Die Untersuchung definiert Core Banking als Summe aller IT-Komponenten, mit denen Banken ihre grundlegenden Finanzprodukte und Dienstleistungen verwalten. Dazu gehören beispielsweise Kunden- und Kontendaten, Guthaben, Darlehen, Hypotheken, Zahlungs- und Kreditkartentransaktionen.
70 Prozent der befragten Führungskräfte sehen in der mangelnden Flexibilität ihrer Core-Banking-Systeme die größte Gefahr für ihren künftigen geschäftlichen Erfolg.
Knapp die Hälfte der Befragten befürchtet, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit durch zu hohe Gesamtbetriebs- und Wartungskosten der oft Jahrzehnte alten Eigenentwicklungen leidet. Beinahe die Hälfte der befragten Führungskräfte nannte zudem mangelnde Systemintegration als ein weiteres Hindernis für ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Knapp ein Drittel der Banken in Europa und jede fünfte befragte Bank in Nordamerika will daher innerhalb der kommenden fünf Jahre ihre Core-Banking-Systeme austauschen.
Reduktion von Backoffice-Aufgaben
Die Kernbank-Thematik ist vor allem für Mitarbeiter in den Bankfilialen von großer Wichtigkeit. Denn die Uraltsysteme beeinträchtigen ganz erheblich den Kundenservice. Das machen die Untersuchungsergebnisse deutlich.
Danach verbringen Filialmitarbeiter fast 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mit kundenbezogenen Backoffice-Aufgaben anstatt mit direkter Kundenbetreuung. Im asiatisch-pazifischen Raum sind das sogar 48 Prozent, in nordamerikanischen und europäischen Banken hingegen "nur" 36 beziehungsweise 34 Prozent.
Für die Mitarbeiter haben eine Verbesserung der Antwortzeiten (38 Prozent) und der Anwendungsintegration (38 Prozent) oberste Priorität. Auf schnellere Antwortzeiten legen die Hälfte der in Europa tätigen Bankangestellten größten Wert, während ihre asiatisch-pazifischen (41 Prozent) und amerikanischen Kollegen (38 Prozent) Anwendungsintegration als vordringlich erachten.
Die größten Probleme bereiten Prozessverzögerungen, wie 50 Prozent aller Befragten angaben. Inkonsistente Kundendaten und fehlendes Verständnis für Kundenbedürfnisse bereiten jedem fünften Schwierigkeiten.
König Kunde?
Die Probleme mit den veralteten Core-Banking-Systemen wirken sich direkt auf die Kundenbeziehungen aus. 54 Prozent der Befragten aus dem asiatisch-pazifischen Raum glauben, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden besser verstehen müssten. 55 Prozent in Europa und 41 Prozent in Nordamerika gaben hingegen an, mehr Zeit für die Kundenbetreuung zu benötigen.
Eine Frage der Kosten
Veraltete Systeme sind aus Sicht der befragten Bank-Manager die Hauptgründe für mangelnde Flexibilität.
Die Umfrage ergab zudem, dass Fach- und IT-Entscheider unterschiedliche Erwartungen an ein Core-Banking-System haben.
39 Prozent der Manager wünschen sich ein System, das die Einführung von Produktinnovationen erleichtert. Das steht nur für ein Drittel der IT-Entscheider im Vordergrund. Sie setzen auf Kostenersparnis durch die Einführung eines neuen Systems (42 Prozent). Der Kostenfaktor steht dagegen nur für rund ein Drittel der Unternehmensverantwortlichen an erster Stelle.
Dennoch gab die Hälfte der Führungskräfte an, zu hohe Kosten der laufenden Systeme seien ein Problem. Denn Banken geben durchschnittlich die Hälfte ihrer gesamten IT-Budgets für Core-Banking aus. Ein Großteil dieser Ausgaben betrifft die Anpassung des Systems an neue Produkte oder die Entwicklung neuer Systemfunktionen. Im asiatisch-pazifischen Raum fallen dafür sogar 70 Prozent der IT-Etats an.
Systemerneuerung mit SOA
Ein großer Teil der befragten IT-Entscheider geht davon aus, dass eine komponentenbasierte, serviceorientierte Architektur ihre IT-Landschaft zukünftig entscheidend prägt. Allerdings haben bislang nur wenige Banken eine konkreten Entwicklungsplan hierfür.
Dagegen hat die Mehrheit der befragten Geldinstitue klare Vorstellungen davon, wie sie auf ihre geplanten Core-Banking-Systeme migrieren wollen. 49 Prozent der IT-Entscheider und 50 Prozent der fachlichen Führungskräfte wollen pro Produktlinie umstellen. 28 Prozent der IT-Entscheider und 29 Prozent der Geschäftsverantwortlichen planen eine Umstellung pro Funktionsbereich.
Hier könnte auch die Stunde der Sytemanbieter schlagen. Denn bisher sind in Europa 90 Prozent aller Kernbank-Systeme Eigenentwicklungen der Finanzhäuser. Bis 2008 soll dieser Anteil um zehn Prozent sinken.
Die Studie "Redefining Core Banking" wurde von den Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Celent und Novamétrie im Auftrag von SAP und Accenture in 17 Ländern durchgeführt. An ihr nahmen 147 leitenden Bankangestellte aus 70 Banken teil. Davon waren 45 Prozent IT-Entscheider und 55 Prozent fachliche Führungskräfte.
Für die Befragung in den Bankfilialen wurden 1.300 Geschäftsstellenleiter und -angestellte interviewt. Die Mehrzahl der Antworten kam aus den weltweiten Top-100-Banken. 40 Prozent der Befragten kamen aus dem europäischen, jeweils 30 Prozent aus dem nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Raum.