"Bald kein Job mehr ohne IT": So lautete die Zukunftswette von Edgar Aschenbrenner aus dem vorletzten CIO-Jahrbuch. Konkret wettete der CIO von E.ON, dass jeder Werktätige im Jahr 2022 IT-Werkzeuge nutze. Aber die Redner der diesjährigen Handelsblatt-Tagung für IT-Strategie haben Belege geliefert, dass das schon früher passiert. IT wandert ins Produkt. Jeden Mitarbeiter trifft das.
Und alle Handelsblatt-Redner waren sich einig, dass eine Trennung von IT und Business schadet, weil sie die Innovationskraft ihrer Unternehmen hemmt. Nicht-ITler unter den Vortragenden meinten zudem, dass sich das Verhältnis zur IT gerade neu festrüttelt. Dabei gilt: Wo die Verteilungskämpfe glimpflich abgehen, entstehen die größten Erfolge. Also beteiligen wir uns lieber nicht an den Verteilungskämpfen und werden auch nicht die unselige Debatte wiederbeleben, welche Rolle ein CIO ausüben sollte. Ob Vorstand oder nicht: Ein CIO hat den Wandel vorzubereiten. Alle weiteren Fragen sind Details.
Reden wir lieber darüber, wie IT-Manager ein besseres Gefühl für ihr Business erzielen. Im Indian Institute of Management konnten die Teilnehmer unseres Leadership Excellence Program lernen, welche Produkte in einem Emerging Market funktionieren, ab wann Inder deutsche Ingenieurskunst als Overengineering betrachten (und nicht mehr bezahlen) und welche Eintrittsbarrieren des indischen Marktes sich wie überwinden lassen. Konkrete Beispiele erfuhren sie bei Bosch in Bangalore. Ferner haben sie bei einer Führung durch Mumbais größten Slum gelernt, wie Wirtschaft auf der untersten Ebene funktioniert. Und zur Belohnung haben sie im Freizeitprogramm einen Tiger vors Objektiv bekommen. Gerald Höhne von SMA Solar hat ihn am besten getroffen.
Hardcore-IT-Themen fangen in diesem Heft erst auf Seite 22 an: Helmut Meitner, CIO bei Ströer, erklärt, wie er seine Server vom nächsten Quartal an bei einem Dienstleister brummen lässt - mit Kyoto-Kühlung. Und danach hat unser Autor Holger Eriksdotter ein paar Firmen ausgegraben, die tatsächlich schon mit HANA arbeiten. SAP tut sich immer noch ein bisschen schwer damit, konkrete Beispiele heranzuschaffen, wahrscheinlich weil deutsche CIOs lieber erst Stellung beziehen, wenn Projekte schon ganz sicher funktionen. Wir würden uns da mehr Mut wünschen.