aufgewachsen, ohne eigenes Auto, aber mit Semesterticket - für sie hat ein Dienstwagen nicht mehr denselben Stellenwert wie für heutige Manager. "Gerade den Jungen sind mobile Geräte wie Smartphones und iPad wichtiger als ein Pkw", schreiben die Autoren.
Das bedeutet auch, dass Unternehmen im Kampf um Talente bessere Karten haben, wenn sie ihren Mitarbeitern einen vernünftigen Mobilitätsmix anbieten. "Zum einen sprechen sie damit den Teil der Nachwuchskräfte an, der eher nachhaltig und weniger statusorientiert denkt und handelt und somit dem Unternehmen langfristig eine höhere Wettbewerbsfähigkeit eröffnet", heißt es im Report. Gleichzeitig bindet eine Firma auch Nicht-Führungskräfte an sich, deren Fahrtkosten zum Arbeitsplatz sinken. Dadurch sinkt auch in diesem Bereich die Fluktuation - und das Unternehmen spart langfristig Kosten.
Mobilität heißt nicht nur Dienstwagen
Mit einem vernünftigen Mobilitätsmanagement lässt sich in Unternehmen nicht nur Geld sparen, sondern auch CO2-Emissionen. Aber nur, solange die angebotene Lösung attraktiver und praktikabler ist, als einfach nur den Dienstwagen zu nehmen. Bislang haben aber nur 57 Prozent der Firmen, die eine eigene Flotte besitzen, ein eigenes Mobilitätsmanagement, das auf mehr setzt als eine Flotte. Ein Jobticket haben laut Bericht 73 Prozent, Fahrradförderung betreiben 37 Prozent, auf Fahrgemeinschaften setzen 30 Prozent und immerhin noch jedes zehnte Unternehmen auf Werksbusse.
Ein vernünftiger Mobilitätsmix muss mehr können als Dienstwagen und Jobticket. Vor allem der Firmen-Pkw kostet ein Unternehmen mehr als nur Anschaffung und Sprit. Wer Dienstwagen zur Verfügung stellt, wird feststellen, dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der Arbeitszeit mit Fahrten zugebracht wird. Wenn teure Führungskräfte selbst fahren, können sie in dieser Zeit nicht arbeiten: "Das hat hohe Opportunitätskosten - also Personalkosten für die nicht nutzbare Reisezeit - zur Folge", heißt es im Report.
Kann ein Entscheider seine Mitarbeiter dazu bringen, ab und zu die Bahn zu nehmen, ist das oft nicht nur günstiger (wenn man Sprit- und Parkkosten und eine Vergünstigungen einer Bahncard miteinrechnet). Es ist auch, so der Report, besser für die Gesundheit des Mitarbeiters: Er bewegt sich mehr, die Unfallgefahr ist geringer, und kein Stau jagt den Blutdruck durch die Decke (wenn die Bahn keine Verspätung hat, versteht sich).
Ein neues System einzuführen, ist nicht so einfach: Isolierte Maßnahmen bringen wenig und werden bei Belegschaft auf Widerstand stoßen, warnt der Ratgeber. Ein Entscheider, der ein vernünftiges Mobilitätsmanagement implementieren will, sollte langfristig denken, auf die Sorgen und Wünsche der Mitarbeiter eingehen und Alternativen anbieten. Zunächst, so der Ratgeber, müsse eine Firma mehrere Faktoren analysieren: Wie viele Geschäftsreisen werden wie erledigt, welchen Fuhrpark habe ich und wie wird der überhaupt genutzt, wo wohnen meine Mitarbeiter und wie kommen sie zur Arbeit? Erst dann kann das Großprojekt angegangen werden.
Bonus statt großer Dienstwagen
Die IT kann entscheidend dazu beitragen, dass ein Unternehmen ein vernünftiges Mobilitätsmanagement hat. Wie ein solches aussehen kann, zeigt der Ratgeber in einem Fallbeispiel: Mitarbeiter einer IT-Beratungsgesellschaft haben einen Dienstwagen, den sie auch privat nutzen, ansonsten fliegen sie weitere Strecken oder fahren mit dem Taxi. Um CO2-Emissionen zu reduzieren, gibt es zunächst einen sehr einfachen Weg: Wer keinen Dienstwagen möchte, bekommt eine Bahncard 100 angeboten. "Zuvor waren sie gänzlich leer ausgegangen", heißt es. Das Fehlen des Angebots hat aber die Mitarbeiter eher dazu verleitet, einen Dienstwagen anzunehmen, auch wenn sie ihn gar nicht benötigten.
Dann kommt die IT-Abteilung ins Spiel: "Alle IT-Berater erhalten ein individuelles Mobilitätsbudget, welches den Ausgaben und dem CO2-Ausstoß für ihre Mobilität im Vorjahr entspricht." Darin fließen ein: Fahrtkosten, Übernachtungskosten, Spesen. "Über eine Software werden alle Mobilitätskosten den Mitarbeitern zugeordnet." Dies ist anfangs ein erheblicher Aufwand, ist aber machbar.
Wählt nun ein Mitarbeiter zum Beispiel einen kleineren Dienstwagen, verbraucht er weniger Sprit und spart damit Kosten und CO2-Emissionen. Als Anreiz, tatsächlich mehr zu sparen, schlägt der Report vor, dass die Mitarbeiter im ersten Jahr drei Viertel des eingesparten Budgets als Bonus ausgezahlt bekommen. Besonders wichtig, damit die Mitarbeiter im Zug auch arbeiten können: "Außerdem erhalten die Mitarbeiter eine für mobiles Arbeiten geeignete IT-Ausstattung, wie sie bisher nur den Vorstandsmitgliedern zustand."
Zwar bedeutet die Aufrüstung ein beträchtliches Invest für die IT-Abteilung. Aber letztendlich lohnt es sich: Die Kosten und die CO2-Emissionen sinken, die Mitarbeiter müssen weniger Überstunden machen (weil sie nicht stets selbst fahren), sie sind gesünder und ein Unternehmen bindet alle Arten von Mitarbeitern an sich. Intelligentes Mobilitätsmanagement ist ein Investment in die Zukunft, das sich lohnt. Auch für die Umwelt.
Den Ratgeber mit mehr Tipps und Daten zum Mobilitätsmanagement kann man hier bestellen.