Seit etwa fünf Jahren spielt es für die Banken eine wichtige Rolle, welche IT-Bereiche ausgelagert werden können. Inzwischen gilt das Outsourcing bestimmter IT-Dienstleistungen wie Desktop-Services schon als "Commodity". Eine Pionierrolle fiel dabei der Deutschen Bank zu, die seit 2003 einen großen Teil ihrer zentralen IT ausgelagert hat. Danach folgten zahlreiche weitere Deals wie beispielsweise der WestLB mit HP oder der Hamburger Sparkasse mit Wincor Nixdorf.
Laut der Analyse werden neuerdings auch komplette Geschäftsprozesse geprüft. Um schlanker, effizienter und transparenter zu werden, müssen Banken ihre Geschäftsprozesse optimieren. Die Komplexität der IT einerseits und der Bankenprozesse andererseits führt zu einigen Schwierigkeiten. So ist es sehr zeitaufwendig, die Prozesse zu analysieren, die nötigen Entscheidungen zu treffen und danach umzusetzen.
Die Automatisierung der Geschäftsprozesse ist zurzeit die größte Herausforderung, so die Untersuchung. Neue gesetzliche Vorschriften wie Single Euro Payments Area (SEPA) und MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) werden zu beträchtlichen IT-Investitionen führen.
Neue Bankdienstleister
Das Ergebnis zeigt, dass in Deutschland hauptsächlich Abwicklungsprozesse, die Wertpapiere, Zahlungsverkehr und Kredite betreffen, ausgelagert werden. Aufgrund dieser Entwicklung haben sich neuartige Bank-Dienstleister gegründet. Zwei Beispiele hierfür kommen aus dem Bereich Zahlungsverkehr.
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Die Postbank wickelt über ihre Tochter BCB nicht nur ihren eigenen Zahlungsverkehr, sondern auch den der Deutschen Bank, Dresdner Bank und der Hypo Vereinsbank ab. So wurde die Postbank deutschlandweit zum größten Anbieter in diesem Bereich, obwohl sie ursprünglich kein IT-Dienstleister war.
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Zu einem Marktführer ist auch das Transaktionsinstitut für Zahlungsverkehrdienstleistungen avanciert. Die Tochter der DZ Bank wickelt den Zahlungsverkehr für Banken aus dem genossenschaftlichen Finanzverbund ab. Außerdem ging das Institut eine Partnerschaft mit dem belgischen Dienstleister Fin-Force ein. Anschließend schloss sich das Transaktionsinstitut mit der Interpay Nederland zu der Firma Equens zusammen.
Die Wachstumschancen der beiden Beispiele werden als sehr hoch eingeschätzt. Grund dafür ist unter anderem die Schaffung einer SEPA, die etwa 30 verschiedene nationale Standards ersetzen soll.
Der Studie zufolge bietet dieser Trend klassischen IT-Dienstleistern die Chance, sich auf einem Markt mit hohem Umsatzpotential zu positionieren. Die Nachfrage reicht dabei von der Entwicklung der Lösungen über die Wartung und Support-Leistungen bis hin zur Anbindung neuer Mandanten. Bei der Postbank war SAP erfolgreich, während die EDS bei der KBC Bank und Equens punktete.
Erfolgsfaktoren sind in diesem Marktumfeld nicht nur Kompetenz und der Aufbau der nötigen Ressourcen. Es ist auch wichtig die eigene Expertise und Erfolge im Kundengespräch darstellen zu können. Häufig kann ein Anbieter die Einstellung der Banken gegenüber Outsourcing positiv beeinflussen, indem er Chancen und Erfolge der Maßnahme aufzeigt.
Zweifel beim Auslagern
Laut verschiedener Umfragen interessieren sich viele Banken dafür, ihre IT und Geschäftsprozesse auszulagern. Sie haben jedoch Zweifel bei der Umsetzung. Als erprobte Vorgehensweise hat sich herausgestellt, mit selektivem BPO zu beginnen.
Die Analysten von PAC sind der Ansicht, dass sich die Bankenlandschaft künftig einerseits aus Vertriebsbanken und andererseits aus Produktionsbanken zusammensetzen. Langfristig werden nur optimal aufgestellte Institute überstehen.
IT-Dienstleister sollten sich daher überlegen, für welche BPO-Themen sie heute schon Ressourcen und Kapazitäten haben. Im nächsten Schritt sollten sie ihr Portfolio auf die Anforderungen der neuen Banken anpassen. Dabei dürfen sie natürlich nicht die anderen Trends vernachlässigen.