Der deutsche Markt für ERP stellt sich nach wie vor sehr heterogen dar. In ihm tummeln sich viele kleinere Spezial- und Branchenanbieter. Klassenprimus ist zwar weiterhin SAP. Die Walldorfer tun sich aber immer noch schwer mit dem Mittelstand. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "IT-Markt Deutschland 2008" des Marktforschers Raad Research aus Münster.
Das ERP-Geschäft mit deutschen Großkunden ist dagegen fest in SAP-Hand. Vor allem die Branchen Automobil, Chemie und Pharma, Medien, Verlage und Telkos, Ver- und Entsorger sowie die öffentliche Hand setzen auf ERP-Systeme des Software-Herstellers. Auch große Anbieter wie beispielsweise Oracle haben kaum eine Chance. Außer Unternehmen gehören zu großen ausländischen Konzernen, die nicht zwangsläufig auf ERP Made in Germany setzen.
Anwender, die nicht auf SAP setzen, finden sich vor allem im klassischen Mittelstand. Die wichtigsten Player für den Bereich Kernapplikationen sind Infor, Microsoft und Datev. Generell ist ein Trend hin zu Standard-Software zu beobachten. Die Tage der Best-of-Breed-Lösungen und Eigenentwicklungen im Mittelstand sind laut Raad Research gezählt.
Im Zuge der aktuellen SAP-Modernisierung kommt die Hardwarethematik wieder verstärkt auf die Agenda der IT-Abteilungen. Dabei legen Unternehmen neben dem Zwang zur Kosteneinsparung auch ein besonderes Augenmerk auf Flexibilität und Effizienz. Deshalb wird nicht mehr ausschließlich der traditionelle box-centric approach gefahren. Vielmehr kommen Virtualisierung und Adaptive Computing in das Blickfeld der Anwender.
Die beiden Hersteller HP und FSC haben laut Raad Research gute Chancen in diesem Umfeld. Denn vor allem ihre Bestandskunden weisen hohe SAP-ERP-Planungen auf. Generell sind Unternehmen derzeit in einer komfortablen Lage. Da mittlerweile alle Hardware-Hersteller Virtualisierung für SAP-Systeme anbieten, können sich Kunden die zum eigenen System passende Plattform aussuchen.
Enterprise SOA noch kein Thema
Eher zurückhaltend sind Anwenderunternehmen dagegen immer noch beim Thema Enterprise SOA. Im Jahr 2006 hatte Raad Research prognostiziert, dass 2010 etwa 20 bis 30 Prozent der SAP-Kunden erste Projekterfahrungen mit SOA gesammelt haben. Gestützt auf verschiedene Umfragen korrigiert der Marktforscher seine Prognose nach unten. Die Rede ist auch nicht mehr von konkreten Prozentzahlen. Dafür heißt es jetzt, dass die nächste Welle hin zu Enterprise SOA noch relativ klein ist.
Dafür ist Linux mittlerweile im Mittelstand gern gesehen. Unternehmen schätzen es als günstige Alternative zu Windows. Inzwischen stellen auch alle großen Hardware-Hersteller sicher, dass SAP ERP auf Linux-basierten Servern läuft. Dadurch verringert sich nicht nur das Risiko einer Investition in Linux. Anwender bewahren sich eine größtmögliche Unabhängigkeit.
Für die Studie "IT-Markt Deutschland 2008" befragte Raad Research 5.656 IT-Verantwortliche. Sie stammen aus Unternehmen verschiedener Größen und Branchen.